SOLIT | Palladiumpreis im freien Fall Gold schwach nach hawkishen Äußerungen von Powell
Markus Blaschzok, Chefanalyst der SOLIT Gruppe
Investmentfonds.de | Der Goldpreis fiel in der vergangenen Handelswoche um mehr als 1 % auf 1.932 US-Dollar und verzeichnete damit den zweiten wöchentlichen Rückgang in Folge. Zum einen sorgten hawkishe Äußerungen von Fed-Chef Jerome Powell für Verkaufsdruck und zum anderen die nachlassenden Sorgen um eine mögliche Ausweitung des Konflikts im Nahen Osten auf weitere Länder.
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In seinen Äußerungen auf einer Podiumsdiskussion des Internationalen Währungsfonds am Donnerstag sagte Powell, dass die FOMC-Mitglieder der US-Notenbank noch nicht zuversichtlich seien, dass die Zinssätze bereits hoch genug wären, um die Inflation im Laufe der Zeit auf das Ziel von 2 % zu senken, was die Märkte überraschte. Unterdessen nehmen die deflationären Tendenzen zu, während die Volkswirtschaften in eine Rezession abgleiten. Dieser Rückgang der Kreditgeldmenge wird letztlich auch den Goldpreis negativ beeinflussen, bis die Notenbanken irgendwann zur Rettung eilen und erneut Geld drucken werden.
Der Goldpreis dürfte sich in nächster Zeit bestenfalls weiter seitwärts in einer Handelsspanne zwischen 1.800 US-Dollar und 2.000 US-Dollar bewegen, es sei denn, es kommt zu einer Eskalation der geopolitischen Ereignisse oder einem Eingreifen der US-Notenbank auf eine Rezession in den nächsten Quartalen. Es bleibt die Befürchtung, dass die Notenbanken diesmal erst spät in einer Rezession eingreifen werden und die Märkte erst in einer Deflation unter der sinkenden Geldmenge leiden werden.
Gold fiel die zweite Woche, nachdem die Furcht vor einer Ausweitung des Konflikts im Nahen Osten abnahm
Die Fed hat jedoch längst keine Kaninchen mehr, die sie aus dem Hut zaubern könnte, um in der kommenden Rezession noch stimulierend auf die Wirtschaft bzw. den Konjunkturzyklus einzuwirken. Jeglicher Versuch mit dem erneuten Drucken von Geld aus dem Nichts das Kreditgeldsystem zu retten, wird letztlich mit höherer Inflation und noch höheren Zinsen bezahlt werden müssen. Am Ende des Tages sollte es deshalb zu einer Flucht in den sicheren Hafen des Goldes erfolgen, wenn die Investoren verstehen, dass weder Anleihen noch Aktien in einer Stagflation Schutz vor Verlusten bieten werden.
Draghi warnt vor Rezession und Zerfall der Währungsunion
Der ehemalige Präsident der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, sagte laut Financial Times, auf einer von der Zeitung organisierten Konferenz in Brüssel, dass die Eurozone bis Ende 2023 mit ziemlicher Sicherheit in eine Rezession geraten werde. "Es ist so gut wie sicher, dass wir bis zum Jahresende eine Rezession haben werden", zitiert die FT den ehemaligen Zentralbanker und ehemaligen Ministerpräsidenten Italiens. "Es ist ziemlich klar, dass die ersten beiden Quartale des nächsten Jahres dies zeigen werden.“
Der belgische Gouverneur Pierre Wunsch, der zuvor in Brüssel gesprochen hatte, räumte die Auswirkungen der strafferen Geldpolitik ein und sagte, dass die Wachstumsrisiken "nach unten tendieren". Die Eurozone befinde sich " in einer schwachen Form der Stagflation", fügte er hinzu.
Ich erwarte eine weitere Abwertung des Euro im kommenden Jahr mindestens auf die Parität zum US-Dollar, doch womöglich noch viel tiefer. Gerade deshalb müssen Anleger im Euroraum ihr Vermögen vor einer weiteren Abwertung des Euro schützen. Dies ist am besten mit einem Investment in Gold möglich. Eine Stagflation ist das beste Umfeld für den Goldpreis, da in dieser alle anderen Anlageklassen unattraktiv werden und der sichere Hafen des Goldes vor Inflation von jedermann gesucht wird.
