Investmentfonds.de
14.04.2004:
FranklinTempleton: Markt-Überhitzung in China? Teil 2
Köln, den 14.04.2004 (Investmentfonds.de) - Das chinesische Bankensystem wird
wesentlich stärker als in anderen Ländern Asiens vom Staat dominiert. Das
System ist als Mittler zwischen den Ersparnissen und den Investments für die
Volkswirtschaft ineffizient. Allerdings durchläuft die Bankenbranche einen
Reformprozess, in dem inländische Privatbanken und ausländische Banken eine
größere Rolle spielen. Solange das Land die Kapitalbilanz im Griff hat, besteht
kaum eine unmittelbare Gefahr für das vom Staat unterstützte Bankensystem.
Durch die Bankenreform sollen eine stärkere Kreditdisziplin hergestellt und
weitere schlechte Kredite vermieden werden. Die meisten Staatsbanken werden
rekapitalisiert. Danach sollen sie an der Börse in Hongkong oder anderswo
platziert werden, wo sich dann auch ausländische Partner beteiligen können.
Mit diesen Maßnahmen soll die Verantwortung des Managements gegenüber den
Aktionären betont werden. Dies wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen, aber
wir glauben, dass die Regierung erkannt hat, dass die Zeit knapp wird, da ein
nicht reformiertes Bankensystem nur schwer mit der neuen Wettbewerbssituation
und der Öffnung der Kapitalmärkte des Landes zurechtkommen wird.
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Transparenz
Die Transparenz der Unternehmen ist noch gering, nimmt jedoch zu. Immer mehr
Unternehmen haben begonnen, Quartalsergebnisse bekanntzugeben. Zudem halten
die Unternehmensführungen häufiger Meetings mit Aktionären und Analysten ab
und sind generell bereit, Fragen zu beantworten.
Reformen
In den letzten vier oder fünf Jahren haben die Kommunen die meisten der
kleinen und mittleren Staatsbetriebe (SOEs) in GmbHs umgewandelt oder den
Mitarbeitern übergeben. Sie gestatten auch Joint Ventures mit ausländischen
Investoren. Viele andere Unternehmen wurden an private Eigentümer verkauft
oder einfach geschlossen. Die börsennotierten SOEs haben ihre Corporate
Governance kontinuierlich verbessert, da der Druck über den Markt und die
Überwachung durch die Aufsichtsbehörden laufend zunimmt. In allen strate-
gischen Branchen, auch in der Schwerindustrie, sind viele große SOEs an
inländischen und ausländischen Börsen notiert oder dafür vorgesehen. Darunter
befinden sich Unternehmen in den Branchen Öl und Gas, Telekommunikation,
Energie, Stahl, und Petrochemie. Die Anzahl der in den SOEs Beschäftigten
nahm im Zeitraum zwischen 1996 und 2002 deutlich von 57% der Gesamtbeschäf-
tigen außerhalb der Landwirtschaft auf 29% ab. Die häufig mit einem Börsengang
verbundene Arbeitslosigkeit bleibt ein Kernproblem für die chinesische
Regierung. Allerdings erfolgte der Beschäftigungsabbau der SOEs weitgehend
durch die Unternehmen selbst, ohne stärkere Unterstützung durch die Regierung.
Insgesamt zeigt sich in der Entwicklung des chinesischen Kapitalismus
zunehmend die Achtung der Eigentumsrechte und der freien Märkte. Die Inves-
toren sehen sich jedoch noch immer mit Risiken konfrontiert und sollten
stets auf mögliche Enttäuschungen und massive Stimmungsschwankungen vor-
bereitet sein.
Aktien
Die Bewertungen der H-Aktien (Aktien chinesischer Unternehmen, die in
Hongkong gehandelt werden) legten in letzter Zeit zu, bleiben aber noch
weit hinter den Bewertungen der A-Aktien (Aktien, die generell inländischen
chinesischen Anlegern vorbehalten sind) an den Börsen in Shanghai und
Shenzhen zurück. A-Aktien, die für ausländische Anleger erhältlich sind,
weisen ebenfalls höhere Bewertungen auf als vergleichbare H-Aktien. Und
dies, obwohl die Bilanzierungsvorschriften für in China notierte Unternehmen
weniger streng sind als für Unternehmen in Hongkong.
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Ausblick
Die Experten bleiben bei ihrer optimistischen Haltung zu den langfris-
tigen Aussichten in China, auch in Bezug auf das Wirtschaftswachstum.
Obwohl gewisse Überhitzungs-Risiken bestehen, ist offensichtlich, dass das
wirtschaftliche Potenzial Chinas noch nicht voll ausgeschöpft ist. Daher
könnte das Wachstum in China anhalten. Das Potenzial in China lässt sich
am besten in nur zwei Worte fassen: Wachstum und Größe.
Quelle: Investmentfonds.de
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