Investmentfonds.de
17.06.2022:
La Française Kommentar zur außerordentlichen Sitzung der EZB
Köln, den 17.06.2022 (Investmentfonds.de) -
François Rimeu, Senior Strategist, La Française AM
Außerordentliche Sitzung der EZB
Die Europäische Zentralbank (EZB) hielt am Mittwoch eine
außerordentliche Sitzung ab, nachdem die europäischen Märkte
für festverzinsliche Wertpapiere drei Mal in Folge sehr
volatil waren. Der Spread zwischen der 10-jährigen
italienischen und der deutschen Bundesanleihe stieg von
200 Basispunkten (Bp) auf 242 Bp. Ähnliche Bewegungen gab
es über die gesamte Breite des Marktes (2-jähriger BTP-Spread,
griechischer Spread usw.). Wir haben bei solchen Spread-Niveaus
keine Reaktion der EZB erwartet, da sie insgesamt keinen
signifikanten Druck darstellen, wie Frau Schnabel gestern
betonte.
Die Frage, die sich jeder stellt: Welche Optionen hat die EZB?
Die EZB muss eine Lösung finden, um ihre drei Hauptziele zu erreichen:
1. Den Verfall des Euro aufhalten
2. Die Spreads innerhalb der EU auf einem angemessenen Niveau
aufrechterhalten
Darüber spekulieren die Marktteilnehmer nun schon seit Monaten, und
wir haben noch keine überzeugende Lösung gesehen. Das hat die EZB
auf ihrer Sitzung signalisiert:
Die EZB wird bei der Reinvestition von PEPP-Rückzahlungen
(Pandemic Emergency Purchase Program) flexibel vorgehen.
Das war bereits vorher der Fall, also nichts Neues.
Allerdings könnte die EZB die "Flexibilität" in Zukunft noch
stärker nutzen. In der Vergangenheit hat sie gezögert,
erheblich vom Kapitalschlüssel abzuweichen (außer während
der Covid-Krise für einen kurzen Zeitraum), aber sie könnte
sich dazu entschließen. Langfristig könnte sich dies als
schwierig erweisen (die EZB muss den Kapitalschlüssel bis
zum Ende eines jeden Kalenderjahres einhalten, siehe
https://www.ecb.europa.eu/mopo/implement/pepp/html/pepp-qa.en.html),
kurzfristig könnte dies jedoch zur Stabilisierung der Märkte beitragen.
Die EZB hat ihre Mitarbeiter damit beauftragt, neue
Anti-Krisen-Instrumente zur Abstimmung vorzubereiten. Uns liegen
zwar noch keine Einzelheiten vor, aber genau darauf hatten die
Märkte letzte Woche gehofft. Es ist verfrüht, sich eine Meinung
über den Plan zu bilden, und es ist noch nicht absehbar, wie viel
Unterstützung der Plan bei den EZB-Mitgliedern finden wird.
Die Tatsache, dass die EZB eingreift, dürfte die Märkte kurzfristig
beruhigen, vor allem angesichts des geringeren Exposures für die
Peripherieländer. Doch muss die EZB nun ihre neuen Instrumente zur
Krisenbekämpfung einsetzen. Sollte es sich um ein neues Programm zur
quantitativen Lockerung (QE) für die Peripherieländer handeln, dann
sind wir eher zurückhaltend. Wir glauben nicht, dass dies ohne
Bedingungen möglich wäre. Es könnte sich um einen neuen Plan handeln,
der dem Outright Monetary Transactions (OMT)-Programm ähnelt, aber
flexibler und mit weniger Auflagen verbunden ist. Im Moment scheint
dies das plausibelste Ergebnis zu sein. Wird es ausreichen, um eine
Ausweitung der Spreads in der Peripherie zu verhindern? Wir sind uns
da nicht sicher, zumindest nicht, solange die Inflation nicht
zurückgeht.
Die Aussagen einer bestimmten Person geben deren
persönliche Einschätzung wieder (La Française AM).
Die zur Verfügung gestellten Informationen erheben
keinen Anspruch auf Vollständigkeit und stellen
keine Beratung dar (La Française AM)
Quelle: Investmentfonds.de
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