Investmentfonds.de
25.01.2022:
Carmignac beobachtet Energie- und Bankensektor
Köln, den 25.01.2022 (Investmentfonds.de) -
Raphaël Gallardo, Chief Economist bei Carmignac und
Frédéric Leroux, Leiter des Cross Asset Team und Mitglied
des Strategic Investment Committee bei Carmignac
Marktausblick Carmignac, vom Annual Media Event 2022
Paris, 25. Januar 2022
Macroeconomic Outlook - Raphaël Gallardo, Chief Economist
- Das globale Wirtschaftswachstum dürfte sich in diesem
Jahr von 5,5% (2021) auf 4,2% verlangsamen. In der ersten
Jahreshälfte ist dabei mit einer abrupten Abkühlung zu
rechnen. Die Gründe dafür sind die Omikron-Variante, die
hohen Energiepreise sowie die Folgen der geldpolitischen
Straffung in den Schwellenländern und im angelsächsischen
Raum. Angesichts der stimulierenden Maßnahmen Chinas gehen
wir allerdings von einer weltweiten Erholung in der zweiten
Jahreshälfte aus.
- China sieht sich vor allem mit drei spezifischen
Wachstumshemmnissen konfrontiert: die steigenden Kosten
seiner Zero-Covid-Strategie, der schrumpfende Immobilien-
sektor und der erwartete Rückgang bei den Exporten in
Industrieländer. Von offizieller Seite gab es jedoch
deutliche Signale für einen Umschwung hin zu einer
expansiveren Geldpolitik. Nachdem seit Dezember erste
Infrastrukturinvestitionen und Zinssenkungen zu verzeichnen
waren, gehen wir von einer weiteren Runde fiskalpolitischer
Impulse und geldpolitischer Lockerungen nach der Tagung des
Nationalen Volkskongresses im März aus.
- Da die Omikron-Welle das Arbeitskräfteangebot in den
USA weiter drückt, droht die dortige Konjunktur entgegen
unserer Erwartung bereits im ersten Quartal vollständig zu
überhitzen. Arbeitskräftemangel und die sinkende
Verbrauchernachfrage (hohe Inflation, steigendes Haushalts-
defizit, Überbestände bei langlebigen Wirtschaftsgütern)
dürften zu einer Halbierung des sequenziellen Wachstums
auf 2,4% bis zum Jahresende führen. Da die Inflations-
erwartungen außer Kontrolle geraten könnten, bleibt der
Fed keine Wahl mehr: Sie muss den schnellen Einstieg in
einen Straffungszyklus ankündigen und eine wirtschaftliche
Verlangsamung in Kauf nehmen.
"Auf kurze Sicht wird die Eurozone weiterhin unter hohen
Energiepreisen infolge des Streits zwischen Russland und
der NATO sowie unter der Abhängigkeit von globalen
Lieferketten zu leiden haben. Doch sind diese Hindernisse
erst einmal überwunden, dürfte Europa dank positiver
fiskalpolitischer Impulse von einer möglicherweise
vollständigen Erholung seiner Arbeitsmärkte profitieren."
Anlagestrategie und Allokation - Frédéric Leroux,
Leiter des Cross Asset Team und Mitglied des
Strategic Investment Committee
- Ein Engagement in hochwertigen Growth-Aktien mit
Preissetzungsmacht ist angesichts der schwächelnden
Konjunktur und der robusten Inflation durchaus sinnvoll.
Doch die anhaltende Teuerung sowie die solide Verbraucher-
bilanz rechtfertigen auch ein gewisses Exposure gegenüber
zyklischen Sektoren wie Energie und Banken - auch wenn die
uns bevorstehende Phase eher ein defensives Aktienexposure
nahelegt.
- Im Bereich der festverzinslichen Anlagen halten wir an
unserem defensiven Ansatz fest, den wir im Falle einer
hartnäckigeren Inflation noch erweitern können. Die
Wahrscheinlichkeit, das die Renditekurve steiler wird,
wächst.
- Was die Schwellenländer betrifft, so bleiben wir
weiterhin in China investiert. Die Volksrepublik verfügt
über den zweitgrößten Bestand an Growth-Aktien weltweit
und richtet derzeit ihre Politik neu aus, um die eigene
Wirtschaft stärker zu unterstützen.
"Jahrelang richtete sich die US-Notenbank bei ihrer Geldpolitik
nach dem Verhalten der Anleger. Nun ist es die Inflation, die
die Entscheidungen der Fed und künftig auch den Kurs der
Europäischen Zentralbank bestimmt. Angesichts der aktuellen
Inflation, die weitgehend von den Energiepreisen angetrieben
wird, blicken wir unter Berücksichtigung der ESG-Dynamik mit
erneutem Interesse auf den Sektor der fossilen Brennstoffe,
ebenso wie auf den Bankensektor. Dieser könnte mit der Zeit
davon profitieren, dass die Renditekurve steigt und steiler
wird."
Zwar werden sich die Aktienmärkte dieses Jahr wohl kaum so gut
entwickeln wie in den Jahren 2020 und 2021 - doch es gibt
einige positive Faktoren, die nicht außer Acht gelassen werden
sollten. Die Zentralbanken werden alles in ihrer Macht stehende
tun, um das Wachstum nicht zu gefährden. Sie werden sich nach
Kräften bemühen, die Inflation in den Griff zu bekommen, ohne
die Konjunktur zu bremsen. Die Realzinsen könnten daher für
längere Zeit negativ bleiben. Viele Schwellenländer wird die
geldpolitische Straffung in den USA nicht sonderlich hart
treffen: Sie profitieren von den steigenden Rohstoffpreisen
bzw. sind bereits im Begriff, ihre eigene Geldpolitik zu
straffen.
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Quelle: Investmentfonds.de
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