Auf der richtigen Seite des Wandels zu stehen, ist heute wichtiger als jemals zuvor , urteilt David Eiswert.Geringes Wachstum, niedrige Inflation und erhebliche Disruptionen charakterisieren die heutige Wirtschaft. ">
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17.04.2019:
T. Rowe Price: Innovationen, Disruptionen und das Ende des "tugendhaften" Zyklus
Köln, den 17.04.2019 (Investmentfonds.de) -
David Eiswert, Portfolio Manager der Global Focused Growth Equity
Strategy von T. Rowe Price
* Geringes Wachstum, niedrige Inflation und erhebliche Disruptionen
charakterisieren die Wirtschaft
* Niedrige Zinsen und technologische Entwicklungen beschleunigen Innovationen
* Aktives Management kann helfen, richtig auf säkulare Veränderungen zu reagieren
"Auf der richtigen Seite des Wandels zu stehen, ist heute wichtiger als jemals
zuvor", urteilt David Eiswert. Geringes Wachstum, niedrige Inflation und erhebliche
Disruptionen charakterisieren die heutige Wirtschaft. Um in Zeiten säkularer
Veränderungen attraktive Performances zu erzeugen, sei es essenziell, Unternehmen
mit positiven Erträgen zu identifizieren. Trotz niedriger Zinsen und einer hohen
Geldmenge bleibt die Inflationsrate gering. Die niedrigen Kapitalkosten in
Kombination mit dem technologischen Wandel hätten die Finanzierung verschiedener
Innovationen und Disruptionen erst ermöglicht. Ohne diese Liquiditätsflut wären
diese sonst erst später eingetreten. "Aktuell befinden wir uns in einer Verschiebung
von Knappheit zu Überfluss. Allerdings bedeutet dieser Überfluss nicht, dass ein
dollar-basiertes BIP-Wachstum stattfindet, es impliziert jedoch eine niedrige oder
keine Inflation", sagt Eiswert.
Tesla und Allbirds sind nur zwei Beispiele
Als ein Beispiel für disruptive Entwicklungen nennt Eiswert Tesla. Zwar sei
Elektromobilität ohnehin der langfristige Sieger, die aktuelle
Innovationsgeschwindigkeit wäre bei höheren Zinsen aber nicht möglich.
Die Entwicklungen von Tesla wiederum zwängen die gesamte Branche, ihre Investments
zu erhöhen. Der Siegeszug von Elektromobilität werde so verstärkt.
Ein weiteres Beispiel sei Allbirds, ein umwelt- und nachhaltigkeitsorientierter
Schuhhersteller. Der Erfolg sei von Internet-Werbung, Online-Verkäufen sowie einer
sich ändernde Konsumentenneigung getrieben worden. Etablierte Unternehmen wie Nike
würden gleichermaßen gezwungen, dieselben Plattformen zu nutzen. Andere Unternehmen,
die ähnlichen Veränderungen unterliegen, seien Heinz, EA Sports oder JUUL.
Erstgenannter Lebensmittelkonzern habe sein Monopol auf Ketchup, Bohnen und Senf
durch sich ändernde Konsumentenneigungen verloren, EA Sports würde von Fortnite
überrumpelt und der Tabakhersteller JUUL profitiere von E-Zigaretten und einem
wachsendem Gesundheitsbewusstsein.
Die Liste der Unternehmen, die von diesen Phänomenen betroffen seien, werde länger.
Die Disruptionen finden statt, seien jedoch schwer auszumachen, da sie zumeist in
dieser Form noch nicht aufgetreten seien. Um als Anleger aus der wachsenden Liste
ähnlich betroffener Unternehmen die richtigen auszuwählen und auf der richtigen
Seite der Entwicklungen zu stehen, seien Informationen über Wandel und eine
Vorstellung von dessen Einfluss auf die Industrie elementar.
Effizienzsteigerungen sind vorhanden, aber nicht messbar
Ein Problem der aktuellen Entwicklungen: Zwar wachse die Produktivität, häufig sei
dies aber nicht sichtbar. Ein Beispiel dafür sei die Ölindustrie. Neue Technologien
würden die Produktivität gemessen an den produzierten Barrel Rohöl je Dollar
Investitionsausgabe, steigern. Der Anteil verdienter US-Dollar je
Investitionskosteneinheit wachse jedoch nicht. Sollte mehr Öl gefördert werden,
übten Innovationen und die damit verbundenen Kapazitäten Druck auf den Ölpreis aus.
Die Sorgen vor punktueller Ölförderung hätten sich innerhalb eines Jahrzehnts in
eine Realität des Ölüberflusses entwickelt - getrieben weitestgehend durch den
technologischen Wandel. Ähnliche Effekte habe auch Amazon Web Services (AWS).
Dieses treibe zwar eine Verbesserung der IT-Effizienz voran, schrumpfe und
verdünne jedoch zeitgleich die Branche. "Im Ergebnis profitiert die Welt zwar von
diesen Innovationen, Auswirkungen auf das BIP muss dies aber nicht haben",
schlussfolgert Eiswert.
Staaten wiederum würden zu Stimuli neigen, wenn kein Wachstum erkennbar ist. Ein
solcher Impuls könne zu kurzen, jedoch nicht zu mittelfristigen Wachstumsschüben
führen. Diese beeinflussen laut Eiswert Daten und Sentiments und seien so ein wichtiger,
kurzfristiger Treiber der Assetpreise. Zeitgleich würden so allerdings auch
Ungleichgewichte und Risiken erzeugt.
Säkulare Veränderungen verteilen sich ungleich
Weitere Gefahren der disruptiven Entwicklungen sieht Eiswert in der ungleichen
Verteilung von wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Fortschritten. Die Disruptionen
konzentrierten das Kapital - beispielsweise im Silicon Valley, in London oder in Shanghai.
Ähnliche Entwicklungen bestünden auch in weiteren Branchen. "Traditionelle Unternehmen mit
herkömmliche Geschäftsmodellen stehen häufig auf der falschen Seite der Innovationen",
sagt Eiswert.
Seiner Meinung nach müssten Investoren in Zukunft grundlegende Faktoren beachten.
Geringes Wachstum, niedrige Inflationsraten und niedrige Zinsen würden Bestand haben.
Ansteigendes Wachstum und Inflation blieben dennoch ein ernstzunehmendes Risiko für
einen "tugendhaften" Wirtschaftszyklus, also einen, von dem alle gleichermaßen profitieren.
Darüberhinaus sei die Industriekonsolidierung eine natürliche Antwort auf das aktuelle Umfeld.
"Populismus, Regulatorien und gesellschaftlicher Druck werden uns für einige Zeit begleiten.
Nachdem Banken lange als der Feind des Volkes angesehen wurden, wandert dieses Bild nun auf
Regierungen und auch Technologieunternehmen müssen sich ihrer sozialen Verantwortung
bewusst werden", sagt Eiswert. Außerdem sollten Branchenstrukturen, die durch neue
natürliche Monopole gestört würden, mit Vorsicht behandelt werden.
"In Unternehmen zu investieren, die Preise bestimmen können und wachsende Erträge erzielen,
ist der entscheidende Faktor, um Alpha zu generieren," schließt Eiwert.
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