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25.10.2022:
La Française: Die Straffung durch die FED ist momentan unzureichend!
Audrey Bismuth, Global Macro Researcher, La Française AM
Die Straffung durch die FED ist momentan unzureichend!
Der US-Inflationsbericht von September war trotz der aggressiven Vorgehensweise der
Federal Reserve System (Fed) seit März, d. h. trotz der Zinserhöhung um 300 Basispunkte
(bps) von nahe Null auf ein Zielband von 3 % bis 3,25 %, enttäuschend. Insgesamt lagen
die Verbraucherpreise mit einem Anstieg von 0,4 % gegenüber dem Vormonat über den
Erwartungen, während die Kernpreise, bei denen Nahrungsmittel und Energie nicht
berücksichtigt werden, um 0,6 % stiegen und damit ebenfalls über den Erwartungen lagen.
Die jährliche Inflationsrate ging leicht von 8,3 % im August auf 8,2 % im September
zurück, während die Kerninflation von 6,3 % auf 6,6 % stieg, den höchsten Wert seit
40 Jahren.
Solange ein Inflationsrisiko besteht, wird die Fed ihre aggressive Haltung beibehalten.
Unserer Meinung nach ist es für Diskussionen über eine Änderung der Geldpolitik noch
zu früh. Die Inflation ist zu hoch und der Arbeitsmarkt ist zu angespannt. Seit der
Juli-Sitzung der Fed achten die Notenbanker darauf, dass sie keine Signale aussenden,
die vom Markt als „dovish“ empfunden werden könnten. Die Fed bremst die Erwartungen
hinsichtlich einer Zinssenkung. Derzeit gehen die Anleger davon aus, dass die
Zentralbank die Geldpolitik im vierten Quartal 2023 durch eine Senkung der Zinssätze
um 40 Basispunkte lockern wird. Die Märkte wetten auf eine weiche Landung.
Die Fed will eine Entankerung der Inflationserwartungen vermeiden, da diese sich auf
Lohnverhandlungen auswirken und die „Lohn-Preis-Spirale“ anheizen. Die Inflations-
erwartungen der Verbraucher, die stark auf die Benzinpreise reagieren, stiegen im
Oktober zum ersten Mal seit März. Die vorläufige Umfrage der University of Michigan
ergab, dass die einjährigen Inflationserwartungen im Oktober auf 5,1 % stiegen,
gegenüber 4,7 % im September.
Die makroökonomischen Indikatoren zeigen erste Erfolge nach der geldpolitischen
Straffung der Fed. Es kann jedoch bis zu zwölf Monate dauern, bis sich die Auswirkungen
von Zinserhöhungen in der Realwirtschaft bemerkbar machen. Wie die stellvertretende
Fed-Vorsitzende Lael Brainard kürzlich erklärte, ist „die durch die geldpolitische
Straffung bedingte Nachfrageabschwächung bisher nur teilweise zu spüren“. So sind
beispielsweise auf dem Immobilienmarkt die Hausverkäufe zurückgegangen, während die
Hypothekenzinsen auf ein 16-Jahres-Hoch von 6,9 % geklettert sind. Auf dem Arbeitsmarkt
ging die Zahl der offenen Stellen im August um mehr als eine Million auf knapp 10,1
Millionen zurück. Auch das Lohnwachstum hat sich verlangsamt; der Atlanta Fed Wage
Growth Tracker, der das nominale Lohnwachstum der Arbeitnehmer misst, lag im September
bei 6,3 % nach 6,7 % im August.
Dennoch sind diese Zahlen verglichen mit der Vergangenheit immer noch hoch. Darüber
hinaus werfen die jüngste Überraschung bei der US-Inflation und die stabilen
Beschäftigungsdaten Fragen zu den Zinserhöhungen der Fed auf.
- Erstens: Könnten die Wirtschaftsdaten die Fed dazu bewegen, die Zinsen weiter
anzuheben, was die US-Wirtschaft und die ausländischen Märkte angesichts des starken
Dollars noch mehr belasten würde? Das ist wahrscheinlich. Laut „Dot Plot“ vom September
gaben sechs der neunzehn Fed-Mitglieder 5 % für das nächste Jahr als obere Zielgrenze
an, während der Median der Prognosen bei 4,75 % lag. Wenn die Fed die Zinsen im Dezember
um weitere 75 Basispunkte anhebt, könnten die Märkte mit einer Endrate von über 5 %
rechnen.
- Zweitens: Könnten weitere Zinserhöhungen die Inflation lösen, die derzeit durch
Angebotsschocks, steigende Energiekosten und Gewinnspannen der Unternehmen verursacht
wird? Wahrscheinlich nicht. Wie die stellvertretende Fed-Vorsitzende Lael Brainard
kürzlich betonte: „Die Normalisierung der Handelsspannen im Einzelhandel könnte den
Inflationsdruck bei einigen Konsumgütern deutlich verringern, wenn man bedenkt, dass
die Bruttomargen im Einzelhandel insgesamt etwa 30 Prozent des Gesamtumsatzes ausmachen“.
Darüber hinaus muss die US-Notenbank ihre Bilanz erheblich reduzieren, um die Inflation
zu senken.
- Drittens: Könnte eine Zentralbank die Inflation allein, d. h. ohne staatliche
Unterstützung, bekämpfen? Die Antwort lautet nein. Ein Beispiel dafür ist der Versuch
Großbritanniens, seine Wirtschaft durch Konjunkturmaßnahmen anzukurbeln. Das ging nach
hinten los und löste in diesem Monat einen Abverkauf von Anleihen aus. Um den Kampf
gegen die Inflation zu gewinnen, müssen sich die Finanz- und die Geldpolitik auf
weniger Anreize einigen.
Bis die Fed ihren Straffungszyklus beendet, was nach Markterwartungen bestenfalls vor
März 2023 der Fall sein wird, wird der Anstieg der Realrenditen risikoreiche Anlagen
und Anleihen weiter belasten. Eine Verlangsamung der geldpolitischen Straffung wird
für die meisten Anlageklassen nur eine vorübergehende Erleichterung darstellen.
Angesichts des realen Risikos einer Rezession werden die Anleger unseres Erachtens vor
allem nach Duration Ausschau halten.
Die Aussagen einer bestimmten Person geben deren
persönliche Einschätzung wieder (La Française).
Die zur Verfügung gestellten Informationen erheben
keinen Anspruch auf Vollständigkeit und stellen
keine Beratung dar (La Française).
Quelle: Investmentfonds.de
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