Investmentfonds.de
04.04.2022:
J.P. Morgan AM: Schlechte Stimmung, aber grundsätzlich gute Aussichten für Chinas Aktienmarkt
Köln, den 04.04.2022 (Investmentfonds.de) -
Tilmann Galler, Kapitalmarktstratege bei
J.P. Morgan Asset Management
Schlechte Stimmung, aber grundsätzlich gute Aussichten für Chinas Aktienmarkt
- Schlechte Nachrichtenlage in China überlagert Wachstumsaussichten
- Hohe Wachstumsdynamik bei Gesundheit, Nachhaltigkeit, Digitalisierung
- KGV chinesischer Aktien unter langjährigem Durchschnitt
Frankfurt, 4. April 2022 - Während das letzte Jahr mit einem Verlust von
über 30 Prozent das schlechteste Börsenjahr seit 13 Jahren war, hat auch das
im Februar begonnene Jahr des Tigers erst einmal die Krallen ausgefahren.
Dies liegt nicht zuletzt an der anhaltend schlechten Nachrichtenlage - wie
etwa angeschlagenen Unternehmen auf dem Immobilienmarkt oder der staatlichen
Regulierung. So sollten sich Anlegerinnen und Anleger in China aktuell vor
allem auf die beiden Eigenschaften, die dem Tiger im chinesischen Horoskop
zugeordnet werden, besinnen, nämlich (mentale) Stärke und Tapferkeit. Nach
Ansicht von Tilmann Galler, Kapitalmarktstratege bei J.P. Morgan Asset
Management, sind die mittel- bis langfristigen Aussichten für den
chinesischen Aktienmarkt jedoch sehr positiv: „Chinesische Aktien sind nach
den jüngsten Kursverlusten aufgrund exzellenter Wachstumsaussichten in
Teilen der chinesischen Wirtschaft und relativ günstiger Bewertungen wieder
attraktiv für Anlegerinnen und Anleger geworden."
Erkenntnis der letzten 5 Jahre: hohes Wirtschaftswachstum nicht immer
kongruent mit hohen Aktienerträgen
Die wirtschaftliche Dynamik in China beginnt sich nach Einschätzung von
Tilmann Galler strukturell zu verändern: "Die Folgen der Ein-Kind-Politik
und eine zukünftig niedrigere Produktivität des Kapitals dürften das
Trendwachstum in China in den kommenden 10 Jahren auf bis zu 4 Prozent
verlangsamen. Dennoch wird China wahrscheinlich in rund 10 Jahren die USA
als größte Volkswirtschaft der Welt ablösen und damit zum größten
Binnenmarkt der Welt werden. Von dieser Entwicklung werden zahlreiche
Unternehmen profitieren können", erklärt Ökonom Galler.
Eines haben laut dem Strategen die letzten 5 Jahre deutlich gemacht:
"Dynamisches wirtschaftliches Wachstum korrespondiert nicht immer mit hohen
Aktienerträgen", so Galler. In China haben staatliche Regulierung, eine
restriktivere Konjunkturpolitik und Fehlallokationen von Kapital vor allem
die Aktien im Banken-, Kommunikations- und Immobiliensektor beeinträchtigt.
Die Kurse der großen Online-Riesen kamen jüngst erneut durch die staatlichen
Initiativen für mehr gemeinsamen Wohlstand und mehr Wettbewerb und der
wachsenden Gefahr eines De-Listings in den USA unter Druck. "Doch die
aktuellen Schwierigkeiten von einigen Blue-Chip-Unternehmen und ehemaligen
Börsenstars sollten nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Zukunftsaussichten
in zahlreichen Branchen des Aktienmarktes weiterhin hervorragend sind", stellt
Tilmann Galler fest.
Grafik: Anteil am globalen realen BIP
In %
Quelle: Refinitiv Datastream, Weltbank, J.P. Morgan Asset Management;
Guide to the Markets - Europa. Stand der Daten: 31. Dezember 2021
Gesundheit, Nachhaltigkeit und Digitalisierung im Fokus
Eine hohe Wachstumsdynamik sieht Galler in China vor allem bei drei
Themen: Gesundheit, Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Aktien im
Gesundheitssektor beispielsweise profitierten vom wachsenden Bedarf einer
immer wohlhabenderen und älteren Bevölkerung an medizinischen Produkten
und Leistungen. Die Ausgaben für Gesundheit sind in den Jahren von 2010 bis
2020 von knapp 2 Billionen auf über 7 Billionen Yuan gestiegen. Im Verhältnis
zum BIP bedeutet das einen Anstieg von 4,9 auf 7 Prozent. Für die kommenden
fünf Jahre wird immerhin noch ein jährliches Wachstum von knapp 9 Prozent
erwartet.
Als weltweit größter Emittent von CO2 hat sich China verpflichtet, bis
2060 CO2-Neutralität zu erreichen. Der Bedarf an erneuerbarer Energieerzeugung
und elektrischen Fahrzeugen werde nach Einschätzung von Tilmann Galler deshalb
in den kommenden Jahren rapide zunehmen. 2021 wurden in China, dem mit Abstand
größten Automobilmarkt der Welt, 3,5 Millionen Elektrofahrzeuge verkauft. Das
ist ein Marktanteil von 13 Prozent und eine Steigerung zum Vorjahr von
157 Prozent. Die Beratungsfirma McKinsey erwartet, dass bis 2030 jährlich über
9 Millionen Elektroautos verkauft werden können. "Nicht nur chinesische
Automobilhersteller dürften von dieser Entwicklung profitieren, sondern auch
die Zulieferindustrie. Vier der zehn weltweit größten Batteriehersteller
kommen inzwischen aus dem Reich der Mitte", sagt Experte Galler.
Die Digitalisierung und Automatisierung bleiben nach Einschätzung von
Tilmann Galler ebenfalls langfristige Wachstumstrends. In der Robotik hat
China bereits seinen Weltmarktanteil in den letzten 10 Jahren auf 44 Prozent
im Jahr 2020 steigern können, und ist damit bestens positioniert, um am
zukünftigen Wachstum zu partizipieren. Bei Software- und Halbleiterunternehmen
ist das Streben nach Unabhängigkeit von ausländischem Know-how ein
Wachstumstreiber in den kommenden Jahren. Staatliche Regulierung dürfte in
diesen beiden strategischen Branchen nach Ansicht von Tilmann Galler wohl
eher fördernd als einschränkend eingreifen.
KGV chinesischer Aktien unter langjährigem Durchschnitt
Trotz dieser vielversprechenden langfristigen Aussichten wird aktuell das
Sentiment an den Aktienmärkten durch negative Einflüsse überlagert. Die
anhaltende "Zero-COVID-Strategie" und die Sanierung beziehungsweise
Abwicklung angeschlagener Unternehmen auf dem Immobilienmarkt beeinträchtigten
die Investitionstätigkeit und damit das Wachstum. "Doch die Entscheidungsträger
in Peking haben bereits begonnen, den Hebel von Konsolidierung auf Unterstützung
umzulegen. Eine expansivere Fiskal- und Geldpolitik sollte helfen, die
Wachstumsdynamik in China im Verlauf des Jahres wieder zu beleben“, ist der
Ökonom Tilmann Galler überzeugt.
Das KGV chinesischer Aktien befinde sich nach der schwachen Wertentwicklung
der letzten 14 Monate wieder unter dem langjährigen Durchschnitt. "Tapferen
Investoren bietet sich damit die Chance, mittelfristig von den oben
beschriebenen Wachstumstrends in China zu profitieren", sagt Galler.
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Quelle: Investmentfonds.de
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