Weberbank: Neues Jahr, neues Glück, neue Höchststände, neue Krisen!
Die Eingangsworte unserer ersten Anlagestrategie in diesem Jahr deuten schon die grobe Marschrichtung für das kommende Jahr an. Wir erwarten eine positive Konjunkturentwicklung in den großen westlichen Volkswirt- schaften und den aufstrebenden Wirtschaftsnationen wie beispielsweise China. Die Folgen der Finanzkrise sind jedoch noch nicht verdaut. Der US-Immobilienmarkt kränkelt immer noch vor sich hin, und die Verschuldungs- situation der Staaten diesseits und jenseits des Atlantiks ist weiter angespannt. Es werden uns also einige Hindernisse auf dem Pfad des wirt- schaftlichen Aufschwungs erwarten. Die letzten Daten aus den USA waren durchaus positiv zu werten. So konnten sich einige Frühindikatoren der Wirtschaft, wie beispielsweise der Einkaufsmanagerindex der Region Chicago, verbessern. Das macht Hoffnung auf eine Belebung der Wirtschaft. In Europa ist weiterhin eine Zweiteilung der Wirtschaft zu beobachten. Während Länder wie Deutschland oder Schweden dynamisch wachsen, kämpfen die anderen Nationen mit ihren Staatshaushalten und leiden unter einem geringen Wachstum. Dieser Trend sollte sich auch 2011 fortsetzen. In den Ländern, in denen die Konjunktur bereits wieder rund läuft, sollte allerdings die Dynamik des Aufschwungs abnehmen. Durch die gestiegenen Preise für Energie und Nahrungsmittel ist die Inflation in Europa auf 2,2% angewachsen. Das ist die stärkste Preissteigerung seit Oktober 2008 und ist erstmals wieder über dem Zielwert der Europäischen Zentralbank (EZB) von 2%. Es gilt also, die Preisentwicklung im Auge zu halten. Da die Inflationsentwicklung in der Kernrate ohne Energie und Nahrungsmittel stabil ist und die Konjunktur in vielen Euro-Ländern noch lahmt, rechnen wir derzeit für 2011 aber nicht mit Zinserhöhungen. Die Schuldenkrise ist über den Jahreswechsel zwar aus den Medien verschwunden, schaut man jedoch auf die Risikoaufschläge der Anleihen der Problemländer so wird klar, eine Entspannung ist noch in weiter Ferne. So müssen Staaten wie Portugal, Spanien oder Irland weiter Rekordzinsen zahlen. Der Januar wird dabei ein guter Gradmesser für die Risikobereitschaft und das Vertrauen der Investoren sein. Allein in diesem Monat planen die Euro-Staaten, sich gut 80 Mrd. Euro von Anlegern zu leihen. Vor allem langlaufende Anleihenemissionen werden eine Be- währungsprobe für die Tragfähigkeit des Kapitalmarktes. Im Unternehmensanleihen- segment leiden derzeit vor allem Papiere von Finanzinstituten, da weitere Belastungen in Zusammenhang mit der Schuldenkrise befürchtet werden. Wir empfehlen daher, sowohl Staatsanleihen aus dem Peripherieraum als auch Unter- nehmensanleihen aus dem Finanzsektor zu meiden und auf Qualität zu setzen. Wir bevorzugen deutsche Staatsanleihen, Pfandbriefe und Unternehmensanleihen außerhalb des Finanzbereiches.
Die Aktienmärkte sind positiv in das neue Jahr gestartet. Es wird zwar noch einige Tage dauern, bis alle Markteilnehmer aus den Weihnachtsferien zurückgekehrt und alle Börsen wieder geöffnet sind, aber die positive Grundstimmung des letzten Jahres konnte sich in das neue Jahr herüberretten. Für die Mehrzahl der Märkte wird mit zweistelligen Zuwächsen der Unternehmensgewinne gerechnet. Da diese den Treibstoff für den Börsenmotor darstellen, ist unserer Meinung nach die Zuversicht durchaus berechtigt. Aber Vorsicht! Überraschend auftretendes Blitzeis auf dem Börsenparkett, ausgelöst durch neue Hiobsbotschaften zur Schuldenkrise, kann die Börsenentwicklung jederzeit ins Schlingern geraten lassen. Die attraktiven Bewer- tungen von Aktien im historischen Vergleich bilden jedoch ein gutes mittelfristiges Gegengewicht und sollten die Aufwärtsbewegung auf Spur halten. Besonders aussichts- reich als Beimischung in einem internationalen Aktienportfolio erscheint uns Osteuropa, genauer Russland. Die Region profitiert von hohen Rohstoffpreisen, ist im internationalen Vergleich am attraktivsten bewertet und besitzt im Vergleich mit anderen Schwellenländern noch Nachholpotential. Der Goldpreis konnte zu Jahresbeginn noch einmal die Höchststände erreichen, bevor er ausgelöst von Gewinnmitnahmen korrigierte. Nach der starken Aufwärtsbewegung der letzten Monate ist diese Verschnaufpause gut und war überfällig. An unserer positiven Einschätzung bezüglich der weiteren Entwicklung halten wir fest. Ähnlich positiv sehen wir den Ölpreis, da einerseits die Nachfrage, angefeuert durch die Schwellen- länder, stetig steigt, das Angebot jedoch immer schwerer ausgeweitet werden kann. Öl sollte daher in diesem Jahr erneut die magische 100$-Marke überschreiten. Der USD profitiert derzeit von den positiven Wirtschaftsnachrichten. Dem Euro reichen die guten Daten zur deutschen Konjunktur im Gegenzug nicht, um ein Gegengewicht zu bilden. Kurzfristig scheint der USD also die Oberhand zu behalten. Wir rechnen im weiteren Jahresverlauf jedoch mit einer Umkehr des Trends und einer Erholungsbewegung des Euros. Allein die enorme Liquiditätsschwemme der US Notenbank reicht mittelfristig als Auslöser für eine solche Bewegung.
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