Investmentfonds.de
31.03.2022:
La Française | Maßnahmen der Zentralbanken - ein Problem für gebeutelte Finanzmärkte
Köln, den 31.03.2022 (Investmentfonds.de) -
Gilles SEURAT, Fixed Income and Cross Asset Fund Manager,
La Française AM
Maßnahmen der Zentralbanken - ein Problem für gebeutelte Finanzmärkte
Für die Anleger begann das Jahr 2022 sehr bitter, da die meisten
Anlageklassen im Minus lagen. Aktien verzeichneten ein Minus von
10 % bei den europäischen Indizes. Die einzigen Sektoren, die sich
behaupten konnten, sind Grundstoffe und Energie - beide profitierten
von dem drastischen Anstieg der Rohstoffpreise.
Größter Verlierer ist jedoch der Fixed-Income-Markt. Er kämpft weiterhin mit
den steigenden Renditen von Kernanleihen (10-jährige deutsche Bundesanleihen
+76 Basispunkte, 10-jährige US-Staatsanleihen +96 Basispunkte) und der
Ausweitung der Spreads (Euro Investment Grade +42 Basispunkte, Euro High
Yield +92 Basispunkte, italienische BTPS +17 Basispunkte, Schwellenländer-
anleihen +9 Basispunkte usw.). Folglich liegt der Euro Aggregate Index im
Jahresvergleich bei -5,42 %. Für Aktienanleger, die an zweistellige
Kursverluste gewöhnt sind, mag dies überschaubar erscheinen. Für Anleger
in festverzinslichen Wertpapieren ist 2022 jedoch das schlimmste Jahr aller
Zeiten. (Quelle: Bloomberg, Stand: 25.03.2022)
Die beiden Hauptverantwortlichen für die schwache Performance der
Anleihemärkte sind Wladimir Putin, dessen Krieg in der Ukraine die Anleger-
stimmung gedrückt hat, und die Zentralbanken, v.a. die Federal Reserve (Fed)
und die Europäische Zentralbank (EZB), die in ihrem Kampf gegen die
Inflation einen hawkishen Kurs eingeschlagen haben. Bedenken im Zusammenhang
mit dem Russland/Ukraine-Krieg haben die Stimmung der Anleger belastet, da
die Märkte mit einer Abwärtskorrektur des Wachstums rechnen und Investitions-
projekte auf Eis legen. Die negativen Auswirkungen auf die Nachfrage nach
Verbraucherkrediten und den Erwerb von Wohneigentum in Frankreich sind
bereits spürbar.
Das vorrangige Ziel der Zentralbankpolitik ist und bleibt Preisstabilität.
Allerdings bildet die Fed bis zu einem gewissen Grad eine Ausnahme, da sie
ein implizites Doppelmandat hat, das auch eine niedrige Arbeitslosenquote
umfasst. Dennoch ist dieses zweite Ziel im Vergleich zur Preisstabilität
eindeutig zweitrangig. Obwohl die EZB und die Fed gegenüber dem Preisdruck
nicht die gleiche Toleranz haben, ergreifen beide Maßnahmen, wenn sie dies
für notwendig erachten, sogar rigorose Maßnahmen, z. B. Fed-Präsident Paul
Volcker in den frühen 1980er Jahren oder EZB-Chef Jean-Claude Trichet in
den 2000er Jahren.
In den letzten zehn Jahren war die Inflation jedoch sehr niedrig und die
Zentralbanken hatten keinen Grund, restriktive Maßnahmen zu ergreifen.
Ganz im Gegenteil! Der politische Druck, die Geldpolitik zu lockern, war
groß. Erinnern Sie sich an die Forderungen des ehemaligen Präsidenten
Trump nach Zinssenkungen im Jahr 2019.
Doch jetzt, da die Inflation auf ein 40-Jahres-Hoch gestiegen ist, hat sich
der politische Druck drastisch erhöht. Regierungen haben die Inflation zum
schlimmsten aller Übel erklärt, und die Zentralbanken befürchten die
Geldpolitik nicht genug zu straffen. Daher beeilen sich die Zentralbanken,
die Programme zur quantitativen Lockerung zu beenden und einen Zinserhöhungs-
zyklus einzuleiten, der schon früher hätte beginnen müssen. Die Taylor-Regel
nennt als Richtwert einen aktuellen Leitzinssatz von rund 10 %, den höchsten
seit den 1980er Jahren und weit entfernt vom heutigen Wert! Dabei ist zu
beachten, dass die Taylor-Regel wirtschaftliche Fundamentaldaten wie die
Arbeitslosenquote und die Kerninflation berücksichtigt, die derzeit
historische Höchstwerte aufweisen. Dasselbe Instrument (Taylor-Regel) kann
auch für die Eurozone verwendet werden, wo der prognostizierte Zinssatz
bei 7 % liegt. Alles in allem ist der Weg des geringsten Widerstands nach
wie vor eine Zinserhöhung.
