Investmentfonds.de
10.12.2019:
LFDE Macroscope: Ok, Boomer
Köln, den 10.12.2019 (Investmentfonds.de) -
Olivier de Berranger, Chief Investment Officer bei LFDE -
La Financière de l'Echiquier
Der Ausdruck "Ok, Boomer", der sich etwas ungelenk auch mit
"Alles klar, alter Knacker" übersetzen ließe, veranschaulicht den Riss
zwischen den Generationen der Babyboomer, die nach dem Zweiten Weltkrieg und bis
in die 1970er-Jahre geboren wurden, und den Millennials und der Generation Z, also
den Jahrgängen seit den 1980er-Jahren. Der Ausdruck ist ein Zeichen der
Geringschätzung für eine Generation, die bezichtigt wird, vom Wirtschaftswunder
profitiert und gleichzeitig der jüngeren Generation vor allem durch Verschuldung und
Umweltverschmutzung eine große Last auferlegt zu haben. Diese Ungleichheit zwischen
den Generationen könnte sogar zum zentralen Problem des 21. Jahrhunderts werden.
Beispielsweise ist nach Meinung der Jüngeren das aktuelle (völlig zersplitterte)
französische Rentensystem nicht mehr tragbar. Hauptgründe hierfür sind die umgedrehte
Alterspyramide und das Misstrauen gegenüber Reformen, das sich in den aktuellen
Protesten äußert.
Die Generation der Babyboomer wird rückblickend als begünstigt wahrgenommen:
gute Beschäftigungsquote bei Menschen mit Abschluss (außer in Krisen), ein höheres
durchschnittliches Wachstum als heute, Wertsteigerung der Vermögen durch Anstieg der
Immobilienpreise sowie langfristige Aktienkursgewinne für Sparer und ein Rückgang der
Zinssätze. Die jungen Generationen scheinen dazu verurteilt, die Bürde der Staats- und
Umweltschulden zu tragen. Zwar haben die Jüngeren in der Tat eine Last zu tragen,
dabei wird aber zu schnell vergessen, dass sie auch einen wichtigen Trumpf besitzen:
die Zeit. Einen Zeithorizont, der ein finanzielles Risiko zulässt, etwa durch Anlagen
in Aktien. Der verhältnismäßig kurze Anlagehorizont der Babyboomer zwingt sie angesichts
der im aktuellen Niedrigzinsumfeld mickrigen Renditen in sichere Anlagen.
Auch wenn die Jugend im Vergleich zu den vorherigen Generationen weniger in
traditionellen Organisationen (Parteien, Gewerkschaften usw.) Mitglied ist und damit
ihr politisches Engagement weniger sichtbar, verlassen sie doch nicht die politische
Bühne. Sie betreten sie nur anders, durch ehrenamtliche Vereinsarbeit, durch ihren
bewussteren Konsum, der nicht nur durch materielle Fragen gesteuert wird, sondern auch
durch die Suche nach Lösungen für Umwelt- und Gesellschaftsfragen. Ein rationales
Verhalten von den Menschen, die von den Folgen des Klimawandels unmittelbar betroffen
sein werden. Die Unternehmen haben dies verstanden und tragen jenseits des Gebots
wirtschaftlicher und finanzieller Rentabilität zunehmend den Aspekten Umwelt, Soziales
und Unternehmensführung(ESG) Rechnung.
Wie bei ihrem bewussteren Konsum werden auch bei den Investments der jungen Generation
die Suche nach Lösungen und die Wirkungsorientierung bei den Entscheidungen der Sparer
im Mittelpunkt stehen. Ok, Boomer?
Quelle: Investmentfonds.de
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