Investmentfonds.de
14.05.2004:
HSBC: Marktbericht Mai 2004
Köln, den 14.05.2004 (Investmentfonds.de) - Nachdem sich bereits Mitte
April ein Stimmungsumschwung in den Emerging Markets aufgrund von Zinser-
höhungsängsten abzeichnete, wurden die außerhalb des Agrarsektors
in den USA geschaffenen Stellen im April (288 Tausend statt erwarteten
170 Tausend), welche in der ersten Maiwoche veröffentlicht wurden, zum Anlaß
genommen, auch am europäischen Markt für Unternehmensanleihen Gewinne mit-
zunehmen. Neben der nun stark erhöhten Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung
durch die USNotenbank bereits im Juni sorgte auch das Überangebot an Neuemis-
sionen im europäischen High Yield Markt in den ersten Maitagen für einen
erheblichen Druck auf die Anleihespreads, die sich seit Beginn des Monats
bereits um 35 Basispunkte gegenüber Staatsanleihen ausweiteten.
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So kam mit dem deutschen Spezialchemiehersteller Cognis (9,5%, 345 Mio.,
10 Jahre, B3(P)/B; Floater, 235 Mio., 9 Jahre, B2(e)/B) dem spanischen
Casinobetreiber Cirsa (8,75%, 210 Mio., 10 Jahre), dem amerikanischen Filter-
hersteller Polypore Inc. (8,75%, 150 Mio., B-/Caa1(e)), dem spanischen Kabel-
netzbetreiber ONO (10,5%, 180 Mio., 10 Jahre, CCC-/Caa2(e); Floater, 100 Mio.,
10 Jahre, CCC-/Caa2(e)), dem schwedischen Ölraffineriebetreiber Preem (9%, 100
Mio., 10 Jahre, B-/B2(e)) sowie dem französischen Spezialchemiehersteller
Rhodia (10,5%, 181 Mio., 6 Jahre, B3(e)/CCC+) innerhalb kürzester Zeit ein
Anleihevolumen an den europäischen High Yield Markt, daß dieser nicht verdauen
konnte. Der Großteil der eben angesprochenen Kandidaten notiert inzwischen zwei
bis drei Punkte unterhalb ihres Emissionskurses.
Die begrenzte Aufnahmemöglichkeit des Marktes äußerte sich auch in der
Anpassung der Konditionen des in der Chemiebranche tätigen niederländischen
Logistikunternehmens LBC (CCC+/Caa1(P)), welches neben der Anpassung des Kupons
auf 11% zudem einen Emissionskurs von 94,259% festlegen mußte, um seine 133
Millionen Euro große, zehnjährige Anleihe mit einer Rendite von 12% platzieren
zu können. Auch in den nächsten Tagen hält die Flut an Neuemissionen in diesem
Segment des europäischen Unternehmensanleihenmarktes an. So kommen neben dem
englischen Retailer Debenhams (B2/B), dem niederländisch-britischen Stahlher-
steller Corus (B3/CCC+) auch der deutsche TV Sender ProSiebenSat1Media (Ba2/BB+)
sowie das deutsche Logistikunternehmen Brenntag (B3(P)/B) mit neuen Anleihen an
den Markt.
Im Gegensatz zum High Yield Markt sind die Neuemissionsvolumina im
Investment Grade Segment derzeit überschaubar. So kamen in den ersten Maitagen
neben der deutschen Metro (4,625%, 600 Mio., 7 Jahre) sowie dem portugiesischen
Zementhersteller Cimpor (4,5%, 600 Mio., 7 Jahre) auch der schon lange ange-
kündigte italienische Stromversorger Enel an den Markt. Letzterer brachte neben
einer siebenjährigen Anleihe (4,125%, 750 Mio.) auch eine zwanzigjährige Anleihe
(5,25%, 750 Mio.) an den Markt. In den nächsten Wochen könnte neben der bereits
lange erwarteten Henkel Anleihe (zur Refinanzierung der Übernahme von Dial Corp.)
auch der eine oder andere amerikanische Automobilhersteller das noch günstige
Marktumfeld im Investmentgradebereich ausnutzen. Angekündigt haben sich bereits
Europas größte Mautgesellschaft Autostrade (A bei S&P), der italienische Versorger
ASM Brescia (A+ bei S&P), der mit einer 500 Millionen Euro Anleihe und zehnjäh-
riger Laufzeit an den Markt kommen will, sowie Europas größte Ölservice-
Gesellschaft, Technip, die eine Benchmarkanleihe mit siebenjähriger Laufzeit
anstrebt. Im Vergleich zum High Yield Markt, konnte sich das Investmentgrade
Segment bisher erstaunlich gut halten und verharrt derzeit auf den Spreads zu
Monatsanfang. Während sich die Spreads von Telekomanleihen um einen Basispunkt
ausweiteten, konnten sich die zyklischen Konsumtitel sogar leicht einengen. Hier
muß man sich allerdings die Frage stellen, wie lange sich der Investmentgrade Markt
noch den höheren Volatilitäten an den Aktienmärkten sowie den Spreadausweitungen
im High Yield Bereich als auch den Emerging Markets entziehen kann.
Quelle: Investmentfonds.de
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