S&P Equity Research sieht 2011gute Aussichten für die Versicherungsbranche
Gut zwei Jahre nach Ausbruch der Finanzkrise stehen die Versicherungsunternehmen mit wieder erholten Einnahmen und einem verbesserten Risikoprofil dar. Zudem zeigen sich die regulatorischen Aussichten etwas weniger bedrohlich als zunächst angenommen. „Zwar gibt es nach wie vor altbekannte Bedenken“, so Tony Silverman, Equity Analyst Versicherungen bei S&P Equity Research „Die Sorgen betreffen in erster Linie die historisch niedrigen Zinsen, trübe Preiskalkulationen im Nicht-Leben-Geschäft, Unsicherheiten rund um das Geschäftsmodell bei Lebensversicherungen sowie das Kreditrisiko in Anleiheportfolios.“ Sich in den kommenden Monaten ausschließlich auf diese Problemfelder zu fokussieren hält Silverman indes für einen Fehler. Nach Meinung des S&P-Analysten ist die Steigerung der Erträge von großer Bedeutung. S&P prognostiziert für die erfassten Versicherungsunternehmen für 2011 ein operatives Ergebnis von plus zehn Prozent (auf Basis der Gewinnerwartungen für 2010). Für das abgelaufene Jahr lag die Prognose bei einem Gewinnwachstum von 18 Prozent – wobei die Ergebnisse zum Zeitpunkt dieser Meldung noch nicht veröffentlicht worden sind. Silverman: „Die Anteile der Versicherer als Senior-Gläubiger bestehender Banken scheinen jetzt relativ sicher, auch wenn das Kreditrisiko in den Anleiheportfolios der Unternehmen ohne Zweifel ein Thema bleiben wird. Aber die jüngsten Vorschläge der europäischen Kommission zeigen, dass die bestehenden vorrangigen Bankverbind- lichkeiten nicht den offiziell ernannten "Lastenausgleich" innerhalb der Bankbe- schlüsse unterliegen.“ Die Versicherer könnten in Zukunft gedeckte Anleihen (Covered Bonds) bevorzugen, da diese schwerlich von den Regeln des Lastenausgleichs erfasst werden können. Zudem würden so die Anteile der Versicherer an den Kreditrisiken der Banken erheblich ab- geschwächt. Unterstützung durch Politik Möglicherweise könnten sich die gesicherten, langfristigen Sparprodukte der Versicherungs- industrie bald zunehmend der Unterstützung der Politiker erfreuen. Silverman geht davon aus, dass die politischen Entscheidungsträger sich irgendwann auf Anreizsysteme für die langfristigen Sparprodukte rückbesinnen werden. In den vergangenen Jahren waren die Anreize stark eingeschränkt worden. „Eine Folge neuer Sparanreize wäre, dass sich die Anzahl der dauerhaften Inhaber von langfristigen finanziellen Vermögenswerten erhöht. Aktuelle steuerliche Änderungen in Großbritannien, die es ermöglichen, früher Gelder aus der Altersvorsorge zu entnehmen, ist Zukunftsmusik, die neugierig macht – insbe- sondere, weil ähnlicher Druck auch anderswo in Europa zu spüren ist. Die Änderungen sind möglicherweise weitreichend und wir erwarten, dass jede weitere Stärkung der Sparanreize für die Versicherungsbranche eine positive Wende bedeutet.“ Auch andere Bereiche stimmen versöhnlich: Die Rentabilität aus dem Nicht-Leben-Segment erscheint robust, die Garantierisiken innerhalb des Lebensversicherungsgeschäfts sind besser unter Kontrolle als in der Vergangenheit. Die Schwellenländer haben auch weiterhin einen positiven Einfluss auf den Sektor, und Solvency 2 hat sich empfänglich für den von der Versicherungsindustrie betriebenen politischen Druck gezeigt. Berichtwesen verbessert Auch bezüglich der Finanzberichterstattung gab es einige Verbesserungen, weil sich die Versicherungsunternehmen für einige Zeit auf die Darstellung konzentriert haben – wichtig für eine Branche, die berüchtigt ist für ein undurchsichtiges Berichtwesen. „Wir glauben, dass das Konzept des ‚Embedded Value‘ (EV) zur Unternehmensbewertung von Lebensversicherungsgesellschaften sowie die Fokussierung auf getrennte Zahlen für das Neu- und das Bestandskundengeschäft immer erfolgreicher werden wird“, so Silverman. „Die Umstellungen werden dazu beitragen, den Liquiditätszufluss abzubilden. Nichtsdestotrotz bleibt natürlich noch viel zu tun.“
Silverman betont, dass die Internationalen Rechnungslegungsvorschriften für Unter- nehmen (IFRS) und das EVKonzept aufsummiert nicht zum gleichen Ergebnis kommen – obwohl dies im Prinzip für den Netto-Gewinn gelten sollte. S&P gibt eine starke Kaufempfehlung für die beiden Versicherungsunternehmen Allianz und Zurich Financial Services ab. Die Gründe sind bei beiden Unternehmen ähnlich: Wachstum im Lebengeschäft, Erholung im Nicht-Leben-Geschäft, relativ starke Bilanzen in einem Sektor, in dem die Bilanzstärke sehr schwankend ist, moderates Kurs-Gewinn- Verhältnis und hohe Dividendenrenditen.
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