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21.06.2022:
Aegon AM | Die Welt hat sich in den letzten sieben Tagen strukturell verändert
Köln, den 21.06.2022 (Investmentfonds.de) -
Olaf van den Heuvel, Adrian Hull und Phil Haworth,
das Investmentteam von Aegon AM
Die Welt hat sich in den letzten sieben Tagen strukturell verändert
- Ukraine-Krieg befeuert weiter Inflation
- Fragmentierung der Eurozone
- Kreditpreise im Extrembereich
Die Welt hat sich in der letzten Woche strukturell verändert. Die Federal
Reserve (Fed) hat die Zinssätze um 75 Basispunkte angehoben; eine Anhebung,
die seit 28 Jahren nicht mehr geschehen ist. Bis zu einem gewissen Grad
hatte der Markt einen solchen Schritt bereits eingepreist, denn 2-jährige
US-Staatsanleihen sind 300 Basispunkte billiger als im Oktober letzten
Jahres, und 2-jährige Anleihen rentieren jetzt mit 3,375 %. Dies zeigt,
inwieweit die Märkte weitere Maßnahmen der Fed, die die Zinsen
voraussichtlich weiter anheben werden (Fed Funds Range 1,5-1,75 %),
bereits abgewertet haben.
Die Spannungen begannen am vergangenen Freitag, als der Verbraucher-
preisindex in den USA, der angeblich seinen Höchststand erreicht hatte,
statt 8,3 % nur 8,6 % anzeigte. Hinzu kam, dass die Umfrage der University
of Michigan zu den langfristigen Inflationserwartungen um 0,3 % auf 3,3 %
stieg. Einfach ausgedrückt: Die Inflation und die Inflationserwartungen
gehen in die falsche Richtung, und die Fed hat dies mit einer Zinserhöhung
um 75 Basispunkte anerkannt und damit bewiesen, dass sie es ernst meint,
wenn es um die Inflationsbekämpfung geht.
Die Bank of England hob daraufhin die Zinssätze um 25 Basispunkte an, um
zu zeigen, dass sie sich um die Inflation kümmert, doch angesichts der
negativen Wachstumszahlen für April beginnt das Vereinigte Königreich,
sich mit der potenziell toxischen Mischung aus höheren Zinsen und einer
schrumpfenden Wirtschaft auseinanderzusetzen.
Die außerplanmäßige EZB-Sitzung gab den italienischen und anderen
südeuropäischen Anleihemärkten Auftrieb, wo man sich erneut Sorgen über
die absoluten Kosten der Verschuldung (über 4 % für Italien) und die
relativen Kosten der Verschuldung (+2,4 % gegenüber Deutschland) macht.
Beide Zahlen sind nicht gut, und die EZB spricht von einer Fragmentierung
der Eurozone, während sie nervös über ihren ersten offiziellen Zinsschritt
im Juli nachdenkt.
Gewinnprognosen der Unternehmen halten sich trotz Inflationsdruck
Der weltweite Inflationsdruck ist größtenteils auf die höheren Energiepreise
nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine zurückzuführen, insbesondere in
Europa, das sich schnell von dem inzwischen sehr teuren russischen Gas lösen
will. Inflationsdruck besteht auch bei anderen wichtigen russischen und
ukrainischen Exporten wie Getreide, Düngemitteln und anderen Rohstoffen.
Die höheren Energie- und Lebensmittelpreise wirken wie eine Steuer auf
den Verbrauch. Die Verbraucherstimmung in den fortgeschrittenen
Volkswirtschaften ist in jüngster Zeit auf ein Niveau gesunken, das auf
dem Höhepunkt der weltweiten Pandemie im Jahr 2020 erreicht wurde. Außerdem
sinkt das Vertrauen der Unternehmensleiter, was wahrscheinlich zu einer
Drosselung der Investitionsausgaben führen wird.
Trotz dieses düsteren Bildes haben sich die Gewinnprognosen der Unternehmen
insgesamt bisher bemerkenswert gut gehalten. Vielen Unternehmen ist es
gelungen, die höheren Input- und Arbeitskosten weiterzugeben. Allerdings
mehren sich die Anzeichen für überschüssige Lagerbestände in einigen
Branchen, z. B. im Einzelhandel, in der Elektronikbranche und in der
Halbleiterindustrie.
