Lazard AM | Zinsen, Währungen, Notenbanken und die Rolle von Anleiheninvestments
Michael Weidner, Portfoliomanager/Analyst und Co-Head des Global Fixed Income Teams bei Lazard Asset Management
Investmentfonds.de | Frankfurt, 11. Dezember 2024. Die Ergebnisse der jüngsten US-Wahlen werfen nicht nur geopolitische Fragen auf, sondern stellen auch die Kapitalmärkte vor neue Herausforderungen. Im Fokus steht dabei die Entwicklung von Zinsen und Währungen. Michael Weidner, Portfoliomanager/Analyst und Co-Head des Global Fixed Income Teams bei Lazard Asset Management, kommentiert die morgige Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) und betont: „Renten gewinnen als Absicherung im Portfolio wieder an Bedeutung. Neben ihrer stabilisierenden Wirkung bieten sie Investoren auch laufende Erträge. Gerade jetzt kommt es jedoch darauf an, die passende Duration und das richtige Risikoprofil zu wählen.“
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In puncto Zinserwartungen gebe es große Unterschiede zwischen den USA und Europa: Während in den Vereinigten Staaten nur ein begrenzter Spielraum für Zinssenkungen bestehe, könne die EZB aufgrund des wirtschaftlichen Drucks zu aggressiveren Maßnahmen greifen. „Mit Blick auf die morgige EZB-Sitzung erwarten wir eine Zinssenkung um 25 Basispunkte, was in etwa im Einklang mit den Markterwartungen steht“, sagt Weidner. Innerhalb des EZB-Governing Council scheine es jedoch auch Befürworter für eine stärkere Zinssenkung um 50 Basispunkte zu geben.
Der eigentliche Fokus werde morgen jedoch auf den neuen Wachstums- und Inflationsschätzungen (Staff Projections) liegen. „Aufbauend auf diesen Schätzungen und ihrer Bewertung durch den EZB-Rat werden sich die Markterwartungen verschieben“, so der Experte. Gegenwärtig existiere ein breiter Konsens für schwache Wachstumsaussichten und eine weiter absinkende Inflation innerhalb der Eurozone im kommenden Jahr. „Wir teilen diese pessimistischen Erwartungen jedoch nicht gänzlich“, erklärt Weidner. „Trotz negativem Ausblick in Deutschland, Österreich und anderen Kernländern sind die Aussichten für die gesamte Eurozone nicht gleichermaßen negativ, da insbesondere Südeuropa gut dasteht. Sollte sich im kommenden Jahr auch in Kerneuropa die Stimmung aufhellen und sich die Inflationserwartungen stabilisieren oder sogar anziehen, sehen wir Korrekturpotenzial im Euro-Rentenmarkt. Die Hoffnung einiger, die EZB könnte die großen wirtschaftspolitischen Probleme Europas erneut mit Niedrigzinsen lösen, halten wir für überzogen.“
Tatsächlich seien bereits ambitionierte Senkungen durch die EZB eingepreist. Dies spiegele sich auch in den volatilen Zinsdifferenzen wider, die sich derzeit auf einem historisch hohen Niveau bewegen würden. „Die unterschiedlichen Mandate der Zentralbanken – Beschäftigungsförderung und Inflationsschutz bei der Federal Reserve und reine Inflationsbekämpfung bei der Europäischen Zentralbank – erhöhen diese Divergenz“, erklärt Weidner.
In Europa wird die Kurve steiler
Auch die Zinsstrukturkurven würden deutliche Unterschiede aufweisen. In Europa dürfte die Kurve steiler werden, während die Situation in den USA weniger eindeutig sei. Dort stünden hohe Lohnabschlüsse einer langfristig hohen Inflationsgefahr gegenüber, denn Trumps Politik wirke tendenziell inflationstreibend. Deshalb sei die Zinsstrukturkurve in den USA weniger steil. „Für uns als aktive Rentenanleger gibt es aktuell eine Reihe von Märkten, um Geld auf hohem oder relativ hohem Zinsniveau mittelfristig anzulegen und unterschiedliche Durationen zu nehmen“, sagt Weidner. „Norwegen zum Beispiel zeigt sich geldpolitisch sehr zurückhaltend und hat noch keine Zinssenkungen abgebildet; Schweden und Kanada dagegen haben bereits massiv an der Zinsschraube gedreht. In Europa bietet sich Spanien aufgrund seiner stabilen wirtschaftlichen Entwicklung als attraktive Option für ein Investment an.“Die niedrigen Creditspreads würden die aktuelle Attraktivität von Unternehmensanleihen unterstreichen, welche nicht nur Stabilität, sondern trotz gesunkener Risikoaufschläge auch Renditechancen böten. „Der globale Zinssenkungszyklus spricht klar für Credits“, so Weidner weiter. Gleichzeitig weist er darauf hin, dass der Spread zwischen zehnjährigen Staatsanleihen in den USA und Deutschland derzeit historisch hoch sei, was die Stärke der US-Wirtschaft gegenüber der Eurozone verdeutliche. In den USA gehe es den Konzernen gut mit ordentlichen Margen und einem überschaubaren Kreditrisiko – und unter Trump sei hier keine Änderung zu erwarten, eher eine Fortführung dieser Entwicklung.
Der US-Dollar bleibt stark
Während die Schwäche des Euro ein belastender Faktor für Europa bleibe, profitiere der US-Dollar von der wirtschaftlichen Dynamik der USA und den politischen Weichenstellungen der neuen Regierung. „Sollte die Schere zwischen den USA und Europa weiter auseinandergehen, bleibt die zentrale Frage, wie sich dies langfristig auf die Währungen auswirkt“, analysiert Weidner. „Ein schwächerer Euro könnte kurzfristig als Unterstützung für die europäische Wirtschaft gesehen werden, birgt jedoch auch Risiken.“ Zudem dürfte ein zu starker US-Dollar einem Präsidenten Trump ein Dorn im Auge sein.Abschließend hebt Weidner hervor, dass die Kapitalmärkte vor einer Phase erhöhter Unsicherheit stünden, die sowohl Herausforderungen als auch Chancen biete. „Gerade in einem solchen Umfeld ist es entscheidend, die Entwicklungen genau zu beobachten und flexibel auf Veränderungen zu reagieren“, so sein Fazit.
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