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11.10.2022:
M&G Investments: Die Inflation wird auch längerfristig bei 3-4 Prozent bleiben
Ivan Domjanic, Capital Market Strategist von M&G Investments
Die Inflation wird auch längerfristig bei 3-4 Prozent bleiben
„Die gemeldeten Inflationsraten haben zuletzt erneut die Erwartungen der Marktteilnehmer
übertroffen. Dennoch: So stark die Inflationsdynamik derzeit auch ist, ein gewisser
Rückgang über die nächsten Monate ist allein aufgrund von Basiseffekten wahrscheinlich.
Hinzu kommt die Entspannung bei vielen Rohstoffpreisen, wie Rohöl oder Stahl, sowie
erste Anzeichen für eine Entspannung bei den Lieferketten, die jedoch auf etwas tönernen
Füßen steht.
Die entscheidende Frage ist, mit welcher Inflation Anleger über die nächsten Jahre
rechnen müssen. Die Märkte für Inflationsanleihen preisen für Deutschland derzeit eine
durchschnittliche Inflation von rund 2,1% über die nächsten zehn Jahre ein. Sie gehen
somit davon aus, dass die Teuerung von den aktuell extremen Niveaus sehr bald unter
Kontrolle gerät und längerfristig um die 2%-Zielmarke oszilliert – ein aus meiner
Sicht zu optimistisches Szenario. Zu erwartende Zweitrundeneffekte dürften die Inflation
auf absehbare Zeit auf einem erhöhten Niveau deutlich oberhalb von 2% halten.
Denn die Arbeitnehmer werden die steigenden Lebenshaltungskosten in ihren
Lohnverhandlungen sehr wahrscheinlich mitberücksichtigen. Ebenso werden die Unternehmen
die Preise für ihre Produkte und Dienstleistungen weiter nach oben anpassen, um den
steigenden Kosten entgegenzuwirken. Die wahrscheinlich bevorstehende Rezession dürfte
die Inflation zwar dämpfen, allerdings nur vorrübergehend. Denn die entscheidenden
Gründe für eine erhöhte Inflation über die nächsten zehn Jahre sind strukturell bedingt.
Dazu gehören De-Globalisierungstendenzen, strukturelle Arbeitskräfteknappheit wegen der
alternden Bevölkerung, Maßnahmen hinsichtlich der Energiewende (z.B. CO2-Steuer),
massiver Investitionsbedarf in Infrastruktur, zu erwartende Rohstoffknappheiten und die
Kosten für die Auswirkungen des Klimawandels.
Als wesentlicher deflationärer Treiber wird des Öfteren der technologische Fortschritt
angeführt. Ob dieser jedoch in der Lage sein wird die obigen Punkte auszugleichen,
erscheint zumindest für die nächsten Jahre unwahrscheinlich. Somit werden wir uns
wahrscheinlich auf absehbare Zeit an erhöhte und auch volatilere Inflationsraten
gewöhnen müssen, die aus meiner Sicht im Durchschnitt eher zwischen 3 und 4% liegen
dürften als bei den derzeit von den Märkten eingepreisten 2,1%.
Mit welchen Anlagen lassen sich potenzielle Inflationsraten von mehr als 3% längerfristig
ausgleichen?
Im Vergleich zu Staatsanleihen finden wir Unternehmensanleihen interessanter. Denn
mittlerweile rentieren europäische Unternehmensanleihen mit Top-Bonität bei rund 4%.
Europäische Hochzinsanleihen bieten sogar Ablaufrenditen von rund 8% und damit aus
unserer Sicht einen ausreichenden Puffer für höhere Ausfallraten im Vergleich zum
Investment-Grade-Bereich.
Aktien können ebenfalls, je nach Marktsegment, einen guten Inflationsschutz bieten.
Denn mit der Inflation steigen über kurz oder lang auch die Umsätze und Gewinne vieler
(wenn auch nicht aller) Unternehmen. Profitable Unternehmen mit günstigen Bewertungen,
wie beispielsweise im Value-Segment, gilt es zu finden. Aber auch moderat bewertete
Qualitätsunternehmen mit Preissetzungsmacht sollten in diesem inflationären Umfeld
bestehen können. Schließlich bieten sich auch thematische Ansätze an, die ein
langfristiges Wachstumspotential haben. Allerdings ist hier eine bewertungsorientierte
Titelselektion umso wichtiger. Neben dem Thema „grüne Energie“ sehen wir u.a. auch im
Thema Infrastruktur weiterhin Chancen. Kritischer betrachten wir hingegen viele nach
wie vor teure und unprofitable Wachstumstitel, die es schwer haben dürften ihre
inflationär bedingt steigenden Kosten abzufedern.“
Die Aussagen einer bestimmten Person geben deren
persönliche Einschätzung wieder (M&G Investments).
Die zur Verfügung gestellten Informationen erheben
keinen Anspruch auf Vollständigkeit und stellen
keine Beratung dar (M&G Investments).
Quelle: Investmentfonds.de
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