Investmentfonds.de
22.06.2004:
Rentenmarkt: Für Entwarnung zu früh
Mainz (ots) - Spekuliert wird seit einigen Wochen vor allem über
das Ausmaß und die Geschwindigkeit, mit der die US-Notenbank die
ultraniedrigen Leitzinsen auf ein konjunkturell angemesseneres Niveau
schleusen dürfte. Entgegen der bisher überwiegenden Einschätzung,
dass die Federal Reserve frühzeitig und entschlossen handeln werde,
klangen Sorgen vor stark steigenden Zinsen zuletzt etwas ab. Eine
vergleichsweise moderate US-Kerninflation im Mai stützt die Ansicht,
dass nun auch dieser Zinserhöhungszyklus am 30. Juni nur mit einem
kleinen Schritt um 25 Basispunkte beginnen könnte. Entsprechend
folgte auf die deutlichen Renditeanstiege seit dem Jahrestief im
März, in deren Verlauf insbesondere die Verzinsung zehnjähriger
amerikanischer Staatsanleihen unter Überwindung eines drei Jahre
alten Abwärtstrends kräftig um insgesamt 117 Basispunkte anzog,
zuletzt eine etwas ruhigere Gangart. Die Treasury-Renditen bildeten
sich von ihren Hochs zur Monatsmitte auf aktuell 4,69 Prozent zurück,
während zehnjährige Bundesanleihen nach zuvor deutlich
unterproportionalem Anstieg tendenziell seitwärts bei knapp unter 4,4
Prozent rentieren.
Das allgemeine konjunkturelle Szenario basiert trotz
zwischenzeitlich dominierender Ölpreis- und Zinssorgen weiterhin auf
einer intakten weltwirtschaftlichen Erholung. Bremsenden Faktoren
stehen insgesamt positive gesamtwirtschaftliche Trends in den USA und
Japan, die sich robuster als noch vor einigen Monaten angenommen
darstellen, gegenüber. Zuletzt bestätigte beispielsweise der
Internationale Währungsfonds seine Prognose von +4,6 Prozent für die
globale Wirtschaft im laufenden Jahr. Mai-Daten wie die
Einzelhandelsumsätze (+8,8 Prozent) oder die Industrieproduktion
(+6,3 Prozent gegen Vorjahr) verdeutlichen das hohe Expansionstempo
in den USA. In der Eurozone setzt sich getrieben von der
Außenwirtschaft ebenfalls eine freundlichere Entwicklung durch,
allerdings blieben bisher die für eine weitere Beschleunigung
entscheidenden Impulse vom privaten Verbrauch auf breiter Front aus.
Dies gilt insbesondere auch für Deutschland. So sind vereinzelt
skeptische Stimmen (z.B. DIHK-Umfrage) zu den Erwartungen für das
zweite Halbjahr vernehmbar, obwohl einige Prognosen, die im ersten
Quartal zurückgenommen wurden, angesichts des bisherigen
Jahresverlaufs eher wieder Aufwärtstendenz zeigen (z.B. IfW Kiel).
Trotz möglicher Wachstumsbelastungen resultierend aus der
hochdefizitären US-Leistungsbilanz, einer Abschwächung in China sowie
einer Normalisierung der hochtourigen US-Wirtschaft infolge
geringeren geld- und fiskalpolitischen Anschubs spricht einiges
dafür, dass sich bei etwas verringertem Momentum sowohl die Expansion
der Weltwirtschaft als auch in deren Fahrwasser der moderate
Erholungskurs der Eurozone fortsetzen sollten.
Neben der konjunkturellen Perspektive steht der zunehmende
Preisdruck auf den Vorstufen (Mai: US-Erzeugerpreise +5,0 Prozent
gegen Vorjahr) sowie die beschleunigte Teuerung bei den
Verbrauchsausgaben (Mai: Euroland +2,5 Prozent, USA +3,1 Prozent
gegen Vorjahr) im Fokus. Wenngleich Produktivitätsgewinne und
geringer Lohndruck in den USA die Gefahr von Zweitrundeneffekten aus
den primär energiepreisbedingt höheren Inflationsraten derzeit
mindern, ist es für eine generelle Entwarnung zu früh. Erst nach den
ersten Zinsschritten in den USA dürfte das Bild erkennbar aufklaren,
so dass trotz attraktiver gewordener Verzinsungen vorerst weiter
Augenmaß bei Neuanlagen in langen Laufzeiten geboten ist.
ots Originaltext: LRP Landesbank Rheinland-Pfalz
Im Internet recherchierbar: http://www.presseportal.de
Ihr Ansprechpartner bei der LRP Landesbank Rheinland-Pfalz:
Bereich: Research
Stefan Steib
Tel.: 06131 / 13 3588
Fax: 06131 / 13 3143
E-Mail: stefan.steib@LRP.de
Jürgen Pitzer
Corporate Communications
Pressesprecher
D-55098 Mainz
Tel (0 61 31) 13-2816
Fax (0 61 31) 13-2560
Handy (01 71) 3698-345
Große Bleiche 54-56
Internet : www.lrp.de
E-Mail:presse@LRP.de
Quelle: news aktuell
|