Franklin Templeton: Die weiteren Aussichten für Europa
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Neuere Zahlen bestätigen diese Trends. In Deutschland zogen die Industrieaufträge im August im Monatsvergleich um robuste 3,4% an und die Arbeitslosenquote ging im September im 15. Monat in Folge zurück. Dagegen erhöhte sich die Arbeitslosigkeit in Spanien im September auf 20% der Erwerbsbevölkerung und das Wachstum im Produktionssektor wurde in der gesamten Eurozone im September schwächer. Der Einkaufsmanagerindex von Markit Economics weist für Spanien, Irland und Griechenland sogar einen Rückgang aus. Die jüngsten Zahlen zum Geschäfts- und Konsumklima offenbarten ähnliche Unterschiede zwischen Deutschland und anderen nördlichen Mitgliedern der Eurozone und den abgeschlagenen Volkswirtschaften Südeuropas. Dennoch glauben viele Analysten, dass Irland und die südeuropäischen Länder zu klein sind, um die europäische Wirtschaft wieder in die Rezession zu drücken. Außerdem dürfte sich das Wachstum in der Eurozone von dem im 2. Quartal 2010 beobachteten Niveau eher verlangsamen, in dem die Rate im Jahresvergleich 1,9% betrug. Dass in der Eurozone insgesamt wieder so etwas wie Vertrauen herrscht, ist nicht nur Orientierungsgrößen wie dem Stimmungsindikator der Europäischen Kommission zu entnehmen (der im September ein Dreijahreshoch erreichte), sondern auch dem Umstand, dass die Europäische Zentralbank (EZB) erheblich weniger kurzfristige Darlehen an Banken der Eurozone verlängern musste. Statt auf die EZB zurückzugreifen, genießen europäische Banken generell wieder mehr Zugang zu den Interbankenmärkten, was in der ersten Oktoberhälfte zu einem Zinssprung geführt hat. Wir glauben, dass jedes Anzeichen für eine Entwöhnung von EZB-Krediten als Signal dafür zu werten ist, dass der Druck auf das Finanzsystem nachlässt. Das wiederum verbessert die Aussichten, dass die Kreditmärkte die Rädchen des Aufschwungs wieder schmieren werden. Der drastische Rückgang der Nachfrage der Banken nach EZBLiquidität und Indizien dafür, dass die Erholung in der Eurozone auf Kurs bleibt, sollten für den Abbau außergewöhnlicher Konjunkturanreize sprechen. Die EZB hat solche Liquiditätsangebote für sechs und zwölf Monate bereits auslaufen lassen. Die jüngste Stärke des Euro könnte im Zusammenspiel mit der Anfälligkeit des Aufschwungs unseres Erachtens jedoch bedeuten, dass die EZB zögern wird, unmittelbar radikalere Schritte einzuleiten. Vor allem die Lage in den peripheren Volkswirtschaften ist weiter besorgniserregend. Negatives oder schleppendes Wachstum in diesen peripheren Ländern hat in Verbindung mit ihrer wachsenden Nettoverschuldung in den letzten Monaten zu einem erneuten Anstieg der Zinsen geführt, die Investoren verlangen, um Schuldtitel dieser Länder zu halten. Die hartnäckigen Probleme in Südeuropa und Irland zeigen, wie schwierig es ist, einen für die 16 so unterschiedlichen Volkswirtschaften der Eurozone angemessenen einheitlichen Zinssatz festzulegen. Dessen ungeachtet gehen wir davon aus, dass die Politik nach wie vor fest entschlossen ist, die Eurozone zusammenzuhalten. Vielleicht am deutlichsten manifestierte sich diese Stimmung in der Einrichtung des Europäischen Finanzstabilisierungsfonds (EFSF) als Notfallmechanismus für Länder, denen der Ausschluss vom Rentenmarkt droht. Der EFSF erhielt von den beiden bedeutendsten Ratingagenturen Ende September Bestnoten. Ihm wurden vom IWF zuzüglich zu den bereits von den europäischen Regierungen zur Verfügung gestellten 440 Mrd. Euro noch bis zu 250 Mrd. Euro zugesagt. Von Griechenland wurde der Fonds bereits in Anspruch genommen. Angesichts der steigenden finanziellen Belastungen rechnen manche Beobachter damit, dass die Iren die nächsten sein könnten. Die Belastungen dadurch, dass sich Irland gegenüber den Inhabern von Anleihen lokaler Banken, allen voran der Anglo-Irish Bank, in der Pflicht sieht, dürften das Haushaltsdefizit Irlands nach Angaben des irischen Finanzministeriums in diesem Jahr auf schwindelerregende 32% des BIP in die Höhe treiben. Selbst wenn man die Kosten für die Rettung des Bankensystems außer Acht lässt, wird für Irland 2010 mit einem rekordhohen Haushaltsdefizit von 12% gerechnet. Wie die Griechen versuchen auch die Iren verzweifelt, Ausgaben zu kürzen und Steuern zu erhöhen. Ende September kündigte die Regierung in Dublin an, dass die Gesamtkosten für die Rettung des Bankensystems nach letzten Schätzungen bis zu 50 Mrd. Euro betragen, und sicherte zusätzliche Kapitalspritzen zu. Die Märkte wirkten zumindest vorerst überzeugt und wurden weiter beschwichtigt durch die Erwartung, dass Irland erst Mitte nächsten Jahres wieder an die Märkte für Staatsanleihen gehen muss. Aufatmen kann Irland jedoch noch lange nicht. Anfang Oktober führte die tatsächliche bzw. angedrohte Herabstufung der irischen Länderbonität zur neuerlichen Ausweitung der Spreads irischer Staatsanleihen gegenüber deutschen Bundesanleihen.
Noch besorgniserregender ist aber, dass Irlands Pläne zur Rückführung des Haushaltsdefizits von unseres Erachtens sehr optimistischen Wachstumszahlen ausgehen. Unserer Ansicht nach steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die derzeitige marktfreundliche Mitte-Rechts-Regierung in den kommenden Monaten stürzen könnte.
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