Palladiumpreis unter 1.000 US-Dollar weiterhin im freien Fall
Erstmals seit 2018 fiel der Palladiumpreis in der letzten Handelswoche wieder unter die Marke von 1.000 US-Dollar je Feinunze. Noch im ersten Quartal 2022 kam es zu einer bemerkenswerten Preissteigerung um 81 % auf ein neues Allzeithoch bei 3.400 US-Dollar, als Reaktion auf die Invasion Russlands in der Ukraine. Russland ist der zweitgrößte Palladiumproduzent der Welt und fördert 40 % des weltweit abgebauten Palladiums. Deshalb sorgten diese Unsicherheiten des Krieges zu Lieferbedenken und so zu einer verstärkten Nachfrage, die den Preis auf ein neues Allzeithoch trieb. Dieser Effekt war jedoch hauptsächlich auf Marktspekulationen und nicht auf eine Schwächung der regionalen Versorgung zurückzuführen.
Palladium fiel erstmals seit 2018 auf unter 1.000 US-Dollar
Der Palladiummarkt zeigte in diesem Jahr ein komplexes Bild, beeinflusst durch verschiedene Faktoren. Palladium wird für seine Haltbarkeit, Korrosionsbeständigkeit und katalytischen Eigenschaften geschätzt, weshalb es eine entscheidende Rolle in Katalysatoren für Fahrzeuge spielt. In 2022 verzeichnete der Markt eine Nachfrage von 10,04 Millionen Unzen, angetrieben durch den Automobilsektor.
Die Angebotsseite des Marktes teilt sich in Primär- und Sekundärversorgung. Die Primärversorgung, also die direkte Gewinnung von Palladium aus Erzvorkommen, war 2022 das größte Segment. Herausforderungen wie Stromabschaltungen in Südafrika, Überschwemmungen in Nordamerika und geopolitische Unsicherheiten in Russland beeinträchtigten das Angebot. Das Sekundärangebot speist sich primär durch das Recycling von Katalysatoren, das ständig wächst.
Der Markt ist zusätzlich belastet durch hohe Lagerbestände bei Herstellern und Verarbeitern. Die Beratungsfirma Metals Focus prognostizierte für das Jahr 2023 Palladiumvorräte von etwa 11,64 Millionen Unzen, verglichen mit 12,35 Millionen Unzen im Jahr 2022 und 12,89 Millionen Unzen im Jahr 2021, was auf ein reichliches Angebot hindeutet.
Hinsichtlich der Nachfrage wird der Markt in mehrere Segmente unterteilt, wobei der Automobilsektor aufgrund seiner Rolle bei der Reduzierung von Fahrzeugemissionen dominiert. Strenge globale Emissionsvorschriften hatten die Nachfrage nach Palladium in Katalysatoren lange vorangetrieben. Mit dem Übergang zu batteriebetriebenen Elektrofahrzeugen sowie der Substitution durch das über lange Zeit günstigere Platin entstand ein Überangebot am Palladiummarkt, das in den letzten anderthalb Jahren sukzessive auf dessen Preis drückte. Laut dem im April veröffentlichten Jahresausblick der Internationalen Energieagentur wird der weltweite Absatz von Elektroautos in diesem Jahr voraussichtlich um 35 % auf 14 Millionen ansteigen.
Der russische Spitzenproduzent Nornickel geht davon aus, dass der Palladiummarkt von einem Defizit von 200 Tsd. Unzen im Jahr 2023 auf einen Überschuss von 300 Tsd. Unzen im Jahr 2024 umschwenken wird, da das durch Recycling geschaffene Angebot die Nachfrage deutlich übersteigen wird.
Trotz des bisher starken Preisrückgangs um über 70 % gibt es weitere Risiken für den Palladiumpreis. Ein Nachfrage-Schock inmitten einer großen Rezession im nächsten Jahr könnte kurzfristig zu einem starken Überangebot und somit zu einem kurzzeitigen Preiseinbruch führen. In jeder Rezession der Vergangenheit sorgten diese Nachfrageschocks für starke und schnelle Preisrückgänge am Palladiummarkt.
Nachfrageschocks in allen Rezessionen sorgten für teilweise starke Preiseinbrüche
Trotz des aktuellen Überangebots gibt es Hoffnung für den Palladiummarkt in der Forschung und Entwicklung transformativer Anwendungen in verschiedenen Branchen. Forscher erkunden neue palladiumbasierte Legierungen mit verbesserten Eigenschaften für die Luft- und Raumfahrt sowie die Elektronik. Weitere Trends umfassen Fortschritte in KI und maschinellem Lernen, Sensortechnologie, Nanotechnologieanwendungen und die Entstehung der Quanteninformatik. Der Palladiummarkt befindet sich inmitten eines Wandels, angetrieben durch technologische Fortschritte, Umweltpolitik und sich ändernde Marktdynamiken. Nachdem der Palladiumpreis das Tal einer Rezession durchschritten hat und die Notenbanken erneut mit dem Drucken von Geld aus dem Nichts begonnen haben, dürfte sich eine sehr gute langfristige Einstiegschance am Palladiummarkt ergeben.
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