Investmentfonds.de
25.02.2022:
NN IP Kommentar: Russische Angriffe auf ukrainische Ziele versetzen die Märkte in Risk-Off-Modus
Köln, den 25.02.2022 (Investmentfonds.de) -
Marco Willner, Head of Investment Strategy
bei NN Investment Partners
Russische Angriffe auf ukrainische Ziele versetzen die Märkte in Risk-Off-Modus
- Situation in der Ukraine schafft ein instabiles Umfeld für Aktien
- Ungewissheit, ob sich die Lage in den kommenden Tagen entspannen wird
- Langsamerer Zinserhöhungszyklus eine Option für die Zentralbanken?
Am 24. Februar haben russische Truppen damit begonnen, mehrere Ziele in der
Ukraine anzugreifen. Damit hat sich der Konflikt zwei Tage nach dem Einmarsch
russischer Truppen in die Donbass-Region erheblich verschärft. Diese Handlungen
sind ein Wendepunkt in der Geopolitik. Während die USA, die Europäische Union
und Großbritannien derzeit neue Sanktionen gegen Russland ausarbeiten,
unterstützt China vorerst die russische Position.
Die Märkte reagierten auf die Entwicklungen in der Ukraine mit deutlichen
Abwärtsbewegungen. Sichere Anlagen wie Gold, Staatsanleihen mit gutem Rating,
der Schweizer Franken und der japanische Yen waren allesamt sehr gefragt.
Die Ölpreise übertrafen die Marke von 100 US-Dollar pro Barrel, und der gesamte
Rohstoffsektor zog an. Risikoreiche Anlagen hatten mit geringen Volumina zu
kämpfen. Die Verluste reihten sich, wie unter solchen Umständen zu erwarten,
aneinander: Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Beitrags verlor der S&P500
2,5 %, der Eurostoxx 50-Index fiel um 5,0 % und der russische MOEX-Index lag
30 % unter dem Tagesniveau. Die Anleger scheinen auf klare Sanktionsaussagen
zu warten, bevor die Liquidität wieder zunimmt.
Marcin Adamczyk, Head of Emerging Market Debt
bei NN Investment Partners
Der Spielraum für eine schnelle Deeskalation ist in den kommenden Tagen begrenzt.
Darüber hinaus besteht große Ungewissheit darüber, ob die Militäraktionen wie im
Georgienkonflikt 2008 von kurzer Dauer sein werden oder ob sie sich über Monate
oder sogar länger hinziehen könnten. Russland ist auf einen anhaltenden Konflikt
vorbereitet, da es in den letzten fünf Jahren Devisenreserven in Höhe von 240 Mrd.
US-Dollar angehäuft und seine gesamtwirtschaftlichen Ungleichgewichte verringert
hat.
Der Rohstoff- und der Energiesektor bilden Schlüsselbereiche, durch den sich die
Ukraine-Krise auf die Märkte und die Wirtschaft auswirken wird. Die Krise trifft
die europäische Wirtschaft zu einem kritischen Zeitpunkt. Die Inflation liegt
bei 5,1 % und die Energiekrise ist in der EU besonders ausgeprägt.
Die anfänglichen wirtschaftlichen Schocks dürften den derzeitigen Aufschwung in
Europa dämpfen und einen beträchtlichen Inflationsdruck erzeugen. In den kommenden
Monaten könnte sich die Energiekrise jedoch entspannen. Zusätzliche Öl- und
Gasreserven aus anderen Ländern wie den USA und dem Iran werden verfügbar und die
Wintersaison endet. Zum jetzigen Zeitpunkt ist es noch zu früh, um zu sagen, was
die steigende Inflation für die Geld- und Finanzpolitik und für das
Verbrauchervertrauen in den kommenden Quartalen bedeuten wird. Ein langsamerer
Zinserhöhungszyklus, insbesondere in der Eurozone, ist eine der Optionen.
Für die Anleger bedeutet die Krise große Unsicherheit und ein instabiles Umfeld
für Aktien, zumindest in den kommenden Tagen. Russische Assets werden
höchstwahrscheinlich noch länger von den anstehenden Sanktionen betroffen sein.
Die Wendepunkte für die breiteren Märkte werden durch den Verlauf der
Militäraktionen und die Reaktion der politischen Entscheidungsträger auf die
Krise bestimmt werden.
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Quelle: Investmentfonds.de
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