Investmentfonds.de
19.05.2004:
Activest: Zinsspekulationen und Rekord-Rohölpreise
Köln, den 19.05.2004 (Investmentfonds.de) - Die Befürchtungen einer raschen
Anhebung der amerikanischen Leitzinsen, die Entwicklung der Rohölpreise und
die angespannte Lage im Nahen Osten ließen die internationalen Aktienmärkte
auch in der letzten Woche nicht zur Ruhe kommen, heisst es im aktuellen
Wochenbericht von AXA-IM. Die Stabilisierungsansätze an den Börsen waren meist
nur von kurzer Dauer. Nachdem sich die Finanzmärkte noch vor kurzem mit einer
US-Leitzinserhöhung im August abgefunden hatten, wird am Terminmarkt nun die
Zinswende in der Geldpolitik der Fed schon auf der FOMC-Sitzung Ende Juni
erwartet. Diese Zinsspekulationen wurden durch ein weiteres Anziehen der
Rohölpreise begleitet.
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Die vom saudi-arabischen Ölminister Ali Naimi in Aussicht gestellte Anhebung
der Obergrenzen für die Rohölförderung auf der OPEC-Konferenz am 3. Juni brachte
den Ölpreis nur vorübergehend unter Druck. Am Donnerstag überschritt der (WTI-)
Rohölpreis den bisherigen historischen Höchststand von USD 41,15 vom Oktober 1990.
Die im Wochenverlauf veröffentlichten amerikanischen Import-, Erzeuger- und
Konsumentenpreisindizes konnten die im Markt bestehenden Inflations- und Zins-
befürchtungen nicht entkräften. Über den Markterwartungen liegende Quartals-
ergebnisse verschiedener US-Unternehmen konnten die Börsenstimmung nicht
entscheidend aufhellen. In diesen Quartalsberichten wurde stattdessen das
berühmte "Haar in der Suppe" gesucht, um einen Verkauf der betreffenden
Aktienwerte zu begründen.
Obgleich die beiden Fed-Gouverneure Anthony Santomero (Philadelphia) und
Michael Moskow (Chicago) in der letzten Woche ausführten, dass die Fed die
Leitzinsen, der Konjunkturentwicklung entsprechend, allmählich anheben werde,
konnte dies die Zinsspekulationen nicht wesentlich dämpfen.
Obwohl die in der letzten Woche veröffentlichten europäischen Konjunkturdaten
weitgehend positiv ausfielen, konnten sich die Eurobörsen nicht den negativen
Stimmungsvorgaben der Inflations- und Zinsbefürchtungen entziehen, die die
Aktienkurse sogar unter das Niveau der 200-Tage-Linie fallen ließen. Die (nach
vorläufigen Berechnungen) veröffentlichten Zahlen für das Bruttoinlandsprodukt
im ersten Quartal 2004 sowohl der gesamten Eurozone als auch der einzelnen
Länder lagen durchwegs höher als der Marktkonsens. Mit einem Anstieg des BIP
in der Eurozone um 0,6% zum Vorquartal bzw. um 1,3% zum Vorjahresquartal wies
diese Region das stärkste Wirtschaftswachstum seit nunmehr drei Jahren auf. Für
die einzelnen Eurozonenländer traf dies in adäquater Weise zu.
Nach Einschätzung von Marktteilnehmern nahm damit auch der Druck auf die EZB ab,
die Leitzinsen erneut zu senken. Wichtig in diesem Zusammenhang wäre es nun, dass
die gezeigte leichte Beschleunigung der Konjunkturerholung in der Eurozone noch
mehr Eigendynamik entwickelt. Obgleich die Quartalsberichte der europäischen
Unternehmen in der letzten Woche überwiegend positiv ausfielen, schlugen sie sich
nicht in steigenden Aktienkursen am Gesamtmarkt nieder.
Obwohl der Euro STOXX 50-Index im Verlauf der letzten Woche ermutigende Ansätze
einer charttechnischen Bodenbildung aufwies, unterschritt er die 200-Tage-Linie
bei 2702 Indexpunkten. Im Gegensatz zum DAX und zum STOXX 50-Index fiel er sogar
unter die Jahrestiefstände von Ende März zurück. Während der STOXX 50-Index
zuletzt um 5% unter seinem Jahreshoch notierte, lag der Euro STOXX 50-Index um
9,1% unter seinem Jahreshochpunkt. Diese divergierenden Maßzahlen sind im we-
sentlichen auf die unterschiedliche Gewichtung von zyklischen und eher defensiven
Aktientiteln in den betreffenden Indizes zurückzuführen. Die nächste wichtige
Unterstützungszone für den Euro STOXX 50-Index verläuft im Bereich von 2600 bis
2650 Indexpunkten. Aufgrund der überverkauften Marktsituation sind technische
Kurserholungen in den nächsten Tagen möglich.
Quelle: Investmentfonds.de
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