12.06.2006
JPMorgan AM: Fast die Hälfte der Pensionspläne in Europa offen für "LDI"
Köln, den 12.06.2006 (Investmentfonds.de) - Das Konzept „LDI“ findet in Europa
schon weite Verbreitung: Fast jeder fünfte europäische Pensionsfonds (19 Prozent)
nutzt bereits eine an den Verbindlichkeiten orientierte Anlagestrategie
(Liability-Driven Investment = LDI). Weitere 7 Prozent führen zurzeit eine
LDI-Strategie ein und 21 Prozent ziehen dies zumindest in Betracht. Somit ist
das Konzept inzwischen bei 47 Prozent der europäischen institutionellen
Investoren ein fester Bestandteil des Pensionsmanagements. Lediglich zehn Prozent
sind der Meinung, LDI sei ein kurzfristiger Trend ohne substanzielle Bedeutung.
Dieses Bild der aktuellen Trends und Meinungen zu LDI zeigt die von JPMorgan Asset
Management initiierte Studie „JPMorgan Liability-Driven Investment (LDI) Survey –
A survey into trends in risk management among Europe’s Defined Benefit Pension Schemes“.
An dieser europaweiten Befragung haben 214 Verantwortliche für Pensionspläne mit
festen Leistungszusagen (Defined Benefit) aus 14 Ländern teilgenommen. „Die Ergebnisse
unserer Erhebung zeigen, dass LDI europaweit ein aktuelles Thema von großem Interesse
ist. Allerdings variiert das Maß, wie das Konzept in den unterschiedlichen Ländern angenommen
wird und was es beinhalten sollte, sehr stark“, unterstreicht Jens Schmitt, Leiter
des institutionellen Geschäfts in Kontinentaleuropa von JPMorgan Asset Management.
Gemäß der Untersuchung sind insbesondere vier Länder bei LDI führend: Die Niederlande,
Dänemark, Schweden und Großbritannien. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass das regu-
latorische Umfeld in diesen Ländern solche Konzepte begünstigt. LDI-Strategien werden
nämlich signifikant häufiger umgesetzt, wenn es erforderlich ist, die Pensionsver-
pflichtungen zu Marktkonditionen zu bewerten. Entsprechend findet LDI in den
Niederlanden die stärkste Akzeptanz: Hier nutzen 66 Prozent der Befragten diese Strategie
bereits oder wollen sie einführen. Dänemark und Schweden folgen mit 53 Prozent vor
Großbritannien mit 44 Prozent.
In den anderen Ländern sind die Regularien noch nicht so weit, entsprechend sind die
Anforderungen an die Kapitaldeckung nicht am Marktwert der Verpflichtungen orientiert.
„Dies ist ein wichtiger Grund dafür, dass das Konzept LDI hier bisher weniger Beachtung
findet“, erläutert Jens Schmitt. Entsprechend haben sich in Deutschland, Österreich und
der Schweiz, aber auch Spanien und Portugal nur wenige Institutionen an der Befragung
beteiligt.
Erste Auswirkungen von "LDI"
Eine bereits spürbare Auswirkung des Trends zu LDI ist die Erhöhung der Duration: Mehr
als die Hälfte der Befragten hat bereits ihre Anleihenportfolios entsprechend modifiziert
oder plant dies. Gemäß der Studie beträgt aktuell die durchschnittliche Duration der
Portfolios in europäischen Pensionsplänen 9,3 Jahre. Eine Steigerung auf 11,1 Jahre wird
kurzfristig erwartet. Da die durchschnittliche Duration der Pensionsverpflichtungen 21
Jahre beträgt, ist hier nach wie vor ein gewisses Ungleichgewicht festzustellen.
In den Niederlanden und Großbritannien wird die Steigerung der Duration am höchsten
sein (von 10,5 auf 13,8 Jahre beziehungsweise von 15,1 auf 17,1 Jahre). Insgesamt gaben
mehr als 70 Prozent der Befragten an, die Erhöhung der Duration wurde aufgrund
der Verpflichtungen und nicht etwa aufgrund von Veränderungen an den Kapitalmärkten
vorgenommen.
Die Ergebnisse für Deutschland, Österreich und die Schweiz sind aufgrund der geringen
Beteiligungsquote nicht repräsentativ, aber zumindest lassen sich folgende Trends fest-
stellen:In Deutschland und Österreich ist die Entwicklung zur Durationssteigerung auf
niedrigem Niveau gegeben. In der Schweiz lässt sich dagegen ein gegenläufiger Trend
beobachten – hier haben einige der Befragten sogar die Duration verringert.
Ein Instrument, das mit der Implementierung einer LDI-Strategie einher geht, ist der
Einsatz von Derivaten wie Swaps oder Futures. So nutzen bereits 68 Prozent der Befragten
Swaps oder planen dies. Während in Großbritannien die wenigsten Pensionspläne dazu
bereit sind, haben diese OTC-Instrumente (Over-the-Counter) in Dänemark, Schweden
und den Niederlanden bereits großen Anklang gefunden.
Auch wenn die individuelle Bereitschaft zur Adaption des Konzepts noch nicht bei jedem
Pensionsfonds gegeben ist: Insgesamt gaben über zwei Drittel der Befragten an, dass eine
LDI-Strategie für jeden Pensionsplan sinnvoll sei, unabhängig davon, ob dieser ein Defizit
oder einen Überschuss in der Deckung hat.
„Wir glauben, dass LDI mehr sein sollte als lediglich ein Abgleich der Durationen. Da nicht
zuletzt auch laufende Kosten zu decken sind, sind zusätzliche Erträge ebenfalls notwendig.
Deshalb sollte in jedem LDI-Konzept auch eine Strategie zur Alpha-Generierung enthalten
sein. Der Erfolg wird auch in Märkten wie Deutschland kommen, wenn deutlich
wird, dass Pensionspläne mit LDI höhere Erträge erzielen können“, betont Gottfried Hörich,
Leiter des institutionellen Vertriebs bei JPMorgan Asset Management in Frankfurt.
Quelle: Investmentfonds.de