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24.06.2004:
BA-CA Studie: EU-Erweiterung bringt tiefgreifenden Strukturwandel in Zentral- und Osteuropa/ Teil 2
Köln, den 24.06.2004 (Investmentfonds.de) -
Verschärfte Konkurrenz
Die EU-Erweiterung erhöht die Handelbarkeit von Gütern und Dienstleistungen und
bewirkt durch die Einführung von gemeinsamen Standards (Produktqualität, Umwelt-
schutz) eine bessere Vergleichbarkeit der Produkte. Das ermöglicht eine weitere
Erhöhung der Spezialisierung in Europa und damit eine Steigerung der gesamteuro-
päischen Produktivität.
Die EU-Erweiterung verschärft aber auch den Konkurrenzkampf, insbesonders in Branchen,
in denen der Außenhandel eine wichtige Rolle spielt. Beispiel Fahrzeugindustrie:
Tschechien überholte 2002 Spanien als Nettoexporteur von Automobilen und wies den
viertgrößten europäischen Überschuss nach Deutschland, Frankreich und Belgien aus.
Auch die Slowakei entwickelt sich immer mehr zu einem Automobilland.
Im Telekombereich hatte Ungarn im Jahr 2002 nach Finnland, Schweden, Großbritannien
und noch vor Frankreich und Deutschland den höchsten Exportüberschuss bei Mobilte-
lefonen aufzuweisen. Bei Möbeln nimmt Polen gleich nach Italien Platz zwei ein,
Slowenien hat eine starke Position bei Elektrogeräten.
Euroeinführung zwischen 2008 und 2010
Die Einführung des Euro im Laufe der zweiten Hälfte dieses Jahrzehnts wird den Aus-
tausch von Gütern und Dienstleistungen und den Kapitalfluss nochmals verstärken. Mit
dem Eurobeitritt von Slowenien, zwei baltischen Staaten und möglicherweise Zypern
ist bis spätestens 2008 zu rechnen. Ungarn und Polen sind aufgrund des Konsolidierungs-
bedarfs von ihrem ursprünglichen Ziel 2008 abgerückt und werden gemeinsam mit der
Tschechischen Republik erst nach 2008 der Eurozone angehören.
Vision Lissabon
2005 ist Halbzeit für den von der EU im Jahr 2000 beschlossenen Lissabon-Prozess,
der Europa bis 2010 zum wettbewerbsfähigsten und dynamischsten Wirtschaftsraum der
Welt machen sollte. Von diesem Ziel ist Europa noch weit entfernt. Die Bevölkerung
der EU ist nach der Erweiterung zwar um nahezu 60 Prozent größer als die der USA.
Das BIP der EU-25 ist allerdings nur etwa gleich groß wie das der USA (2003: EU-25:
9,8 Milliarden Euro, USA: 9,7 Milliarden Euro).
„Der wirtschaftliche und politische Erfolg der EU-Erweiterung wird davon abhängen,
inwieweit es gelingt, die Erweiterung als Vorteil in einer immer globaleren Welt zu
begreifen“, sagt Marianne Kager, Chefökonomin der BA-CA. „Die Frage ist nicht, ob
die neuen EU-Mitglieder Konkurrenz für die bestehenden EU-Mitglieder darstellen,
sondern ob die EU mit Hilfe der neuen Mitglieder die Konkurrenz aus Asien und USA
schlagen kann“, so Kager.
Quelle: Investmentfonds.de
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