Carmignac: Wirtschaftsaussichten / Anlagestrategie
Die Dollarschwäche führt zu einem "Währungskrieg" in der restlichen Welt Wie in den Vereinigten Staaten wird auch in Japan wieder die Waffe der Wechselkurse eingesetzt, unterstützt durch die Rückkehr zu einer Nullzins- politik und zu Maßnahmen, um der Verschuldung der Privathaushalte beizukommen. Dieses implizite Bündnis zwischen Japan und Amerika ist teilweise gegen China gerichtet. Dort stellt die als zu langsam angesehene Aufwertung der Währung den Beginn eines neuen "Weltkriegs der Währungen" dar, dem aus Sorge vor den Auswirkungen der Aufwertung ihrer Währung, die durch beträchtliche Liquiditäts- spritzen amerikanischer und japanischer Investoren ausgelöst wurde, bereits Korea, Brasilien und Australien beigetreten sind. Angesichts der Dollarschwäche hat der Rest der Welt daher die Möglichkeit, entweder die Aufwertung ihres Wechselkurses zu akzeptieren - die europäische Wahl - oder die im Umlauf befindlichen Zahlungsmittel selbst zu erhöhen und so - wohl oder übel - ihr Geschäftsklima und den Inflationsdruck im Inland anzukurbeln. Die Währungen der Schwellenländer werden insgesamt gut abschneiden Das Anziehen der Zinsschraube in China, Indien und Brasilien zur Bekämpfung des Überhitzungsrisikos, dem ihre Volkswirtschaften ausgesetzt waren, hat im Wesentlichen ihr Ziel erreicht, sodass die Preise sich bei diesen drei Lokomotiven der aufstrebenden Länder beruhigt haben. Würden sie eine restriktive Geldpolitik verfolgen wollen, hätten die Zentralbanken der Schwellenländer angesichts der Dollarschwäche ihre liebe Mühe. Vor diesem Hintergrund werden die Schwellenländer- Währungen gut abschneiden, da der Kapitalaufbau auf der Suche nach Renditen ihre Attraktivität steigert. Dies ist ein wichtiger positiver Faktor, der für die aufstrebenden Länder ein Anreiz sein kann, ihren Binnenkonsum zu verstärken und die globale wirtschaftliche Neuausrichtung zu erleichtern.
Solange die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands nicht infrage gestellt wird, kann der zunehmende Druck auf den Euro weiter andauern Im aktuellen Kontext dürfte der zunehmende Druck auf den Euro anhalten, zumindest solange die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands nicht infrage gestellt wird; es sei denn, es kommt zu einem sehr unwahrscheinlichen Umschwung seitens der amerikanischen Notenbank oder zu einem radikalen Kurswechsel der Politik der europäischen Zentralbank. Sofern unsere Erwartung, dass die Bonität der schwächsten Länder der Eurozone weiter herabgesetzt wird, sich als richtig herausgestellt habt, wurde sie von der Veröffentlichung des offiziellen Berichts über die wirtschaftliche Verfassung Deutschlands, der auf eine Beschleunigung ihres Wachstums (im 3. Quartal 3,5 % erwartet und die höchste Beschäftigung seit 20 Jahren) hinweist, sowie von der Bestätigung, dass eine wichtige Finanzspritze ("quantitative Lockerung") sowohl in den Vereinigten Staaten als auch in Japan kurz bevorsteht, vollkommen in den Schatten gestellt. In einem Umfeld, in dem die Aussichten auf einen spürbaren Anstieg der globalen Liquidität die Anleger im Hinblick auf die Kreditqualität weniger anspruchsvoll machen und den Zugang der Peripherieländer zum Markt für die Refinanzierung ihrer Schulden erleichtern, werden die deflationären Spannungen in Europa scheinbar in den Hintergrund gedrängt. Die Eurozone ist nach wie vor in einer prekären Lage Die Eurozone bleibt aufgrund der Phasenverschiebung der Konjunkturzyklen der verschiedenen zur Eurozone gehörenden Länder hin- und hergerissen zwischen einem Deutschland, das umfassend von der Erholung der Weltwirtschaft profitiert, und den südlichen Ländern, die eine geldpolitische Unterstützung "nach dem Vorbild Amerikas" benötigen. Vor diesem Hintergrund hat die europäische Zentralbank scheinbar ihr Lager gewählt: das von Deutschland und der Tugend der Haushalts- und Geldpolitik. In diesem Sinne hält sich die EZB strikt an ihren Auftrag, sich ausschließlich auf die Bekämpfung der Inflation zu konzentrieren. Diese Situation könnte den Deflationsdruck in der Eurozone verstärken und die Situation der Exportländer, die am wenigsten in der Lage sind, die Teuerung des Euro aufgrund von Produktivitätsgewinnen auszugleichen, noch schwieriger machen. Frankreich, Italien und Spanien, die bisher von den Märkten verschont wurden, könnten in die Gruppe der risikoreichen Länder abgleiten, wo die Umsetzung mutiger Sparmaßnahmen nur mit Mühe die staatlichen Haushaltsdefizite abzubauen vermag: Härte und Deflationsdruck vertragen sich nicht. So besteht für Portugal und Irland das Risiko, auf den IWF zurückgreifen zu müssen, wie vor ihnen bereits Griechenland.
Die Wachstumsdivergenz zwischen den USA, Europa und den Schwellenländern zeigt sich bestätigt Angesichts dieses "Währungskrieges" ist es für uns besonders wichtig, dass die unbändige Lust Amerikas in Bezug auf den Monetarismus unsere Strategie nicht in Frage stellt, ganz im Gegenteil. Sie gleicht die Wachstumsdivergenzen zwischen unseren drei wichtigsten Anlageuniversen aus: die Aktivitäten in Europa, die zeitweilig von der auffallenden deutschen Stabilität getragen wurden, werden unter dem Gewicht eines nachgebenden Wechselkurses an Schwung verlieren; die Aktivitäten in Amerika, die durch die Last des Schuldenabbaus geschwächt wurden, werden wieder zulegen, während im Anlageuniversum der Schwellenländer, das nicht stimuliert werden musste, die Aktivitäten nur durch die Grenzen ihrer verfüg- baren Kapazitäten eingeschränkt sehen.
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