16.11.2018
Marktkommentar TwentyFour Asset Management: Das Ausfallrisiko bei Hochzinsanleihen nimmt zu
Köln, den 16.11.2018 (Investmentfonds.de) -
Felipe Villarroel, Portfolio Manager, TwentyFour Asset Management
- Ausfallraten dürften im fortschreitenden Konjunkturzyklus steigen
- Renditen rechtfertigen Risiken nicht mehr
In dieser Woche hatten die Märkte einige Nachrichten über potenzielle Ausfälle
im High-Yield-Sektor zu verkraften.
Den Anfang machte der italienische Infrastruktur- und Baukonzern CMC Ravenna,
der ankündigte, die Coupons der 2023 fälligen Anleihen wegen eines
"Liquiditätsengpasses" nicht fristgerecht bedienen zu können. Vergangenen Freitag
notierte die Anleihe nur noch bei 30 Cent und ist seither um mindestens weitere
10 Punkte gefallen. Auch beim britischen Lebensmittelhersteller Boparan scheint
sich die Lage zuzuspitzen. Pressemeldungen zufolge wurden das Bankhaus
Rothschild sowie eine Anwaltskanzlei eingeschaltet, um das Unternehmen
finanziell zu beraten, was Boparan bisher aber nicht bestätigt hat. Boparan
veräusserte früher in diesem Jahr bereits Vermögenswerte um die 2019 fällig
werdenden Anleihen teilweise vorzeitig zu kündigen. Noch ist das nicht geschehen,
aber die Anleger sind zurecht in Sorge, besonders wenn nun tatsächlich die
Finanzberater das Sagen haben. Diese Unsicherheit spiegelt sich auch im Kurs
der Anleihe wider. Derzeit weisen die 2019 fällig werdenden Papiere eine Rendite
von 17 Prozent bei einer Restlaufzeit von acht Monaten auf. Das Maß voll machte
dann ein Aktien-Research-Bericht über das globale Metall- und Bergbauunternehmen
Nyrstar, der dazu führte dass dessen Anleihe 10 Punkte nachgab und die 2019
fälligen Titel derzeit im niedrigen 60er-Bereich notieren. Der Bericht kam zu
dem Ergebnis, dass eine Schuldenrestrukturierung "unerlässlich" sei.
Die Ausfallrate von Hochzinsanleihen in Europa gehört seit einigen Jahren mit
zwei Prozent zu den niedrigsten weltweit und es ist kaum vorstellbar, dass sie
noch tiefer sinken wird. Zwar sehen wir bei der Ausfallrate kurzfristig keinen
wesentlichen Anstieg, müssen aber davon ausgehen, dass die Ausfälle zunehmen
werden, je reifer dieser Konjunkturzyklus wird.
Angesichts des heutigen Spread-Niveaus in einem für die Märkte schwierigen Jahr
2018 rechtfertigen die Renditen der High-Yield-Anleihen es unserer Auffassung
nach derzeit nicht, Positionen in Unternehmen einzugehen, die vor großen
Herausforderungen stehen.
In der aktuellen Zyklusphase sollten Anleiheinvestitionen die Tatsache
widerspiegeln, dass die Weltwirtschaft sich in einem Übergang befindet.
Einerseits wird die Geldpolitik weniger expansiv sein als in der jüngsten
Vergangenheit, andererseits hat das Wachstum viel von seiner Dynamik eingebüsst.
Mit Blick auf das Portfolio ist das Polster schlicht nicht groß genug, um in
diesem Jahr größere Anleiheverluste abzufedern. Stattdessen bleiben bessere
durchschnittliche Ratings und weniger Anleiherisiken unser Credo in einem
fortschreitenden Konjunkturzyklus.
Quelle: Investmentfonds.de