Die Frage, um die es sich bezüglich des Coronavirus in diesen Tagen vorrangig dreht, lautet: Wie schlimm wird es werden? Auch wenn wir alle darum kämpfen, den ersten Blick auf den Sonnenaufgang zu erhaschen, wird viel davon abhängen, wie schnell die Märkte vor dem Morgengrauen die Dunkelheit durchschreiten. ">
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06.04.2020:
BARINGS Chief Global Strategist: "Dunkelheit vor der Dämmerung"
Köln, den 06.04.2020 (Investmentfonds.de) -
Dr. Christopher Smart, Chefstratege und Leiter des
Barings Investment Institute
Die Frage, um die es sich bezüglich des Coronavirus in
diesen Tagen vorrangig dreht, lautet: Wie schlimm wird
es werden? "Auch wenn wir alle darum kämpfen, den ersten
Blick auf den Sonnenaufgang zu erhaschen, wird viel davon
abhängen, wie schnell die Märkte vor dem Morgengrauen die
Dunkelheit durchschreiten", sagt Dr. Christopher Smart in
seinem aktuellen Kommentar.
Fünf dunklere Entwicklungen werden sich demnach erst noch
einstellen müssen, bevor wir abschätzen können, wie schnell
eine Erholung eintritt.
Ertragsrevisionen:
Wenn es in der Natur kaum etwas Furchterregenderes gibt als
eine Herde von Gnus, dann gibt es an den Finanzmärkten nichts
Schädlicheres als eine Herde von Analysten, die ihre Gewinn-
schätzungen nach unten korrigieren. Während die Zahl der
Analysten, die die S&P-500-Aktien herabstufen, inzwischen den
Stand von 2008 übersteigt, bleibt der Umfang der Herab-
stufungen im zweiten Quartal mit etwa 10% relativ gering. Das
könnte vor allem an der nach wie vor außergewöhnlich hohen
Unsicherheit liegen. Die Unternehmen selbst liefern keine
neuen Zahlen mehr, was die Aktien immer noch viel billiger
erscheinen lässt, als sie tatsächlich sind.
Rating-Herabstufungen:
Kreditanalysten haben die Schuldentragfähigkeit aller Kredit-
nehmer, ob groß oder klein, radikal neu bewertet. Unternehmen
mit Investment-Grade-Rating haben im März in Erwartung der
bevorstehenden schwierigen Zeiten neue Schulden in Höhe von
260,7 Milliarden Dollar aufgenommen, aber manche werden ihr
Rating verlieren, was einige Anleger zum Verkauf zwingt.
Herabstufungen können auch Vereinbarungen auslösen, die eine
vorzeitige Rückzahlung der Schulden bedingen.
Das könnten unruhige Zeiten werden.
Konkurse:
Einige Firmen werden lediglich Herabstufungen erleiden,
während andere vor dem Bankrott oder gar der Liquidation
stehen. Versierte Investoren schaffen es, die meisten davon zu
vermeiden, aber es wird sicherlich auch unerwartete Pleiten
geben. Es ist schwer vorstellbar, dass eine Krise dieses Ausmaßes
nicht auch einige große Opfer fordern wird, die bereits in den
Seilen hingen. Außerdem wird es in den Schwellenländern zu einer
Umstrukturierung der Staatsschulden kommen, da sich das Kapital
in einem noch nie dagewesenen Tempo zurückzieht. Argentinien und
der Libanon waren schon angeschlagen, bevor wir von dem
Coronavirus gehört hatten, andere werden zu der Liste hinzukommen.
Öl:
Es ist schwer vorstellbar, dass es eine dauerhafte Erholung geben
wird, ohne dass Russland und Saudi-Arabien zu einer verbindlichen
Einigung über die Ölpreise kommen. Es scheint eine Vereinbarung in
Arbeit zu sein, die das Angebot einschränken und eine Untergrenze
für die globalen Preise schaffen würde, um große Teile der Industrie
vor dem Zusammenbruch zu retten. Dennoch werden die Finanzmärkte den
Aufschwung erst dann in vollem Umfang begrüßen können, wenn
Zuversicht besteht, dass der Ölpreis wieder in eine vorhersehbare
Größenordnung zurückgekehrt ist.
Die Regierungen:
Nach wochenlangem Leugnen und Zögern sind die Staats- und
Regierungschefs der Welt und die Zentralbanken endlich in Aktion
getreten, aber es gibt noch viel mehr zu tun. Das vom US-Kongress
verabschiedete 2-Billionen-Dollar-Paket ist eher eine Nothilfe als
ein Konjunkturprogramm. Dennoch wird viel davon abhängen, wie schnell
das Geld an kleine Unternehmen und Haushalte verteilt werden kann.
Die Fed war schnell und kreativ bei der Unterstützung der Kreditmärkte,
aber die Banken werden noch mehr unter Druck geraten, wenn ihre
Kreditbücher schlecht werden. Nur wenige haben schon angefangen, über
den Schlag nachzudenken, der die Entwicklungsländer bald treffen wird,
und deren zusätzlichen Bedarf an Hilfe und Schuldenerlass.
Ein dauerhafter Aufschwung wird auch viel mehr internationale
Zusammenarbeit erfordern. Wenn die G-20 kaum mehr tut, als fade
Erklärungen abzugeben, werden die Investoren eine konkretere
bilaterale Zusammenarbeit bei der Ausweitung des Handels, der
Stabilisierung der Märkte und der Ankurbelung von Investitionen
sehen müssen.
Investoren brauchen keine Antworten auf all diese Fragen, damit der
Aufschwung beginnen kann, aber sie werden es schwierig finden, sich
ohne ein klareres Bild wieder auf neue Investments zu konzentrieren.
Eine zuverlässige Abflachung der Kurve der Coronavirus-Opfer wird
einen entscheidenden Durchbruch für die öffentliche Gesundheit und die
Rückkehr zur Normalität bringen, aber es wird für die Märkte so lange
Dunkelheit herrschen, bis wir etwas Licht auf die wirtschaftlichen
Trümmer bekommen, die repariert werden müssen.
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