Swisscanto: Kein Rückfall in "Weltrezession"
Ungeachtet der Staatshaushaltskrise in der EU und des äusserst zaghaften Aufschwungs in den USA verzeichnen die Schwellenländer, insbesondere die asiatischen, bis anhin ein kräftiges Wirtschaftswachstum. Die Steilheit der Zinskurven im Euroland und den USA sowie die positiven Wachstumsimpulse des "Rests der Welt" vermindern die Wahrscheinlichkeit, dass Japan, Europa und die USA einen Rückfall in die Rezession erleiden. Allerdings ist die Verletzlichkeit des Weltwirtschaftssystems gegenüber zusätzlichen Schocks weit überdurchschnittlich hoch, da die Fiskalpolitik in Japan, Europa und den USA bis ans Äusserste ausgereizt wurde, und auch das geldpolitische Munitionslager der Notenbanken weitgehend leer ist. Kommt es aber zu keinen weiteren Schocks, wird sich die zaghafte Wirtschaftserholung fortsetzen. Die Ängste bezüglich eines Double Dip dürften dennoch immer dann wieder aufscheinen, sobald Konjunkturdaten nicht den Erwartungen entsprechen. Deshalb werden wir wohl noch längere Zeit mit heftigen Gefühlsschwankungen der Investoren rechnen müssen. Die Bewertung von Aktien gegenüber Anleihen ist weiterhin attraktiv. Gemäss unseren Modellberechnungen war der MSCI Weltaktienmarkt per Ende August um rund 31% unterbewertet. Wir rechnen nicht damit, dass diese Bewertungslücke bald geschlossen wird, weil die Zeiten dafür zu unsicher sind. Die Investoren dürften für längere Zeit bei Aktienengagements eine höhere Risikoprämie verlangen. Die attraktive Bewertung bedeutet jedoch, dass die Wahrscheinlichkeit sehr hoch ist, dass innert der nächsten 1 bis 3 Jahre überdurchschnittlich hohe Aktienrenditen erzielt werden können. Ein über viele Jahre anhaltender Abwärtstrend à la Japan ist für den gesamten Weltaktienmarkt sehr unwahrscheinlich. Wir bleiben in der Asset Allocation bei der leichten Übergewichtung der Aktienquote. Ein tiefes Wirtschaftswachstum muss nicht notwendigerweise in eine "Katastrophe" für die Aktien münden. Die Unternehmen wiesen bisher robuste Gewinne aus; für 2011 erwarten wir weitere Steigerungen. Benutzen die Unternehmen die derzeit hohen Cash Flows nicht für Investitionen, sondern horten diese als liquide Mittel, werden sie – zumindest in Europa und den USA - seitens der Aktionäre zur Erhöhung der Dividenden, zu Aktienrückkäufen oder zur Übernahme von Unternehmen gedrängt werden. Aufgrund der guten Aussichten für ein Anziehen der Merger & Acquisition-Tätigkeiten sind wir für Small Caps grundsätzlich positiv gestimmt, auch wenn diese nicht mehr ganz billig sind. Sie werden gegenüber Large Caps weiterhin favorisiert. Das Übergewicht der Substanz (Value) gegenüber den Wachstumstiteln (Growth) reduzieren wir weiter. Ebenso bleiben wir bei der Bevorzugung der zyklischen Bereiche zu Lasten der defensiveren. Zinserhöhungen sind in den USA und im Euroland auf längere Zeit nicht sehr wahrscheinlich. Schwächt sich das US-Wirtschaftswachstum weiter ab, wird das FED die quantitative Lockerung fortsetzen und weiter US Staatsanleihen aufkaufen. Wir erachten die Renditen von Staatsanleihen höchster Güte generell als wenig attraktiv und ziehen Unternehmensanleihen, derzeit verstärkt aus dem High-Yield-Segment, vor. Zudem setzen wir auf in Lokal- währung denominierte Obligationen aus den Emerging Markets. In Euroland bauen wir das Untergewicht bei italienischen und spanischen Anleihen leicht ab.
Der Schweizerfranken hat gegenüber dem USD weiter zugelegt und ist gegenwärtig eher "überteuert". Dies gilt an Hand der Kaufkraftparität auch für den Euro. Eine Korrektur kann jedoch lange auf sich warten lassen. Die Problematik der Staatsverschuldung wird den EUR unter Druck halten. Aufwertungspotenzial gestehen wir dem CAD und der SEK zu.
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