Investmentfonds.de
22.06.2004:
Bankenverband: Konjunkturbericht - Juni 2004
Köln, den 22.06.2004 (Investmentfonds.de) - Die Konjunkturdaten in Deutschland
haben in den letzten Wochen positiv überrascht, heisst es im Bericht des Bundes-
verbandes Deutscher Banken. Das Bruttoinlandsprodukt wuchs in den ersten drei
Monaten dieses Jahres mit der höchsten Rate der letzten drei Jahre. Darüber
hinaus glänzten die Daten für die Industrieproduktion, den Auftragseingang und
die Exportentwicklung für den Monat April mit außerordentlich kräftigen Zuwachs-
raten.
Vor überzogenen Konjunkturoptimismus muss gleichwohl gewarnt werden. Die wirt-
schaftliche Erholung in Deutschland basiert nach wie vor ausschließlich auf
außenwirtschaftlichen Impulsen. Zwar dürfte sich die Binnennachfrage in den
kommenden Monaten stabilisieren. Da der Beschäftigungsabbau aber immer noch
nicht zum Stillstand gekommen ist, ist in diesem Jahr keine nennenswerte Belebung
der privaten Konsumnachfrage mehr zu erwarten. Das globale Wirtschaftswachstum
könnte in der zweiten Jahreshälfte sogar etwas von seiner Dynamik verlieren.
Aus heutiger Sicht ist daher nach wie vor eine moderate wirtschaftliche Belebung
in Deutschland das wahrscheinlichste Szenario. Zwar erscheint inzwischen die
Prognose für das Wirtschaftswachstum im Durchschnitt des laufenden Jahres von
rund 1 ½ % nach unten gut abgesichert zu sein. Eine nicht zu unterschätzende
Rolle spielt dabei aber auch die in 2004 bekanntlich höhere Anzahl von Arbeits-
tagen. Gemessen an der tatsächlichen Konjunkturdynamik, die zum Beispiel auch
für die Einschätzung der Arbeitsmarkteffekte entscheidend ist, ergibt sich bei
einer Fortschreibung des im ersten Quartal erreichten Wachstumstempos für das
gesamte Jahr 2004 ein Anstieg des kalenderbereinigten Bruttoinlandsprodukts von
1,3 %.
Unterstellt man, dass sich die Rohölpreise in den kommenden Monaten über der
Marke von 30 US-$ je Barrel stabilisieren, dann wird die Inflationsrate für den
Euro-Raum im Durchschnitt des laufenden Jahres leicht über der 2 %-Marke liegen.
Für Deutschland ist dann im Jahresdurchschnitt mit einer Preissteigerungsrate
von etwa 1 ¾ % zu rechnen.
Trotz der nach oben revidierten Preisprognosen besteht für die Geldpolitik im
Euro-Raum keine Eile für eine Zinswende. Unterausgelastete Produktionskapazitäten
und die schwache Binnennachfrage werden den Preiserhöhungsspielraum der Unternehmen
weiterhin eng begrenzen. Außerdem ist das Risiko einer Lohn-Preis-Spirale, wie
nach dem kräftigen Anstieg der Ölpreise in den 1970er Jahren, als vergleichsweise
gering einzustufen.
Die für Ende Juni allgemein erwartete Leitzinserhöhung in den USA sollte für die
Europäische Zentralbank ebenfalls keinen Handlungsdruck bringen. Im Gegenteil: Die
Rückwirkungen einer amerikanischen Zinsstraffung auf die Kapitalmarktzinsen und die
Konjunktur im Euro-Raum könnten es den europäischen Währungshütern sogar erleichtern,
die eigenen Leitzinsen niedrig zu halten.
Quelle: Investmentfonds.de
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