16.03.2005
Merrill Lynch IM: Aktueller US- Marktkommentar
Köln, den 16.03.2005 (Investmentfonds.de) - „Sein oder nicht sein,
das ist hier die Frage,“ die sich vermutlich die meisten Anleger
zum Jahresende 2004 stellten, den Blick auf das bevorstehende
Jahr 2005 gerichtet. Würde das neue Jahr ein unter dem Trend
liegendes Wachstum bringen oder nicht? Schneller als gedacht aber
wurden diese Überlegungen auf Eis gelegt. Hierfür sorgten das rasche
Ergebnis bei den US-Wahlen und die rückläufigen Ölpreise, die das
Vertrauen in die Finanzmärkte - und im Umkehrschluss auch in die
Wirtschaft - wachsen ließen. Folgerichtig erwischten auch das
Geschäftsvertrauen und der Arbeitsmarkt einen guten Start ins neue Jahr
und nährten damit die allgemeine Erwartung, dass 2005 ein Jahr mit
Trendwachstum wird.
2005 dürften Anleger mit Blick auf die US-Wirtschaft vor allem folgende
Fragen interessieren: Wie schnell wächst die US-Wirtschaft, wie oft hebt
die US-Notenbank (Fed) die Zinsen an, wie entwickeln sich die
Energiepreise und welche Richtung schlägt der US-Dollar ein? Durch die
aggressive US-Steuer- und Geldpolitik der letzten zwei Jahre konnte eine
tief greifende Rezession in den USA und damit auch weltweit verhindert
und ein zügiger Übergang in die aktuelle Erholungsphase mit maßvoller
Expansion erreicht werden. Allerdings wird es in diesem Jahr keine
weiteren Steuerkürzungen oder Zinssenkungen geben. Im Gegenteil:
Dieses Jahr wird ganz im Zeichen stetiger Geldverknappung stehen, die
sich bereits seit Juni 2004 abzeichnet, als die US-Notenbank ihre
schrittweisen Zinserhöhungen aufnahm. In der Zwischenzeit hat die Fed
ihren Tagesgeldsatz von 1% auf 2,5% angehoben, und wir erwarten, dass
der Leitzins zum Jahresende bei 3,5% liegen wird. Aber auch wenn für
2005 mit geringeren Impulsen von der fiskalischen und geldpolitischen
Seite zu rechnen ist, meinen wir doch, dass die bisherigen Anreize ihre
Wirkung nicht verfehlt haben. Der hieraus resultierende, sich selbst
tragende Mechanismus aus Produktivität, Rentabilität und Beschäftigung
wird der Wirtschaft und den Aktienmärkten in den USA im laufenden Jahr
zu einem weiteren Anstieg verhelfen, der gleichwohl etwas an Tempo
verlieren dürfte. Zusätzlich haben amerikanische Firmen aufgrund ihrer
sanierten Bilanzen inzwischen erhebliche Barmittel zur Verfügung.
Entsprechend dürften Aktienrückkaufprogramme, höhere Dividenden,
Fusionen und Übernahmen sowie die Ausweitung der Investitionen ganz
oben auf der Tagesordnung US-amerikanischer Firmen stehen. All das sind
gute Voraussetzungen für die US-Aktienmärkte. Neben diesen sehr
ermutigenden Rahmenbedingungen bieten jedoch ausufernde Haushalts-,
Handels- und Leistungsbilanzdefizite Anlass zur Sorge und könnten dem
US-Wirtschaftswachstum das Wasser abgraben. Für zusätzlichen Druck auf
das US-Wirtschaftswachstum könnte ein drastischer, statt langsamer
US-Dollar-Rückgang sorgen.
Quelle: Investmentfonds.de