25.09.2018
T. Rowe Price: Ist Größe noch relevant?
Köln, den 25.09.2018 (Investmentfonds.de) -
Yoram Lustig, Head of Multi-Asset Solutions, EMEA bei T. Rowe Price
- Die Theorie, dass Small Caps besser laufen als Large Caps, ist umstritten
- Seit einem Jahrzehnt konnten die Kleinen nicht die Großen übertreffen
- Small Caps gehören dennoch weiterhin ins Portfolio
In den 90er-Jahren haben der Nobelpreisträger Eugene Fama und Professor
Kenneth French das "Drei-Faktoren-Modell" etabliert, um die Aktienrenditen
besser zu erklären. Ihre Untersuchung kommt zu dem Schluss, dass
Value-Aktien tendenziell Wachstums-Aktien übertreffen und Small Caps
besser abschneiden als Large Caps. Die Vorstellung, dass kleinere
Unternehmen höhere risikoadjustierte Renditen aufweisen, besteht bereits
seit einigen Jahrzehnten. Zugleich war es die Geburt der "Größenrisikoprämie".
Unter der Risikoprämie versteht man die überdurchschnittliche Rendite, die
Anleger für das Eingehen eines Risikos entschädigen soll.
Das Prinzip: Wer ein größeres Risiko eingeht, soll auch im Erfolgsfall
eine größere Rendite erzielen. Kleinere Unternehmen sind aus mehreren
Gründen tendenziell für Investoren riskanter als ihre größeren Pendants:
Erstens, ist es in der Regel teurer, Informationen über weniger bekannte
Firmen zu erhalten als über größere. Diese "Informationskosten" sollten sich
in der Rendite widerspiegeln. Zweitens, sind kleinere Unternehmen weniger
liquide als große Unternehmen. Dadurch entstehen beim Verkauf der Aktien
höhere Kosten. Als Entschädigung erhalten Anleger eine Liquiditätsprämie.
Drittens, sind die Geschäftsrisiken bei kleineren Unternehmen tendenziell
größer, da sie zumeist weniger Ressourcen haben als große Unternehmen und
auch weniger diversifiziert sind. Hinzu kommt, dass große Konzerne in der
Regel auch international besser aufgestellt sind und daher unempfindlicher
auf Konjunkturabschwünge reagieren.
Der Einbruch der Renditetheorie
Soweit zur Theorie. "Wir sehen drei mögliche Gründe für den Einbruch der
Small-Cap-Prämie: die starke Rally bei Technologiewerten, das Niedrigzinsumfeld
und die allgemeine Dollarschwäche", sagt Yoram Lustig, Head of Multi-Asset
Solutions, EMEA bei T. Rowe Price. So sind Large Caps deutlich
technologielastiger als Small Caps. Die enorme Outperformance von
Technologieunternehmen im vergangenen Jahrzehnt, insbesondere Facebook,
Apple, Amazon, Netflix und Google, erklärt zum Teil die jüngste Stärke der
Large Caps. Niedrige Zinsen können ein weiterer Grund dafür sein, dass Small
Caps gegenüber Large Caps in den vergangenen Jahren nicht besser performen
konnten. In Phasen steigender Zinsen, die mit einer wirtschaftlichen Erholung
einhergehen, spielen Small Caps ihre Stärken aus. Die vergangenen Jahre waren
jedoch durch das schwache Zinsniveau geprägt. Darüber hinaus haben die
schwachen Zinsen Large Caps geholfen, da sie in der Regel mehr Dividenden
ausschütten als kleinere Unternehmen. Große Unternehmen neigen zudem dazu,
mehr zu exportieren als kleinere. Deswegen konnte der insgesamt schwache
Dollar die Large Caps stärken.
Small Caps gehören ins Portfolio
Auch wenn die meisten Portfolios in Large Caps engagiert sind, ist es wichtig,
bei Small Caps die strategische Allokation beizubehalten. Nicht nur zur
Diversifikation, sondern auch weil kleine Firmen schneller wachsen können als
ihre größeren Konkurrenten. Kein Zweifel, einigen Small Caps gehört die
Zukunft. Zwar sind sie grundsätzlich riskanter, dafür versprechen sie aber
auch höhere Renditen. "Das nächste Jahrzehnt könnte sich für kleine
Unternehmen ganz anders entwickeln als das vergangene", bemerkt Lustig. So sei
es denkbar, dass große Tech-Unternehmen aufgrund der hohen Bewertungen und des
regulatorischen Gegenwindes nachgeben – zudem die US-Zinsen stiegen und der
Dollar seit April 2018 stärker geworden sei. Außerdem hätten sich
US-Steuersenkungen auf kleine Firmen stärker ausgewirkt als auf große, sodass
das Umfeld allmählich kleinen Unternehmen zugute kommen könnte.
Small Caps gehören also nach wie vor zu einem breit diversifizierten Portfolio.
Die Kunst dabei ist jedoch, den besten Ansatz dafür zu finden.
"In diesem Universum ist ein aktives Management der Schlüssel zum Erfolg.
Im Small-Cap-Segment mit seinen weniger erforschten, weniger bekannten und
weniger liquiden Aktien ist eine gezielte Auswahl der Titel unbedingt
notwendig", resümiert Lustig.
Quelle: Investmentfonds.de