Blackrock: Konjunkturelle Gegenwinde
Australische Bergbau-Sondersteuer Im Jahr 2008 gab die australische Regierung den Startschuss für eine groß angelegte Steuerreform. Unter der Leitung von Finanzminister Ken Henry wurde das bestehende Steuersystem überprüft. Es gab vielfältige Spekulationen über angedachte Gesetzes- änderungen, über die neuen Steuersätze und die praktischen Konsequenzen der Reform. Doch bislang sorgt vor allem das Vorhaben einer Sondersteuer für den Bergbau (Resource Super Profits Tax, kurz: RSPT) für Aufregung. Kritisiert wurde insbesondere, dass diese Sondersteuer zusätzlich zu den bereits geltenden Förder- gebühren und anderen Unternehmenssteuern erhoben werden soll. Berichten zufolge wird die Supersteuer bereits ab einer Gewinnschwelle fällig, die unter den Kapi- talkosten der meisten Minengesellschaften liegt. Zudem müssten die Unternehmen diese Sondersteuer zu einem Zeitpunkt entrichten, an dem sie ihre Investitionen noch nicht wieder erwirtschaftet haben. Kurzum: Die geplante Sondersteuer bestraft effiziente Unternehmen, die bereits den ursprünglichen Kapitaleinsatz zurückgezahlt haben, und installiert die Regierung als nicht-beitragenden, stillen Partner an bestehenden Vermögenswerten und neuen Projekten. Wird die geplante Sondersteuer tatsächlich eingeführt, würde Australien aus Sicht der Bergbaukonzerne zu einem Land, das künftig kaum mehr Anreize für eine Geschäftstätigkeit oder neue Inves- titionen bietet. Die Ironie dabei: Australiens Rohstoffvorkommen gehören zu den größten weltweit.! Auf lange Sicht würden die Brancheninvestitionen zurückgehen, und auch die gesamte Supportindustrie müsste kräftige Einbußen hinnehmen. Kleinere und mittlere Minen- gesellschaften stünden zudem vor der Herausforderung, wie sie in Zukunft ihre Projekte finanzieren sollen, wenn sie zugleich über weniger Cashflow verfügen. Also müsste mehr frisches Kapital aufgenommen werden. Aber wie soll das gehen, wenn die Kapitalrenditen sinken? Werden sich dann überhaupt noch Investoren finden? Es droht ein Teufelskreis, der in der Branche aufgrund der neuen Steuerbelastungen einen empfindlichen Schrumpfungsprozess auslösen könnte. Doch nicht nur die Mitar- beiter der Bergbaukonzerne, die lokalen Kommunen und Städte sowie die Aktionäre würden die Auswirkungen der Sondersteuer zu spüren bekommen. Zuletzt müssten auch die Kunden die neue Steuer mittragen, da auf sie wahrscheinlich höhere Preise zukommen, die die Unternehmen mit der Notwendigkeit neuer Investitionen rechtfertigen könnten. Wir sind zuversichtlich, dass sich am Ende der gesunde Menschenverstand durchsetzen und die Regierung mit allen von dem geplanten Steuervorhaben betroffenen Interessen- gruppen in Klausur gehen wird. Allerdings ist die offizielle Rhetorik der amtierenden Regierung bislang alles andere als ermutigend. Hinzu kommt, dass Neuwahlen vor der Tür stehen und sich die Bergbau-Sondersteuer erwartungsgemäß zu einem zentralen Wahlkampfthema entwickelt hat. Der Euro Vor noch nicht allzu langer Zeit schien die Vorstellung, dass eine der wichtigsten globalen Leitwährungen durch verschlechterte Ratings für Staatsanleihen unter Druck geraten könnte, nahezu undenkbar. Infolge ihrer massiven Staatsverschuldung und in Erwartung sinkender Einnahmen sehen sich einige europäische Länder aber genau damit konfrontiert – mit fatalen Folgen für die langfristige Zukunft des Euro als internationale Reservewährung. Die drei führenden Ratingagenturen Fitch, S&P und Moody’s haben mit ihrer Herab- stufung der Länderratings von Griechenland und Spanien jene Investoren in Panik versetzt, die über entsprechende Engagements in Staatsanleihen dieser Länder verfügen. Die Risikoprämien für Kreditausfallversicherungen (CDS) erreichen mittler- weile Rekordhochs. Dies wiederum setzt die robusteren Volkswirtschaften im Euroraum unter Druck, ein Rettungspaket für die schwächeren Mitglieder zu schnüren. Wie werden die deutschen Steuerzahler auf die Aussicht reagieren, dass ihre Steuern als Bürgschaft für das spanische und griechische Staatsdefizit dienen sollen? In Griechenland ist es aufgrund der geplanten Haushaltskürzungen und des angekündigten Sparkurses der Regierung bereits zu Ausschreitungen gekommen. Es ist deshalb frag- lich,ob die betroffenen Regierungen die geplanten Kürzungen