ODDO BHF CIO View: Ein erstaunlich versöhnliches Jahr an den Finanzmärkten
Prof. Dr. Jan Viebig, Chief Investment Officer der ODDO BHF SE
Investmentfonds.de | „Es geht ein ungewöhnlich positives Jahr an den Finanzmärkten zu Ende. Der Dax der 40 deutschen Standardwerte erhöhte sich im laufenden Jahr bis kurz vor Weihnachten um rund 21 Prozent. In den USA stieg der Index S&P 500 im bisherigen Jahresverlauf um gut 27 Prozent, und auch an vielen anderen Marktplätzen wies die Tendenz nach oben….
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Dabei waren die Finanzmärkte Fährnissen wie selten ausgesetzt. Vom Gaza-Streifen über Syrien, die Ukraine und den Sudan bis ins Südchinesische Meer erstrecken sich die zahlreichen Kriegs- und Konfliktherde, die den Weltfrieden bedrohen. Hinzu kamen die politischen Krisen in den beiden führenden Ländern der EU, in Deutschland und Frankreich. Beide Länder haben mit instabilen Mehrheitsverhältnissen in den Parlamenten, einem Aufstieg der Parteien an den Extremen der Parteienlandschaft, vorgezogenen Wahlen und einer Fiskalpolitik unter dem Zwang zu unpopulären Einschnitten zu kämpfen.
Der Hausse an den Aktienmärkten steht keine vergleichbar schwungvolle Entwicklung der Weltwirtschaft gegenüber….
Die Bundesbank erwartet, dass in diesem Jahr das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) kalenderbereinigt um 0,2 Prozent sinken und im kommenden Jahr um 0,2 Prozent wachsen wird. Tritt diese Prognose ein, dann wird das deutsche BIP Ende 2025 niedriger sein als Ende 2023. In den USA ist die Entwicklung deutlich besser. Dort rechnet die Notenbank Fed in diesem Jahr mit einem Wirtschaftswachstum um die 2 Prozent. Für das kommende Jahr erwartet sie einen leichten Anstieg der Wachstumsrate.
Sicher, die Finanzmärkte haben 2024 Unterstützung durch die Zinsentwicklung erhalten. Am 12. Dezember hat die EZB ihren wichtigsten Leitzins, den Einlagensatz, um 0,25 Prozentpunkte auf 3,00 Prozent gesenkt. Anfang 2024 stand er bis in den Juni hinein bei 4,00 Prozent. Und auch die Fed in den USA hat ihre Leitzinsen 2024 zurückgenommen, zuletzt am Mittwoch dieser Woche, um 0,25 Prozentpunkte auf einen Korridor von nun 4,25 bis 4,5 Prozent. Zu Beginn des Jahres 2024 lag er einen Prozentpunkt höher. Möglich wurde die Lockerung der Geldpolitik in Europa und den USA durch einen Rückgang der Inflation. Im November 2024 lag die Teuerungsrate im Euroraum bei 2,2 Prozent, nach 2,8 Prozent im Januar 2024 und einem zyklischen Hoch von 10,6 Prozent im Oktober 2022. Ähnlich kräftig ging in diesem Zeitraum die Verbraucherpreisinflation in den USA zurück, von 9,1 Prozent im Juni 2022 auf 2,7 Prozent im Oktober 2024.
Zu Beginn des Jahres war es angesichts der zahlreichen Belastungen kaum zu erwarten, dass 2024 derart positiv verlaufen würde. Doch das gute Abschneiden vieler börsennotierten Unternehmen stimmt auch optimistisch. Offenbar ist es vielen Managern gelungen, ihre Unternehmen mit zum Teil großem Erfolg durch diese multiplen Krisen zu führen.
An der Börse, so heißt es gerne, werden Erwartungen gehandelt. Doch bezahlt werden diese mit Fakten. Und diesen Test haben viele Wirtschaftslenker bestanden. Das sollte uns für 2025 zuversichtlich stimmen. Viele Unternehmen haben den Beweis erbracht, dass sich ihr Geschäftsmodell auf eine Welt erhöhter Unsicherheit ausrichten lässt. Deshalb ist es wirtschaftlich sinnvoll, wenn jenen Unternehmen, die mit einem überzeugenden Geschäftsmodell, einer umsichtigen Finanzierungsstrategie und einer starken Führung, mehr Kapital zufließt - darauf ist unser langfristig orientierter Investmentansatz ausgerichtet. Etwa bis Mitte 2024 wurde der Kursaufschwung von einigen, wenigen Überfliegern getragen – an Wall Street wurden sie die „Glorreichen Sieben“ genannt, womit Apple, Amazon, Google, Meta, Microsoft, Nvidia und Tesla gemeint waren. Im Herbst 2024 hat die Aufwärtsbewegung, wie von uns erwartet, mehr Unternehmen erfasst. Die Hausse ist somit breiter geworden, was ein gutes Zeichen ist. In diesen turbulenten Zeiten gibt es somit auch gute Nachrichten….“
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