Leider hat der Krieg in der Ukraine den makroökonomischen Trend einer
höheren Inflation beschleunigt. Russland ist ein wichtiger Ölexporteur
(10 % der Weltproduktion, Reuters), und der Krieg hat die Preise in die
Höhe getrieben. Das Gleiche gilt für viele andere Rohstoffe wie z. B.
Weizen, bei dem sowohl die Ukraine als auch Russland wichtige Produzenten
sind (8 % bzw. 18 % der weltweiten Exporte, Quelle: UN Comtrade). Prognosen
zufolge wird der Krieg das Wachstum in Europa um 1,4 % und in den
OECD-Ländern um 1 % verlangsamen, was nicht ausreicht, um eine politische
Kehrtwende zu rechtfertigen.
Vor diesem Hintergrund sind die Maßnahmen der Zentralbanken für die
angeschlagenen Finanzmärkte eher ein Hindernis als eine Unterstützung.
Für Anleger ist der bekannte "Fed Put", der sich auf die Lockerungspolitik
der Federal Reserve bezieht, wenn Rezessionsängste die Aktienmärkte auf
Talfahrt schicken, nicht länger realistisch. Zumindest nicht, bis die
Märkte einen starken Nachfragerückgang mit einer Rezession einpreisen,
in welchem Fall der Ausübungspreis des "Fed Put" viel niedriger wäre.
Wie wirkt sich dieser Umstand auf die Finanzmärkte aus? Was bedeutet dies
für die Performance von Vermögenswerten in den kommenden Monaten? Wir
glauben, dass die Märkte in den nächsten zwölf Monaten weiterhin eine
erhebliche Anzahl von Zinserhöhungen einpreisen werden. Dennoch erwarten
wir keinen deutlichen Anstieg am langen Ende der Renditekurve, da die
langfristigen Trends weiterhin vorherrschen: hohe Verschuldung, geringes
Bevölkerungswachstum und Digitalisierung wirken sich negativ auf das
langfristige nominale Wachstum und damit auf die langfristigen Renditen
aus. Deshalb dürften sich die Renditekurven in den Industrieländern
weiter abflachen. Was die Regionen betrifft, so halten wir die
Anleiherenditen in der Eurozone bei steigenden Zinssätzen für anfälliger
als die Renditen von US-Anleihen. Aufgrund ihrer Abhängigkeit von
russischen Erdgaslieferungen reagiert die Inflation in der Eurozone
tatsächlich stärker auf Russland. Daher sind überraschende Inflations-
steigerungen wahrscheinlicher als in den USA. Wenn wie erwartet die
Renditen in der Eurozone stärker steigen als in den USA, dürfte der
Euro gegenüber dem Dollar zulegen. Außerdem ist die Stimmung der Anleger
gegenüber dem Euro sehr pessimistisch, so dass die Auflösung von
Short-Positionen ebenfalls zu einem Anstieg der Parität beitragen dürfte.
Disclaimer
Diese Meldung ist keine Empfehlung zu einer Anlage
und keine individuelle Anlageberatung.
Vor jeder Geldanlage in Fonds oder Edelmetalle sollte man sich
über Chancen und Risiken beraten und aufklären lassen.
Der Wert von Anlagen sowie die mit ihnen erzielten Erträge
können sowohl sinken als auch steigen. Unter Umständen
erhalten Sie Ihren Anlagebetrag nicht in voller Höhe zurück.
Die in diesem Kommentar enthaltenen Informationen stellen
weder eine Anlageempfehlung noch ein Angebot oder eine
Aufforderung zum Handel mit Anteilen an Wertpapieren, Edelmetalle
oder Finanzinstrumenten dar.
Risikohinweis:
Die Ergebnisse der Vergangenheit sind keine Garantie
für künftige Ergebnisse.
Die Aussagen einer bestimmten Person geben deren
persönliche Einschätzung wieder (La Française).
Die zur Verfügung gestellten Informationen erheben
keinen Anspruch auf Vollständigkeit und stellen
keine Beratung dar (La Française)
Rechtlicher Hinweis:
Alle Angaben und Links in diesem Dienst wurden sorgfältig
nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt.
Für die Richtigkeit der Informationen und Inhalte der Links
wird jedoch keine Gewähr übernommen. Keine der
Informationsangaben ist als Werbung oder Angebot zu verstehen.
Bitte fordern Sie für jede (Geld-) Anlageentscheidung den
jeweils gültigen Verkaufsprospekt und Geschäftsbericht sowie
die wesentlichen Anlegerinformationen (KIID)an und vereinbaren
einen Beratungstermin mit einem professionellen Anlageberater
Ihrer Wahl.
Quelle: Investmentfonds.de
|