Franklin Templeton: Zweites Rezessionstief noch nicht in Sicht
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Die USA und Teile Westeuropas verzeichneten in letzter Zeit durchwachsene Wirtschaftsdaten. Unter dem Strich haben die in den letzten Wochen veröffentlichten Zahlen aber die in manchen Köpfen herrschenden Ängste beruhigt, dass die westlichen Volkswirtschaften kurzfristig vor einem zweiten Tiefpunkt stehen. Die Sorgen um rückläufige Wirtschaftsdaten in den kommenden Quartalen mögen begründet sein, doch Aussagen über ein kurzfristiges Abgleiten in die Rezession nach der üblichen Definition (zwei oder mehr Minusquartale) beurteilen wir skeptisch. Unseres Erachtens bestätigen uns die jüngst veröffentlichten Werte in dieser Skepsis. So sind die Einzelhandelsumsätze in den USA im Juli gestiegen, und im August erneut – und zwar so kräftig wie seit fünf Monaten nicht mehr. US-Großhändler haben ihre Bestände im Juli so schnell aufgestockt wie zuletzt vor zwei Jahren, was auf anziehende Verbrauchernachfrage hinweist. Die Industrieproduktion steigt wieder an und die Kapazitätsauslastung hat sich bereits weit von dem im Juni erreichten Tiefpunkt entfernt. Im August hat auch der Index des Institute for Supply Management (ISM) für das produzierende Gewerbe unerwartet zugelegt. Der ISM-Index für den Dienstleistungssektor tendierte im selben Monat schwächer, hat aber 8 Monate in Folge zugenommen. Das Wachstum des US-Bruttoinlandsprodukts (BIP) für das 2. Quartal wurde zwar von 2,4% auf 1,6% im Jahr herunterkorrigiert, doch die Korrektur fiel geringer aus als befürchtet.
Währendessen belegten Anfang September bekanntgegebene Zahlen, dass die Privatwirtschaft in den drei Vormonaten 235.000 neue Stellen geschaffen hat. Die Beschäftigtenzahl im krisengeschüttelten Baugewerbe erhöhte sich im August sogar um 19.000. Auch der durch- schnittliche Stundenlohn stieg und es gab Anzeichen für Zuwächse in der befristeten Beschäftigung, die oft als Auftakt zur Schaffung unbefristeter Arbeitsplätze gelten. Auf dem Häusermarkt haben sich die mittleren Häuserpreise offenbar stabilisiert. Sofern weitere Schocks ausbleiben, könnte der US-Häusermarkt also das Schlimmste überstanden haben. Bis sich der Sektor wieder vollkommen erholt hat, kann es jedoch noch dauern. Die Umsätze mit neuen und bestehenden Eigenheimen sind mit dem Auslaufen der Steuervorteile für Erstkäufer eingebrochen und es besteht nach wie vor ein enormes Überangebot. Außerhalb der USA wurden die Jahreswachstumszahlen für die japanische Wirtschaft für das 2. Quartal deutlich nach oben korrigiert (von 0,4% auf 1,5%). Deutschland wies währenddessen mit einer jährlichen Wachstumsrate von 9% für 2. Quartal ein Wachstum aus, das nahezu Schwellen- länderniveau erreichte. Das lag zum Teil an dem besonderen Geschick der Deutschen im Export hochwertiger Güter in Schwellenländer. Für die Industrieländer meldete die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) Anfang September insgesamt eine willkommene Stabilisierung der Finanzlage in den USA, der Eurozone und Japan. Obwohl die Angst vor einem Double-Dip-Szenario damit vorerst gebannt ist, bleibt unklar, ob die Zahlen unmittelbar ein weiteres robustes Aufleben der Konjunktur in den Industrieländern belegen. Mit dem Entzug verschiedener fiskalpolitischer Anreize könnte sich der Aufschwung in den USA und Europa gegenüber dem 1. und 2. Quartal weiter abschwächen. Die am 13. September veröffentlichten Frühindikatoren der OECD lassen vermuten, dass das Wachstum seinen Höhepunkt überschritten haben könnte. Vor allem aber bleibt die Arbeitslosigkeit in Europa und den USA hartnäckig hoch. In den USA reichten die in der Privatwirtschaft entstandenen Stellen 2010 bei weitem nicht aus, um die Zuwächse der Erwerbsbevölkerung zu absorbieren. Die Arbeitslosenquote stieg daher im August wieder an. Hinzu kam, dass der Aufbau von Lagerbeständen, der zu den guten ISM-Werten vom August beigetragen hatte, in den kommenden Monaten eine geringere positive Rolle spielen könnte. Weitere Faktoren, die die Wachstumsaussichten künftig trüben könnten, sind wachsendes Unbehagen in Bezug auf zunehmende Haushaltsdefizite und strengere Regulierungsauflagen für Banken. Der Fremdkapitalabbau kann als Teil eines Heilungsprozesses betrachtet werden, der eine fortschreitende Stabilisierung der Bilanzen der Haushalte ermöglichte. Die Wirtschaft wird irgendwie damit zurechtkommen müssen, wenn sich dieser Heilungsprozess fortsetzt. US-Notenbankchef Ben Bernanke selbst hat eingeräumt, dass die Wirtschaft bis Jahresende weiter wachsen sollte, „wenn auch in vergleichsweise verhaltenem Tempo“, doch die Voraussetzungen für rascheres Wachstum seien für 2011 nach wie vor gegeben.
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