In einer Welt, in der das Angebot an Verbrauchsgütern zugenommen hat - und
die Ausgaben dafür durch höhere Energie- und Lebensmittelpreise eingeschränkt
werden -, werden die Gewinnspannen der Unternehmen wahrscheinlich unter
Druck geraten. Es gibt Spielraum für weitere Schwäche bei Risikoanlagen.
Die unmittelbare Auswirkung der US-Leitzinserhöhung auf die Aktien war
kontraintuitiv - US-Aktien zogen stark an, wobei Wachstums- und
Technologiewerte am stärksten zulegten. Dies kann darauf zurückgeführt
werden, dass der Markt den Schritt erfolgreich eingepreist hat, nachdem
die Erwartungen einer Zinserhöhung um 75 Basispunkte am Vorabend der
Sitzung von ca. 4 % in der Vorwoche auf ca. 89 % deutlich angestiegen waren.
Die Aktienmärkte haben sich seit mehr als sechs Monaten auf die Aussicht
auf höhere Zinsen und ein schwächeres Wachstum eingestellt, wobei sich
die negativen Auswirkungen auf Wachstumswerte am deutlichsten zeigten.
Das 12-Monats-Kurs-Gewinn-Verhältnis des MSCI World Index ist inzwischen
von 19 (Herbst 2021) auf etwa 14,5x gefallen. Außerhalb des GFC und der
anschließenden Krise in der Eurozone wurden Aktien in diesem Jahrhundert
noch nie dauerhaft unter dem 14-fachen gehandelt.
Wachstums- und Mid/Small-Cap-Aktien überverkauft
Trotz der "Erleichterungsrallye" am Mittwoch ist es noch zu früh, um zu
sagen, dass diese Anpassung abgeschlossen ist - die rasche Neubewertung
der Absichten der Fed in der letzten Woche könnte noch eine weitere
Kapitulation nach sich ziehen. Wahllose Verkäufe haben jedoch einige
Aktienkurse in den Bereich des "Überschießens" gebracht.
Aus unserer Sicht sind die Marktbedingungen in vielerlei Hinsicht
überverkauft (insbesondere im Hinblick auf Wachstums- und
Mid-/Small-Cap-Aktien). Angesichts der schwierigeren Aussichten werden
einige die Inflationswelle besser bewältigen als andere, und vor einem
solchen Hintergrund ist eine Bottom-up-Aktienauswahl von entscheidender
Bedeutung.
Keine dieser Unsicherheiten hinsichtlich der strukturellen Bewertung von
Anleihen hat den Kreditmärkten geholfen, deren Preise sich jetzt in einem
Extrembereich befinden, wie er zuletzt 2011 oder in der Liquiditätslücke
zu Beginn der Covid-Krise zu beobachten war. Die Kosten für Schulden
steigen, und unser Standard-Anleihefonds mit Investment-Grade-Rating
rentiert inzwischen mit fast 5 %. Der "Wert" war eine der wichtigsten
Triebfedern für das Investitionsdenken, und "Wert" gibt es derzeit
reichlich, aber das wird auch weiterhin eine fieberhafte Einschätzung
bleiben, bis es mehr Klarheit bei den Geldkosten gibt.
Was unser gesamtes Portfolio betrifft, so sind wir weiterhin von den
Fundamentaldaten der Unternehmen, in die wir investieren, überzeugt.
Die Volatilität eröffnet große Chancen für längerfristige Renditen bei
den Aktien, in die unsere nachhaltigen und Wachstumsfonds investieren.
Unsere Einkommensstrategien erweisen sich mit ihrem bewährten Fokus auf
Finanzkraft und Dividendenfähigkeit einmal mehr als relativ defensive
Strategie.
Die Aussagen einer bestimmten Person geben deren
persönliche Einschätzung wieder (Aegon AM).
Die zur Verfügung gestellten Informationen erheben
keinen Anspruch auf Vollständigkeit und stellen
keine Beratung dar (Aegon AM)
Quelle: Investmentfonds.de
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