Investmentfonds.de
05.10.2021:
Boerse Stuttgart Digital Exchange: Bitcoin als offizielles Zahlungsmittel in El Salvador
Köln, den 05.10.2021 (Investmentfonds.de) -
Sebastian Warnke, Geschäftsführer der Boerse Stuttgart
Digital Exchange GmbH
Bitcoin als offizielles Zahlungsmittel in El Salvador:
Zwischen Start-Euphorie und Stresstest
Stuttgart 05. Oktober 2021 - Am 7. September war
Bitcoin-Day: In El Salvador wurde die wohl bekannteste
Kryptowährung zum zweiten offiziellen Zahlungsmittel
neben dem US-Dollar. Der mittelamerikanische Staat
wagte als erste Nation weltweit diesen Schritt. Ein
Meilenstein sollte es für die Krypto-Community werden.
Doch die Märkte waren nicht überzeugt, der Tag endete
mit einem veritablen Absturz des Bitcoins und
zahlreicher anderer digitaler Assets. So sank die
Marktkapitalisierung aller Krypto-Werte in der Spitze
um 400 Milliarden Dollar. Warum das geschah und weshalb
sich an den langfristig positiven Aussichten bei
Krypto-Assets dennoch nichts ändert.
Staatlicher Gegenwind dämpft Krypto-Optimismus
Kaum hatte El Salvadors Staatspräsident Nayib Bukele
den Startschuss für Bitcoin als zweite offizielle
Landeswährung gegeben, rauschte der Bitcoin in die
Tiefe und riss zahlreiche andere Werte wie Ethereum,
Litecoin oder Cardano mit sich. Die älteste
Kryptowährung gab innerhalb kürzester Zeit im
zweistelligen Prozentbereich von 55.000 auf
zwischenzeitlich 43.000 US-Dollar nach. Im Grunde
kam der Einbruch wenig überraschend. Einerseits
trennten sich zahlreiche Großanleger nach dem
Börsenmotto "Buy the rumour, sell the news" von
ihren Bitcoin-Beständen. Andererseits wurde
spekuliert, dass auch staatliche Stellen und
Notenbanken sowie Hedgefonds, die sich Liquidität
beschaffen wollten, ihren Beitrag zum Kurssturz
geleistet haben könnten.
Abseits solcher Mutmaßungen scheint sicher:
Krypto-Assets sind vielen staatlichen Institutionen
durchaus ein Dorn im Auge. Durch ihre dezentrale
Struktur und die daraus resultierende fehlende
Möglichkeit der Kontrolle bedrohen Kryptowährungen
und insbesondere Stable Coins als digitaler Dollar-
oder Euro-Ersatz aus Sicht der Staaten die etablierten
Währungs- und Zahlungssysteme. Wenig verwunderlich,
dass Institutionen wie die Weltbank oder der IWF,
Regierungen und Notenbanken das Experiment
El Salvadors argwöhnisch betrachten und - in
seltener Einmütigkeit von China über Europa bis
in die USA - als unerwünscht einstufen.
El Salvador als Vorbild für Nachahmer?
El Salvdors Präsident Bukele verfolgt mit seinem
Schritt ein hehres Ziel: Mehr Bürger des mittel-
amerikanischen Staates sollen Zugang zum Finanzsektor
erhalten. Denn: Bislang haben rund zwei Drittel der
rund 6,5 Millionen Einwohner kein Bankkonto. Bukele
erhofft sich vom Bitcoin allerdings noch mehr: Die
Kryptowährung soll Investitionen ins Land holen,
Arbeitsplätze schaffen und die Transaktionsgebühren
von Auslandsüberweisungen nach El Salvador senken.
So ganz durchgedrungen scheinen diese Hoffnungen bei
den Salvadorianern jedoch noch nicht - das zeigen die
Proteste gegen die Einführung der Kryptowährung.
Dennoch wird das Experiment weltweit genau beobachtet
- vor allem von finanzschwächeren Nationen wie Kuba,
Panama, Simbabwe oder der Ukraine. Ob diese oder
andere Staaten Bitcoin ebenfalls als offizielles
Zahlungsmittel einführen wollen, scheint derzeit
eher fraglich. Denn die Einführung dürfte lang
und beschwerlich sein.
Bitcoin - Freiheit versus Regulierung
Auch wenn der Bitcoin-Day am 7. September nur
von - bislang - bescheidenem Erfolg gekrönt war, so
wird doch deutlich, dass Kryptowährungen trotz aller
Widerstände in der Finanzwelt angekommen sind.
Digitale Assets wie Bitcoin, Ethereum, Tether oder
Ripple versprechen die Schaffung globaler Währungen
und eine Befreiung vom Staat und seinen regulierenden
Institutionen - von möglichen Kursgewinnen einmal
ganz abgesehen. Dem stehen jedoch die hohe
Volatilität und die absehbaren Regulierungen
gegenüber. Investitionen in Krypto-Assets setzen
daher bei Anlegern in erster Linie starke Nerven,
ein klares Risikomanagement und eine genaue
Kenntnis der Krypto-Welt voraus.
Kryptowährungen und Blockchain-Technologie
verändern die Finanzwelt
Stark schwankende Kurse oder skeptische Währungshüter
können allem Anschein nach nicht verhindern, dass sich
Krypto-Assets bereits als neue Anlageklasse etabliert
haben. Vor allem die hinter Krypto-Assets stehende
Blockchain-Technologie hat das Potenzial, die
Finanzwelt nachhaltig zu verändern. Vor diesem
Hintergrund dürfte das finanzielle Experiment
El Salvadors weiterhin hohe Aufmerksamkeit genießen
und ein Lackmustest für die Krypto-Anlageklasse sein.
Gelingt das Bitcoin-Projekt El Salvadors allen
Widerständen zum Trotz, dürfte es Nachahmer geben,
die dem Beispiel des mittelamerikanischen Kleinstaates
folgen - ein Domino-Effekt mit weitreichenden Folgen
für die Finanzwelt.
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Quelle: Investmentfonds.de
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