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04.02.2022:
Janus Henderson Investors | Ausverkauf im Januar - was kommt als nächstes auf die Finanzmärkte zu?
Köln, den 04.02.2022 (Investmentfonds.de) -
Paul O'Connor, Head of Multi-Asset und Portfolio Manager
bei Janus Henderson Investors
Ausverkauf im Januar - was kommt als nächstes auf die Finanzmärkte zu?
- Schwierige Marktentwicklung durch stark veränderte US-Geldpolitik
- US-Notenbank signalisiert das baldige Ende ihres Anleiheankaufprogramms
- mit Abbau der Bilanzstruktur ist ab Mitte März rechnen
- Marktkorrektur scheint weit fortgeschritten, kurzfristige Ausblicke
für Finanzmärkte nach wie vor ungewöhnlich unsicher
Die Volatilität ist 2022 mit voller Wucht an die Finanzmärkte zurückgekehrt.
Dabei spielen zwar mehrere Faktoren eine Rolle, aber der wichtigste ist der
ungeschickte Versuch der Marktteilnehmer, die sich rasch ändernde
US-Geldpolitik einzupreisen. Das Umdenken ist ungewöhnlich abrupt erfolgt.
Während im September 2021 die Märkte eine Zinserhöhung von 25 Basispunkten
(0,25 %) für 2022 einpreisten, werden jetzt allgemein vier oder fünf
Anhebungen erwartet. Parallel zu diesen Entwicklungen hat die US-Notenbank
signalisiert, dass ihre Ankaufprogramme für Vermögenswerte (Quantative
Easing, QE) bald auslaufen werden. Anleger sollten nun davon ausgehen,
dass die Fed etwa ab Mitte des Jahres mit der Verringerung ihrer Bilanz
beginnen wird.
Viele hatten sich von der kürzlich stattfindenden Fed-Pressekonferenz eine
Verschiebung bezüglich der jüngsten in Aussicht gestellten geldpolitischen
Maßnahmen versprochen. Jedoch ist genau der gegenteilige Effekt eingetreten.
Powells Äußerungen wurden in jeder Hinsicht hawkish interpretiert. Er schien
sich mehr über eine außer Kontrolle geratene Inflation zu sorgen, als
darüber, dass der Markt eine zu straffe Geldpolitik einpreisen könnte.
Das Unbehagen des Vorsitzenden ist verständlich. Da sich die Inflation in
den USA auf einem 30-Jahres-Hoch befindet und die Wirtschaft nahe der
Vollbeschäftigung liegt, ist die Notwendigkeit einer deutlichen Rücknahme
der geldpolitischen Unterstützung (Konjunkturmaßnahmen) unschwer erkennbar.
Dieser Straffungszyklus beginnt ungewöhnlich spät. Denn die realen
Leitzinsen (Zinssätze) in den USA sind außergewöhnlich niedrig und die
quantitative Lockerung stellt einen zusätzlichen geldpolitischen Anreiz dar.
Unter diesen Bedingungen ist es schwer vorherzusagen, in welchem Umfang
eine Straffung erforderlich sein wird, bevor der Prozess überhaupt
begonnen hat.
Das Ende einer Ära
Während der Pandemie herrschten ungewöhnlich günstige monetäre Bedingungen
für Investoren. Das Ende dieser Ära und die Rückkehr zu normaleren
geldpolitischen Bedingungen waren immer mit einem gewissen Unbehagen der
Anleger verbunden. So wie die niedrigen Zinssätze und das QE die Renditen
der Assets erhöht und die Marktvolatilität gedämpft haben, sollte es keine
große Überraschung sein, wenn eine Umkehrung dieser geldpolitischen
Bedingungen ein schwierigeres Marktumfeld einläutet. Diese Anpassung könnte
etwas Zeit erfordern.
