Franklin Templeton | G20-Gipfel in Rio: Lula stärkt Brasiliens internationales Ansehen
Dina Ting, Head of Global Index Portfolio Management bei Franklin Templeton
Investmentfonds.de | Vom 18. bis 19. November 2024 wird Brasilien als Gastgeber des G20-Gipfels in Rio zum ersten Mal im Mittelpunkt der weltweit bedeutendsten Plattform für globale wirtschaftliche Zusammenarbeit stehen.
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Die Koalition, der die USA, China, Indien, die EU und seit kurzem auch die Afrikanische Union angehören, repräsentiert die wichtigsten Volkswirtschaften der Welt, auf die nach OECD-Angaben rund 80 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts, 75 Prozent des Welthandels und zwei Drittel der Weltbevölkerung entfallen.
Seitdem der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva (Lula) Anfang 2023 seine dritte Amtszeit ohne Unterbrechung angetreten hat, hat er viel Zeit im Ausland verbracht, um das Ansehen seines Landes in der Welt zu verbessern. Seine Bemühungen könnten sich auszahlen. Eine kürzlich von Pew Research durchgeführte Umfrage ergab, dass die meisten brasilianischen Erwachsenen den Status ihres Landes als internationale Macht optimistisch einschätzen.
Neben der G20 soll Brasilien auch Gastgeber für andere hochkarätige Veranstaltungen wie die UN-Klimakonferenz (COP30) und den BRICS-Gipfel (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) im Jahr 2025 sein und gleichzeitig die Mitgliedschaft in der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) anstreben.
In den fast drei Jahren, seit Brasilien sein formelles Beitrittsverfahren für die OECD-Mitgliedschaft eingeleitet hat, hat das Land viele Meilensteine auf dem Weg zu diesem Ziel erreicht. Sollte die Aufnahme gelingen, wäre Brasilien in einer einzigartigen Position, um den zunehmenden geopolitischen und wirtschaftlichen Wettbewerb zwischen Industrie- und Entwicklungsländern zu beeinflussen, da es als einziges Land gleichzeitig in den BRICS, den G20 und der OECD vertreten ist.
Als achtgrößte Volkswirtschaft der Welt und größte Volkswirtschaft Lateinamerikas könnte Brasilien ein starkes Bindeglied im globalen Diskurs über Schlüsselthemen für den Globalen Süden sein (laut UN Trade and Development umfasst der Globale Süden im Wesentlichen Afrika, Lateinamerika und die Karibik, Asien ohne Israel, Japan und Südkorea sowie Ozeanien ohne Australien und Neuseeland). Zu diesen Themen gehören vor allem die Bekämpfung von Hunger, Armut und Ungleichheit, nachhaltige Entwicklung und die Reform der Global Governance. Wenn Brasilien in der Lage ist, politische und finanzielle Zusagen für Fortschritte bei Prioritäten wie der digitalen Infrastruktur zu erreichen, könnte das nicht nur zu einer Steigerung des brasilianischen BIP führen, sondern auch zur Verringerung der wirtschaftlichen und städtisch-ländlichen Kluft sowie zum Abbau der Geschlechterungleichheit führen. Man bedenke, dass die Einführung einer relativ neuen, von der Zentralbank betriebenen Plattform für Sofortüberweisungen, bekannt als Pix, bereits die finanzielle Eingliederung gefördert und den Zugang zu Bankdienstleistungen von rund 70 Prozent der Bevölkerung auf mehr als 84 Prozent erhöht hat (Quelle: Carnegie Endowment for International Peace).
Wir erwarten, dass ein OECD-Gütesiegel für Brasilien auch globale Investoren ermutigt, die die Sicherheit der hohen Standards der Koalition zur Erleichterung der Geschäftstätigkeit suchen. Ein Sitz am Tisch würde Brasilien ein stärkeres Mitspracherecht bei der Gestaltung von Best Practices und globalen Rahmenwerken für sich schnell entwickelnde Technologiestandards geben. Die auf künstliche Intelligenz und Finanztechnologie spezialisierten brasilianischen Unternehmen gehören bereits zu den größten in Südamerika.
Als größter Ölproduzent Lateinamerikas ist das rohstoffreiche Brasilien führend im Energiesektor, da es einer der zehn größten Ölproduzenten der Welt ist (laut U.S. Energy Information Administration förderte Brasilien Ende 2023 4 Prozent der gesamten Weltölproduktion). Der größte Sektor des Landes ist mit einer Gewichtung von mehr als 36 Prozent laut MSCI Brazil Index jedoch das Finanzwesen.
Zentralbank im Zinserhöhungsmodus
Die hohen Staatsausgaben sind nach wie vor ein Hauptproblem. Unserer Meinung nach würde jede Einschränkung dieser Ausgaben die Kapitalmärkte des Landes optimistisch stimmen. Unterdessen stellt Brasilien eine Ausnahme im globalen Trend sinkender Zinssätze dar: Im September erhöhte die brasilianische Zentralbank die Zinsen, um den Inflationsdruck einzudämmen. Es wird am Markt erwartet, dass der Brasilianische Real in nächster Zeit stabil bleibt oder leicht aufwertet, was zum Teil auf die sinkenden US-Zinsen zurückzuführen ist. Wir sehen darin einen potenziellen Vorteil für ausländische Investoren in Brasilien.Es ist zudem ermutigend zu sehen, dass es bei der lang erwarteten brasilianischen Mehrwertsteuerreform Fortschritte gibt, die dem Privatsektor weiter Auftrieb geben könnten, da Effizienzgewinne durch ein einfacheres Steuersystem Investitionen begünstigen würden.
Das Wachstum des verarbeitenden Gewerbes und des Dienstleistungssektors in Brasilien hat sich im September beschleunigt, da die Produktion in beiden Bereichen gestiegen ist, was auf ein starkes Wachstum der Wirtschaftstätigkeit hindeutet. Darüber hinaus wird der brasilianische Markt derzeit zu Bewertungen gehandelt, die wir für günstig halten. Die verbesserten Bedingungen im verarbeitenden Gewerbe in Brasilien wurden laut S&P Global durch einen erneuten Anstieg der Produktion, eine stärkere Schaffung von Arbeitsplätzen und eine Belebung des Umsatzwachstums angetrieben. Ende September wurde der brasilianische Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe nur noch von Indien übertroffen und stieg auf 53,2 (von 50,4 im August; Werte über 50 deuten auf eine Expansion hin).
Grafik 1: Brasilianischer Einkaufsmanagerindex
Quelle: FactSet, Markit Economics
Die Erwartungen sind außerdem hoch, dass Brasilien im Jahr 2027 einen wirtschaftlichen Aufschwung erfährt, da es den historischen Zuschlag für die Ausrichtung der FIFA-Frauen-Weltmeisterschaft erhalten hat – eine Premiere nicht nur für Brasilien, sondern für ganz Südamerika.
Kurzfristig sind wir der Ansicht, dass Anleger die Chancen in Brasilien im Auge behalten sollten und sich ein attraktiver Einstiegspunkt in diesen großen und vielfältigen Markt bieten könnte.
Grafik 2: Die Bewertungen lateinamerikanischer Aktien sehen günstig aus.
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Grafik 3: Lateinamerikanische Aktien bieten hohe Dividenden.
Hohe Dividendenrendite im Vergleich zu Industrieländern, Schwellenländern und der eigenen Geschichte
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