28.01.2011
Postbank: Inflation meldet sich zurück
Köln, den 28.01.2011 (Investmentfonds.de) - Die Volkswirte der Deutschen Postbank AG
haben ihre Inflationsprognose kräftig nach oben geschraubt. Statt mit 1,7 Prozent
wie bisher rechnen sie jetzt für das laufende Jahr mit einer Teuerungsrate von 2,0
Prozent. Als Haupttreiber sehen sie die steigenden Rohstoffpreise. Als Nettoimporteur
der meisten Rohstoffe ist Deutschland davon besonders betroffen. „Mittlerweile bewegen
sich die deutschen Importpreise für Rohstoffe um zwölf Prozent über dem Vorjahresniveau“,
kommentiert Dr. Marco Bargel, der Chefvolkswirt der Bonner Bank. „Nicht einmal im
Jahr 2008, als es zum Teil zu noch stärkeren Anstiegen bei einigen Rohstoffpreisen
kam, wurde eine solche Steigerungsrate bei den Importpreisen erreicht.“ Grund dafür
war der damals stärkere Euro. In jüngster Zeit neigte der allerdings zur Schwäche,
so dass sich Rohstoffe, die üblicherweise in Dollar bezahlt werden, zusätzlich
verteuern.
Noch ist die deutsche Inflation importiert. Der Druck auf die Verbraucherpreise kommt
von außen. Ein hausgemachter Anstieg auf breiter Front ist bei den deutschen
Verbraucherpreisen noch nicht zu beobachten. Die Bedingungen dafür, dass es zu einem
breit basierten Preisauftrieb kommt, wären vor allem dann gegeben, wenn bei anhaltendem
wirtschaftlichen Aufschwung auch deutlich höhere Lohnforderungen durchgesetzt würden,
die nicht mehr durch entsprechende Produktivitätssteigerungen gedeckt wären. In
diesem Szenario wären Unternehmen wohl auch zunehmend in der Lage, höhere Einstands-
kosten auf die Verbraucher zu überwälzen, so dass letztlich eine Lohn-Preis-Spirale
in Gang gesetzt werden könnte.
Angesichts der harten Sparauflagen in Ländern der Euroland-Peripherie ist ein solches
Szenario für den gesamten Euroraum derzeit schwer vorstellbar. Am ehesten anfällig
dafür ist wohl die Konjunkturlokomotive Deutschland.
Sollte sich für Deutschland ein stärkerer hausgemachter Einfluss auf die Verbraucher-
preise abzeichnen, dürfte der Druck auf die Europäische Zentralbank zu ersten
Leitzinserhöhungen zunehmen. Vorerst dürfte die EZB diesem Druck nicht nachgeben und
mit Rücksicht auf die fragile Lage in den Peripherieländern der Eurozone die Geld-
politik noch nicht straffen. Zudem steht bei rasant steigenden Rohstoffpreisen auch
zu fürchten, dass die Konjunkturerholung in den westlichen Industrieländern stark
gebremst wird. Dies weckt Erinnerungen an das Jahr 2008, als der Ölpreis auf ein
Rekordhoch stieg. Gerade den Ländern, die ohnehin großen Sparzwängen unterworfen
sind, könnten die stark steigenden Rohstoffpreise die wirtschaftliche Genesung
enorm erschweren.
Letztlich könnte das dazu führen, dass die Geldpolitik der EZB sich im Hinblick auf
die deutsche Konjunktur als zu expansiv erweist, und die Inflationsrate in Deutschland
in den nächsten Jahren über die der gesamten Eurozone steigt.
Quelle: Investmentfonds.de