Investmentfonds.de
26.05.2004:
Commerzbank-Volkswirte: Amerika vor der Zinserhöhung
Köln, den 26.05.2004 (Investmentfonds.de) - Die in den letzten Wochen
veröffentlichten Konjunkturindikatoren in den Industrieländern haben
in der Summe positiv überrascht, stellen die Experten der Commerzbank
in einer aktuellen MArkteinschätzung fest. In den Vereinigten Staaten
ist die Beschäftigung im April erneut kräftig gestiegen. Insgesamt
wurden dort seit Jahresbeginn per Saldo 867 000 neue Stellen geschaffen.
Mit der Wende am Arbeitsmarkt haben sich die Chancen für einen dauer-
haften US-Aufschwung merklich verbessert. Vor diesem Hintergrund fällt
es nicht ins Gewicht, dass der finanzpolitische Impuls in der ersten
Jahreshälfte deutlich hinter den ursprünglichen Schätzungen zurückbleiben
wird und die zuvor sehr hohen Wachstumsschätzungen für das zweite
Vierteljahr entsprechend nach unten korrigiert werden müssen. Insgesamt
ist mit einem stetigeren Konjunkturverlauf zu rechnen als bislang ange-
nommen. Im Jahresdurchschnitt 2004 erwarten die Volkswirte der Commerzbank
in ihrem neuen Konjunkturausblick für die USA nunmehr eine Zunahme des
realen Bruttoinlandsproduktes von 4¾ % (bisher: 5%). Für 2005 prognos-
tizieren sie einen Wert von 4% (bisher: 3¾ %).
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Positive Konjunkturnachrichten kommen auch aus dem Euroraum. In den ersten
drei Monaten des laufenden Jahres stieg die gesamtwirtschaftliche Produktion
um 0,6% gegenüber dem Vorquartal. Dies war die stärkste Zunahme in den
letzten drei Jahren. In den Sommermonaten wird sich die Erholung fortsetzen.
Hierauf deuten zumindest die vorlaufenden Stimmungsindikatoren hin. Insgesamt
sehen die Experten ihre über dem Konsens liegende Wachstumsprognose für den
Euroraum 2004 von 2% durch die jüngsten Konjunkturdaten bestätigt.
Neue Sorgen
Trotz der Festigung der Konjunktur hält sich der Konjunkturoptimismus in
Grenzen. Neue Risiken für den globalen Aufschwung sind der weitere kräftige
Anstieg der Rohölpreise und die steigenden Kapitalmarktzinsen. Tatsächlich
werden aber weder der hohe Rohölpreis noch die Verteuerung der Kredite den
Aufschwung zum Stillstand bringen. Nach Schätzungen der OECD dämpft ein
Anstieg der Rohölpreise um 10 Dollar das Wachstum in den Industrieländern
um etwa ¼ Prozentpunkt. Was die Kapitalmarktzinsen anbetrifft, so liegen
diese immer noch unter dem langjährigen Durchschnitt. Darüber hinaus ist der
Anstieg in realer Betrachtungsweise geringer, da auch die Teuerungsraten
angezogen haben.
Anziehende Verbraucherpreise ...
Das Preisklima hat sich in den letzten Wochen erkennbar eingetrübt. Die
kräftige globale Nachfrage hat nicht nur die Notierungen für Rohstoffe
merklich steigen lassen. Auch die Verbraucherpreise ohne Energie haben seit
Jahresbeginn stärker angezogen. In den USA stieg der Verbraucherpreisindex
ohne Energie und Nahrungsmittel von Januar bis April saisonbereinigt mit
einer laufenden Jahresrate von 3%, im Euroraum waren es reichlich 2%. Diese
Entwicklung wird sich in den kommenden Monaten fortsetzen.
... stellen „Geduld“ der Notenbanken in Frage
Die Festigung der US-Konjunktur und die Verstärkung des Preisauftriebs haben
den Druck auf die amerikanische Notenbank merklich erhöht, die Phase sehr
niedriger Zinsen zu beenden. Die Commerzbank-Volkswirte halten nunmehr eine
Zinserhöhung um 25 Basispunkte bereits im Juni für wahrscheinlich. Auf Jahres-
sicht prognostizieren sie eine Federal Funds Rate von 3¼%. Im Euroraum besteht
angesichts der wenig dynamischen Konjunktur zwar noch kein akuter Handlungsbe-
darf in der Geldpolitik. Zum Jahresende wird aber auch die EZB die geldpoli-
tischen Zügel allmählich straffen. Spätestens dann dürfte feststehen, dass ihre
mittelfristigen Inflationserwartungen zu optimistisch sind.
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Kapitalmarktzinsen kräftig gestiegen
In Erwartung eines baldigen Kurswechsels der amerikanischen Notenbank zog die
Rendite zehnjähriger US-Treasuries sprunghaft an. Mit 4,8% erreichte sie im Mai
den höchsten Stand seit Mitte 2002. Bis zum Jahresende ist mit einem weiteren
Anstieg auf 5¼% zu rechnen. Ein Crash am Rentenmarkt wie 1994 ist allerdings
wenig wahrscheinlich. Wegen des geringeren geldpolitischen Handlungsbedarfs
werden die langfristigen Zinsen im Euroraum etwas weniger stark steigen. Die
Rendite zehnjähriger Bundesanleihen wird am Jahresende bei 4½% liegen.
Weitere Dollar-Aufwertung
Auch wenn der Dollar in den vergangenen Wochen gegenüber dem Euro an Boden
gut gemacht hat, ist noch immer eine Dollar-pessimistische Grundstimmung spürbar.
Mittelfristig sollten aber die Stärke des US-Aufschwungs und die Ausweitung der
Renditedifferenz am Kapitalmarkt Druck vom Dollar nehmen. Insgesamt ist auf
Jahressicht ein Wiedererstarken des Dollar auf 1,14 Dollar je Euro zu erwarten.
Quelle: Investmentfonds.de
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