28.07.2011
Börsen-Zeitung: Italien rutscht ab, Kommentar zur Bondaktion von Kai Johannsen
Frankfurt (ots) - Italien hat gestern bei der Anleiheauktion des
Landes wahrlich kein gutes Bild abgeliefert. Die Ergebnisse sind
geradezu besorgniserregend. Der Benchmark-Emittent der
Euro-Peripherie - Italien hat unter den Peripherieanleihen die
liquidesten Papiere, und das Land stellt in der Eurozone insgesamt
mit rund 1,6 Bill. Euro den größten Bondmarkt - zahlte für die
zehnjährigen Anleihen eine Rendite von 5,77% und damit den höchsten
Satz seit Februar 2000. Der Staat verfehlte nur knapp das
Renditerekordhoch dieser Laufzeit von 5,81%. Diese Niederlage erlitt
Italien nur eine Woche nach dem Euro-Sondergipfel. Wurden vor einer
Woche im Urteil der Politiker nicht weitreichende Entscheidungen und
Vorkehrungen getroffen, die die Marktteilnehmer beruhigen und
klarmachen sollten, dass Befürchtungen über weitere Ansteckungen und
Dominoeffekte unbegründet sind? Offensichtlich nicht im Urteil der
Märkte.
Seit Ende 2009 verfolgen die Marktakteure nun mit Argusaugen jede
Auktion von Anleihen und Geldmarktpapieren seitens der schwächeren
Euro-Staaten. Dabei sind immer zwei Fragen relevant. Erstens: Bekommt
der Staat das vorab angekündigte Kapitalvolumen zusammen oder muss er
zurückrudern? Zweitens: Zu welchen Zinsen (Renditen) überlassen die
Investoren dem Staat überhaupt noch Geld? Italien hat mit rund 8 Mrd.
Euro fast den in Aussicht gestellten Maximalbetrag von 8,5 Mrd. Euro
zusammenbekommen. Aber eben nur zu mehr als stattlichen Konditionen.
Diese sind auf lange Sicht als untragbar einzustufen.
Doch das Ergebnis ist noch etwas genauer zu analysieren.
Zahlreiche Staaten der Eurozone arbeiten bei Anleiheauktionen mit
sogenannten defensiven Geboten der teilnehmenden Banken. Dies wird
auch dem "Club Med" nachgesagt. Banken legen dabei Gebote zu
marktfernen Preisen in die Auktion, Preise also, die der Staat nicht
akzeptieren kann, da sie schlichtweg zu hoch sind. Diese Gebote
schönen allerdings die Nachfragesituation für diese Anleihen.
Das Auktionsergebnis war ohnehin schon dürftig. Wenn die
italienischen Schuldenmanager die Banken noch an der kurzen Leine
geführt und defensive Gebote das Ergebnis geschönt haben, dürfte auch
dem letzten Beobachter klar werden, wie schlecht das Auktionsergebnis
tatsächlich gewesen ist - also die defensiven Gebote gedanklich
abgezogen. Es zeigt dann auch, wie es nur wenige Tage nach dem
"weitreichenden" Gipfel tatsächlich um das Investorensentiment mit
Blick auf Italien bestellt ist: Das Land wird nach Einschätzung der
Akteure immer weiter abrutschen.
Originaltext: Börsen-Zeitung
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Quelle: news aktuell