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Investmentfonds.de
08.04.2020:
LFDE Monthly News April 2020 - "Die Welt danach"
Köln, den 08.04.2020 (Investmentfonds.de) -
Olivier de Berranger, Chief Investment Officer bei
LFDE - La Financière de l'Échiquier Die Welt danach
Während die Covid-19-Epidemie wütet
und die Märkte nach unten wie nach
oben Volatilitätsrekorde aufstellen,
könnte es dem Seelenfrieden - und
den persönlichen Finanzen - der
Anleger zuträglich sein, über die
kurzfristigen Entwicklungen hinaus
auf die Welt von morgen zu blicken.
Natürlich mit Vorsicht und Beschei-
denheit, denn Überraschungen treten
häufiger auf als gedacht. Bisweilen
ist der Horizont jedoch klarer zu
erkennen als der Weg dorthin.
Versuchen wir daher, einige
Anhaltspunkte auszumachen.
Ein Merkmal der sich abzeichnenden
neuen Welt besteht darin, dass die
Staaten ihre Prioritäten stärker auf
Resilienz ausrichten werden. Bisher
standen häufig Wachstum oder die
Sicherung der wirtschaftlichen und
militärischen Macht im Vordergrund.
Künftig könnte es in vielen Ländern
zu einer Neuausrichtung kommen, um die
Versorgung mit unverzichtbaren Dienst-
leistungen und Gütern, die bisweilen
vernachlässigt oder anderen Staaten
anvertraut wurde, selbst zu gewähr-
leisten. Zu diesen Dienstleistungen
gehört auch die Gesundheitssicherheit.
Wenn die Staaten ihre Daseinsberech-
tigung behalten möchten, müssen sie
die Finanzierung ihrer Gesundheits-
systeme um jeden Preis aufstocken.
Sparer könnten sich dies zunutze machen.
Denn Forschungslabore sowie generell
die Pharmaindustrie und der gesamte
medizinische Bereich einschließlich
seiner Liegenschaften(Kliniken,
Seniorenheime usw.) könnten von dieser
Entwicklung profitieren.
In einer bezüglich der Globalisierung
mittlerweile misstrauischen Welt könnte
es zu den neuen Prioritäten gehören,
für den Fall einer Unterbrechung der
weltweiten Lieferketten die Kontrolle
über lebensnotwendige Strukturen zu
haben: Energieversorgung, Grund-
nahrungsmittel, Transportketten,
Telekommunikation und Datenverarbeitung.
Aktive Fondsmanager könnten diese Trends
in ihren Portfolios betonen und eventuell
sogar spezielle Themenfonds auflegen.
Die Stärkung der Staaten für den Krisenfall
erfolgt auch durch eine bessere Kontrolle
ihrer Schulden und des Kapitals von staat-
lichen Unternehmen. Erste Anzeichen hierfür
sind bereits zu erkennen. Mit ihren neuen,
unbegrenzten Anleihekaufprogrammen werden
die Bank of Japan, die Europäische Zentral-
bank oder auch die US-Notenbank Fed zu
großen Gläubigern ihrer eigenen Staaten
(beziehungsweise im Falle des Euro ihres
Währungsraums). Eines Tages könnten Zentral-
banken wie z. B. die Bank of Japan im Zuge
einer indirekten Verstaatlichung einen
erheblichen Teil der Aktien der Unternehmen
in ihrem Einflussbereich halten. Dies würde
Sparer in gewissem Maße vor den Unwägbar-
keiten externer finanzieller Bedingungen
schützen. Der Preis hierfür dürften jedoch
geringere Aktienrenditen infolge künstlich
niedriger Risikoaufschläge oder niedrige,
weil im Interesse des sich verschuldenden
Staates festgelegte, Zinssätze sein.
Die aktuelle Krise könnte daher eine
Neuaufstellung der globalen Wirtschaftspolitik
einläuten. Vielleicht erleben wir bald sogar
eine Rückkehr zu einem gewissen staatlichen
Aktivismus und zum Regionalismus. Wer hätte
das bis vor Kurzem gedacht? Die neue Welt wird
dank der Lehren aus dieser Krise vielleicht
weniger anfällig sein. Sollte dies zutreffen,
wäre das aktuelle Drama nicht völlig umsonst
gewesen.
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