tatsächlich umsetzen können. Kein Wunder also, dass Investoren wie Zentralbanken gleichermaßen nach Alternativen für ihre Reserveportfolios Ausschau halten und dabei Gold ins Visier nehmen. Sorgen über China Nach unserer Meinung hat es in mehr als zehn Jahren keine Volkswirtschaft von der Größe Chinas gegeben, die besser gesteuert worden wäre als die Chinas. Die Regierung hat es geschafft, die Arbeitslosenrate stabil und die Inflation unter Kontrolle zu halten. Gleichzeitig flossen Investitionen in Projekte zur Unterstützung des lang- fristigen Wachstums. Auch die Devisenreserven des Landes wurden nachhaltig aufge- stockt. Durch die staatlichen Hilfsprogramme wurde verhindert, dass China während der globalen Finanzkrise in die Rezession abglitt. Die Grafik oben illustriert das in den letzten zwanzig Jahren erreichte Wirtschaftswachstum. Heute ist China die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt. Mittlerweile wächst aber die Sorge der Regierung über die Auswirkungen der im letzten Jahr beschlossenen Konjunkturmaßnahmen. Die daraus resultierenden kurzfristigen Wachstumsraten wurden nicht nur als unerwünscht, sondern auch als gefährlich hoch eingestuft. Um die Konsensschätzung für das Jahr 2010 von 8-9% des BIP zu erreichen, hat die Regierung in Peking deshalb erste Straffungsmaßnahmen eingeleitet, die wiederum die Stimmung gegenüber dem Rohstoffsektor belasten. Anleger befürchten nun nämlich, dass China, der bislang weltgrößte Rohstoffkonsument, in Zukunft weniger Rohstoffe benötigen könnte. Dies würde zu einem erheblichen globalen Nach- fragerückgang und in der Folge zu sinkenden Rohstoffpreisen führen. Kurz- und langfristiger Ausblick Auf kurze Sicht könnten sich diese Sorgen als berechtigt erweisen. Der Kupferpreis, der dieses Jahr bereits auf ein Hoch von 3,61 USD pro Pfund gestiegen war, hat mittlerweile 21% verloren. Ähnlich erging es dem Preis für Eisen, der nach seinem Hoch im April bislang 23% einbüßte. Häufig wird dabei jedoch übersehen, dass die Bergbaukonzerne auf dem aktuellen Preisniveau hochprofitabel sind. Die Grafik oberhalb zeigt die globale Kostenkurve und den aktuellen Kassapreis für Eisenerz. Ausgehend vom aktuellen Preisniveau erwarten die Analysten der Bank of America Merrill Lynch, dass die Eisenerzsparte von Rio Tinto das Jahr 2010 mit einem EBITDA von 14,7 Mrd. USD und das Jahr 2011 mit 14,5 Mrd. USD abschließt. Damit läge das EBITDA 2010 nur 500 Mio. USD unter dem Betrag, den Rio Tinto im Vorjahr für seine Bezugsrechtsemission aufwenden musste! Neben der aktuell hohen Profitabilität ist die Verschuldung im Gesamtsektor deutlich niedriger als noch in den Vorjahren. Nach den Prognosen der Citigroup sollte der Sektor, der 2008 eine Nettoverschuldung in Höhe von 132 Mrd. USD aufwies, im Jahr 2011 eine Netto-Cash-Position ausweisen. Diese Wende geht zurück auf diverse Kapitalerhöhungen in 2009 sowie auf die über den Erwartungen liegenden Metall- preise und die höhere Zahl von konservativen Reinvestitionen des erwirtschafteten Cashflows in neue Projekte. Angesichts dieser starken Bilanzen rechnen wir damit, dass die Minengesellschaften ihren Aktionären eine verbesserte Kapitalrendite bescheren werden, und zwar entweder in Form von höheren Dividenden oder Aktien- rückkäufen. Mit Blick auf die aktuellen Notierungen wäre eine Kombination aus beidem wünschenswert. Wir sehen im aktuellen Ausverkauf von Rohstoffaktien eine günstige Gelegenheit für den Fonds. Wie bereits erwähnt sind wir optimistisch, dass die australische Regierung nach ihrer Beratung mit den wichtigsten Interessengruppen hinsichtlich der angedachten Bergbau-Sondersteuer eine bessere Lösung für das gesamte Land und den Rohstoffsektor finden wird. Außerdem sind wir zuversichtlich, dass die präventiven geldpolitischen Maßnahmen Chinas die Wirtschaft des Landes mittelfristig noch weiter stärken werden. Vor diesem Hintergrund und unter Berücksichtigung der Tatsache, dass Aktionäre und Investoren aufgrund der derzeitigen konjunkturellen Gegenwinde möglichst rasch aus ihren Rohstoffengagements aussteigen wollen, weist der Sektor unseres Erachtens erhebliche Wertpotenziale auf. Obwohl dem Sektor vielleicht längerfristig ein holpriger Weg bevorsteht, bleiben wir gerne weiter an Bord.
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