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14.06.2004:
Morgan Stanley: Marktreports Europa
Köln, den 14.06.2004 (Investmentfonds.de) -
Wirtschaft: Euroland
Die europäische Wirtschaft war bisher das Schlusslicht im globalen
Aufschwung, obwohl auch sie in den letzten Monaten besser in Fahrt
gekommen ist, was hauptsächlich auf die Performance des Exportsektors
zurückzuführen war. Gemäß dem Muster, das sich während der vergangenen
Jahrzehnte herausgeschält hat, zeigen die Wachstumstrends in Europa
eine Verzögerung von etwa 9 Monaten gegenüber den USA. Dies lässt
darauf schließen, dass sich das Wirtschaftswachstum in Europa auch
während des restlichen Jahres und in der ersten Hälfte des Jahres 2005
mit einem recht ordentlichen Tempo fortsetzen sollte. Die Verbindung
mit der US-Wirtschaft ist auch dieses Mal gegeben, aber auch hier gewinnt
der China-Faktor immer mehr an Bedeutung. Die europäischen Exporte nach
China sind mit einer Jahresrate von 30% gestiegen. Daher dürfte sich die
von Peking angestrebte Verlangsamung auch auf dem europäischen Kontinent
bemerkbar machen. Solange das Szenario der „harten Landung“ in China
nicht Wirklichkeit wird, dürften sich die Auswirkungen in Grenzen halten.
Die europäische Wirtschaft wird nicht in vollem Umfang am globalen Auf-
schwung teilnehmen, da sie durch unflexible Arbeitsmärkte und belastende
Vorschriften gebremst wird, die sich ständig als Hindernisse für ein
kräftigeres Wachstum in Europa erweisen.
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Kurzfristig ist jedoch mit besseren Nachrichten zu rechnen. Da sich der
Euro offenbar mittlerweile in einer gewissen Kursspanne eingependelt hat,
stehen die Wechselkurse nicht mehr im Zentrum der Aufmerksamkeit und
Exporteure sollten auch weiterhin gut abschneiden. Dennoch sind die infla-
tionären Auswirkungen des hohen Ölpreises für die Europäische Zentralbank
ein Grund zur Besorgnis, da sie die Inflationsrate leicht über den Referenz-
wert von 2% hinaustreiben können, an dem sich die EZB bei der Festlegung
ihrer Geldpolitik orientiert.
Aktien
Im Gegensatz zu den Aktien in den Vereinigten Staaten beendeten die euro-
päischen Märkte den Monat im Minus. Die seit langem bestehende Verbindung
zwischen der Performance US-amerikanischer und europäischer Aktien war der
Hauptgrund für die im Mai erlittenen Verluste. Dies ist durchaus verständ-
lich, da beide durch die gleichen volkswirtschaftlichen Kräfte beeinflusst
werden. Dennoch gab es in der jüngsten Zeit erhebliche Abweichungen: Die
Renditen der US-Schatzanleihen sind sehr viel stärker gestiegen als die
Renditen europäischer Staatsanleihen, und US-Aktien notieren mit historisch
hohen Bewertungen, während die europäischen Aktien immer noch mit beträcht-
lichen Abschlägen gehandelt werden. Da das Wachstum der Weltwirtschaft den
europäischen Unternehmen zugute kommt, rechnen wir damit, dass sie sich
wesentlich besser entwickeln als die europäische Wirtschaft. Die Binnennach-
frage tritt nach wie vor nicht als treibende Kraft für Umsätze und Gewinne
in Erscheinung. Angesichts der gut eingespielten weltweiten Verbindungen
sind die europäischen Unternehmen jedoch in einer guten Position, um von
der anhaltenden globalen Expansion zu profitieren. Wir bleiben bei unserer
übergewichteten Position in europäischen Aktien.
Anleihen
In Europa wird sowohl ein kräftigeres Wachstum als auch eine höhere
Inflation erwartet. Beides schlug sich bisher nicht in den Anleiherenditen
nieder. Während die Renditen der 2-jährigen Titel in den USA seit Ende
März um etwa 100 Basispunkte gestiegen sind, bewegte sich die Rendite der
2-jährigen Bundesanleihen im gleichen Zeitraum nur halb so weit nach oben.
Angesichts des fortgesetzten Wirtschaftswachstums und des steigenden
Inflationsdrucks erscheinen europäische Staatsanleihen derzeit nicht attrak-
tiv. Wir halten daher an unserer untergewichteten Position fest.
Bilanz:
Europäische Aktien: positiv
Europäische Anleihen: negativ
Quelle: Investmentfonds.de
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