Capital I Die Stimmung kühlt ab, da der Ausblick sich eintrübt
Daniela Hathorn, Senior Market Analyst bei Capital.com
Investmentfonds.de | Die globalen Märkte zeigen sich diese Woche vorsichtiger, nachdem die US-Notenbank (Fed) die Erwartungen an schnelle Zinssenkungen gedämpft hat und Investoren die hohen Bewertungen im Technologiesektor neu bewerten. Noch vor wenigen Tagen herrschte Zuversicht, dass eine Serie von Zinssenkungen bevorsteht – diese Euphorie ist inzwischen verflogen. Fed-Chef Jerome Powell machte deutlich, dass eine Senkung im Dezember keineswegs sicher ist. Stattdessen betonte er die Notwendigkeit, flexibel zu bleiben, da die wirtschaftlichen Signale aus den USA widersprüchlich sind. Die Inflation liegt weiterhin bei rund 3 % und erweist sich als hartnäckiger als erhofft. Gleichzeitig erschweren Zölle und Veränderungen am Arbeitsmarkt die Prognose. Die Fed steht zudem vor einem Datenvakuum: Offizielle Arbeitsmarktzahlen fehlen noch, was die Lage zusätzlich unklar macht.
Zwar bleibt das Wirtschaftswachstum robust, doch die Ursachen für die Schwäche am Arbeitsmarkt sind unklar. Liegt es an konjunkturellen Schwankungen, an der Produktivitätsveränderung durch KI oder an strukturellen Faktoren wie Einwanderung und demografischem Wandel? Ohne klare Antworten will sich die Fed nicht auf einen festen Kurs festlegen.
Auch die laufende Berichtssaison sorgt für Turbulenzen. Meta enttäuschte mit gestiegenen Kosten und einer einmaligen Steuerbelastung, was rund 10 % seines Börsenwerts vernichtete. Apple und Amazon hingegen lieferten solide Zahlen, was auf stabile Nachfrage im Konsum- und Cloudbereich hindeutet. Dennoch zeigt sich ein übergeordnetes Problem: Die Erwartungen sind extrem hoch. Schon kleine Enttäuschungen bei den Ergebnissen oder der Prognose führen zu überzogenen Kursreaktionen. Manche Bewertungen im Tech-Sektor setzen nahezu perfekte Wachstumsverläufe voraus – ein riskantes Spiel mit wenig Spielraum für Fehler. Das wirft erneut die Frage auf, ob der KI-Boom wirklich eine industrielle Revolution darstellt oder doch eher spekulative Züge trägt.
Trotz dieser gemischten Signale bleibt die Risikobereitschaft hoch. Die „Magnificent Seven“ treiben weiterhin die globalen Aktienmärkte an, doch auch in anderen Bereichen zeigen sich Anzeichen von Überhitzung – etwa bei Kryptowährungen oder Meme-Aktien. Eine Phase der Abkühlung könnte notwendig sein. Die fundamentale Geschichte rund um KI und technologische Produktivität bleibt zwar überzeugend, doch die jüngsten Marktbewegungen deuten darauf hin, dass manche Investoren dem tatsächlichen Fortschritt vorausgeeilt sind. Die Botschaft der Zentralbank ist eindeutig: Lockerungen in der Geldpolitik werden kommen – aber nicht nach dem Zeitplan der Märkte. Vielleicht ist es gerade die Mäßigung – sowohl beim Wachstum als auch bei den Erwartungen – die diese Rallye am Leben erhält.
Nasdaq 100 daily chart
Quelle: Capital.com
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