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18.03.2022:
Martin Currie | Industriezykliker, Luxusgüter und Finanzwerte unter Druck
Köln, den 18.03.2022 (Investmentfonds.de) -
Zehrid Osmani, Leiter für globale, langfristige und
indexunabhängige Strategien bei Martin Currie,
Teil von Franklin Templeton
Industriezykliker, Luxusgüter und Finanzwerte unter Druck
Angesichts des relativ geringen Gewichts Russlands im internationalen
Handel glauben wir nicht, dass diese kurzfristige negative Auswirkung
auf das Vertrauen einen dauerhaften Einfluss auf die wirtschaftliche
Dynamik haben wird. Vorausgesetzt, der Konflikt weitet sich nicht auf
andere Gebiete aus. Der bewaffnete Konflikt zwischen der Ukraine und
Russland hat das Potenzial, die Inflation weltweit anzuheizen, und
zwar aufgrund der höheren Ölpreise und der Unterbrechung der Energie-
lieferungen, aber auch bei den Agrarrohstoffen, da die Ukraine und
Russland über eine beträchtliche landwirtschaftliche Produktion verfügen.
Sektoren, die in nächster Zeit von dem Konflikt und der Unsicherheit
unterstützt werden dürften, sind der Verteidigungssektor, Alternative
Energien - hier insbesondere LNG - Öl und Gas sowie Verbrauchsgüter,
Düngemittel und landwirtschaftliche Maschinen. Dies steht im
Zusammenhang mit dem Anstieg der Getreidepreise. Und schließlich
erwarten wir höhere Ausgaben für Cybersicherheit.
Unter Druck dürften in nächster Zeit Industriezykliker stehen als auch
Luxusgüter, da eine potenzielle Angst vor einem schwächeren Handel
besteht. Aber auch die Finanzwerte sind betroffen, da sie durch die
Erwartung niedriger Zinssätze zusammen mit den Auswirkungen der
Sanktionen einige Engagements europäischer Banken in Russland
belastet werden.
Geopolitische Risiken stehen jetzt im Mittelpunkt
Der Einmarsch Russlands in die Ukraine kam für den Markt unerwartet und
hat dazu geführt, dass die Geopolitik stärker in den Mittelpunkt gerückt
ist. Die expansiven territorialen Ansprüche Russlands haben das Potenzial,
die Aufmerksamkeit des Marktes auf China und seine territorialen Ansprüche
im Südchinesischen Meer zu lenken - ein Risiko, das der Markt unserer
Meinung nach nicht richtig einschätzt. Gleichzeitig hält China
möglicherweise den Schlüssel zu einer Deeskalation des Konflikts in der
Ukraine, durch die mögliche Rolle als Vermittler oder durch diplomatischen
Druck auf Putin. Die Situation ist zum jetzigen Zeitpunkt höchst
unvorhersehbar, man könnte düstere Szenarien einer Eskalation und Ausweitung
des Konflikts malen. Daher ist es wahrscheinlich, dass die Anleger in
nächster Zeit ihre Risikopositionen reduzieren werden, vor allem in Bezug
auf geografische Engagements.
Stagflation eher unwahrscheinlich
Während wir die Wahrscheinlichkeit einer Stagflation weiterhin als gering
einschätzen, erhöhen wir sie auf 10-15 %. Als wir Anfang Dezember letzten
Jahres unseren Bericht über die Aussichten für das Jahr 2022 verfassten,
lag sie noch unter 5 %. Das Stagflationsrisiko ist in Europa zum jetzigen
Zeitpunkt eindeutig höher als in anderen Regionen.
Unserer Ansicht nach birgt ein bewaffneter Konflikt ein erhöhtes Risiko,
dass der Konjunkturzyklus von einer Expansion zu einer Verlangsamung übergeht.
Dies würde in der Regel Qualitäts- und Wachstumswerte gegenüber Value-Titeln
begünstigen.
Der verstärkte Inflationsdruck wird die erhöhte und länger anhaltende
Inflation, die wir erleben und die über Mitte 2022 hinaus anhalten könnte,
weiter verstärken. Angesichts der Stärke des US-Dollars, der als Flucht in
einen sicheren Hafen angesehen wird, und der möglichen Zinsdifferenzierung
der Zentralbanken könnte dies auch den Inflationsdruck in der europäischen
Region erhöhen.
Wichtiger Faktor: Unternehmensgewinn
Angesichts der geringeren Gewinnwachstumsaussichten dürfte die Gewinndynamik
für die Anleger noch wichtiger werden. Wie in unserem Ausblick für 2022
dargelegt, waren die Erwartungen für das Gewinnwachstum in diesem Jahr nach
einer deutlichen Erholung im Jahr 2021 eher verhalten. Die aktuellen
geopolitischen Entwicklungen führen zu einem Abwärtsrisiko für die
Wirtschaftsdynamik, und werden daher die Ertragswachstumserwartungen weiter
nach unten ziehen, insbesondere wenn das Klima der Unsicherheit anhält. In
einem solchen Umfeld mit höherer Inflation, geringerem Wirtschaftswachstum
und niedrigerem Gewinnwachstum wird der Markt noch stärker auf Unternehmen
mit beständigem Wachstum und höheren strukturellen Wachstumsprofilen setzen,
die über Preisgestaltungsmacht verfügen, um ihre Margen vor dem höheren
Inflationsdruck zu schützen. Wir sind der Ansicht, dass Qualitäts- und
Wachstumsunternehmen wieder in den Fokus der Anleger rücken werden, da diese
Unternehmen in der Regel mehr dieser Merkmale wie beständiges Wachstum,
höhere strukturelle Wachstumsprofile und stärkere Preisgestaltungsmacht
aufweisen.
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Quelle: Investmentfonds.de
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