Trotzdem bleiben wir auch nach der jüngsten Korrektur, die im Januar zu
einem zweistelligen Rückgang des S&P 500 Index und einer Korrektur des
NASDAQ 100 im mittleren bis hohen Zehnprozentbereich geführt hat, nicht
allzu pessimistisch. Verschiedene Indikatoren für die Anlegerpositionierung
auf dem Optionsmarkt - wie der VIX-Index, der in dieser Woche auf über 30
gestiegen ist - deuten darauf hin, dass sich die Anleger nun ausreichend
gegen Kursverluste abgesichert haben, nachdem sie zu Beginn des Jahres
noch sehr zuversichtlich waren Umfragen zur Stimmung der Privatanleger
zeichnen ein ähnliches Bild. Solche Stimmungs- und Positionierungs-
indikatoren sind in der Regel recht zuverlässige Kontraindikatoren -
die meisten deuten derzeit darauf hin, dass die Marktkorrektur bereits
in vollem Gange ist.
Während jedoch einige Indikatoren bereits für einen Kauf während der
Bodenbildung des Aktienmarkteinbruchs sprechen, mahnen andere zur Vorsicht.
Eine dieser Überlegungen ist die Dimension. Die Korrektur bei den US-Aktien
ist erst etwas mehr als drei Wochen alt. Die meisten Marktkorrekturen dauern
normalerweise doppelt so lange. Außerdem muten die jüngsten Korrekturen der
US-Aktien im Vergleich zu den Gewinnen, die während der Pandemie erzielt
wurden, immer noch bescheiden an. In den beiden Kalenderjahren 2020 und 2021
hat der S&P 500 Index über 50 % und der NASDAQ 100 fast 90 % zugelegt.
Vermutlich gibt es noch mehr Spielraum für Korrekturen. Auch wenn der
Fed-Kurswechsel in den letzten Monaten Anleger aufgerüttelt zu haben scheint
und sie versuchen, das Risiko in ihren Portfolios zu reduzieren, hat es
keine Kapitalflucht gegeben. US-Privatanleger investierten in diesem Jahr
mehr in Aktien als je zuvor in der Geschichte (siehe Abbildung 1). Darüber
hinaus flossen an 16 der ersten 18 Handelstage dieses Jahres Gelder in
globale Aktien, was einem kumulierten Nettozufluss von 84 Mrd. US-Dollar
entspricht.
Die kurzfristigen Aussichten für die Finanzmärkte sind ungewöhnlich unsicher.
Die Risiken für die Zinserwartungen in den USA scheinen jetzt ausgewogener zu
sein, nachdem in letzter Zeit fünf mögliche Zinserhöhungen für dieses Jahr
eingepreist wurden. Aber auch nach diesen Zinserhöhungen werden die monetären
Bedingungen im Vergleich zur Stärke der wirtschaftlichen Erholung immer noch
ungewöhnlich akkommodierend sein. Während die Erwartungen für die kurzfristigen
Zinssätze nun realistischer scheinen, sind die tatsächlichen Anleiherenditen
offenbar immer noch sehr niedrig. Sollte sich die Weltwirtschaft in diesem Jahr
als so stabil erweisen, wie wir erwarten, dann ist es für die Schlussfolgerung
noch zu früh, dass die Märkte die Normalisierung der Geldpolitik vollständig
eingepreist haben.
Vor diesem recht komplizierten Hintergrund bleiben wir bei einer vorsichtigen
Haltung gegenüber risikoreichen Assets. Wir bevorzugen weiterhin Vermögenswerte,
die von der globalen Erholung profitieren, und halten uns von denjenigen fern,
die für steigende Realzinsen am anfälligsten sind. Bei den Aktien spricht das
für eine Tendenz in Richtung Value- und weg von Growth-Titeln. Auf regionaler
Ebene bevorzugen wir weiterhin Aktien aus der Eurozone, Japan und Großbritannien
gegenüber dem wachstumsstarken US-Markt. Die Aussichten für chinesische Aktien
scheinen nach dem Einbruch im letzten Jahr jetzt ausgewogener zu sein, und die
sich abzeichnende geldpolitische Lockerung beginnt Wachstumssorgen zu mildern.
Wir sind der Meinung, dass es noch zu früh ist, um das Exposure in Bezug auf
die Duration an den globalen Anleihemärkten wieder aufzubauen, sehen aber nach
dem jüngsten Anstieg der Spreads und Renditen allmählich Chancen bei
Hochzinsanleihen.
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Quelle: Investmentfonds.de
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