05.10.2018
Vontobel: Von den Wahlen in Brasilien profitieren
Köln, den 05.10.2018 (Investmentfonds.de) -
David Souccar,Portfolio Manager bei der Quality Growth Boutique von
Vontobel Asset Management
erklärt, warum die Wahlen in Brasilien keinen Einfluss auf das Portfolio seiner Boutique
haben werden.
Unser Portfolioaufbau hat nicht das Ziel, ein Engagement in einem bestimmten
Land einzugehen. Bei unserem Investmentprozess geht es darum, Portfolios nach
dem Bottom-up-Ansatz Aktie für Aktie aufzubauen und in die rund um den Globus
verfügbaren besten Geschäftsmodelle zu investieren. Allerdings finden wir für
unsere Investments viele von diesen Unternehmen gerade in Brasilien.
Unternehmen wie Ambev, Lojas Renner, Banco Itau und Ultrapar sind nur einige
Beispiele. Unabhängig vom Wahlausgang glauben wir, dass diese Unternehmen
ausreichend Möglichkeiten für weiteres Wachstum bieten. Wer auch immer der
nächste Präsident wird, die Verbraucher in Brasilien werden ihre
Lieblingsbiermarke weiterhin schätzen, zum Tanken zu der Tankstelle in der
Nachbarschaft fahren und Mode zu attraktiven Preisen kaufen. Das Risiko im
Umfeld der Wahlen bietet uns gewissermaßen die Chance, in diesen Bereichen
zu niedrigeren Bewertungen zu kaufen.
Unsere Investments in Brasilien werden sich nicht aus dem Ergebnis der
Wahlen begründen
Der Markt ist zu sehr auf den nächsten Präsidenten fokussiert und unterschätzt
die Tatsache, dass Brasilien nachweislich über solide Institutionen verfügt.
Die Operation Lava Jato (zu Deutsch "Autowäsche") im Zusammenhang mit dem
Petrobras-Korruptionsskandal hat gezeigt, dass das Justizsystem funktioniert
und niemand über dem Gesetz steht. In den letzten Jahren stand das Land
mehrfach vor schweren Herausforderungen (Amtsenthebung eines Präsidenten,
schwerste Rezession seit einem Jahrhundert, Inhaftierung von Ex-Präsident
Lula da Silva), und der demokratische Prozess setzte sich dennoch fort.
Es ist kein Kinderspiel für Brasilien, in wenigen Wochen trotz all dieser
Probleme Wahlen zum Staatspräsidenten, zu den Gouverneuren der Bundesstaaten
und zum Kongress durchzuführen. Das große Fiskalproblem, mit dem das Land
konfrontiert ist, ist nicht zu unterschätzen, aber den rechten und linken
Kandidaten ist die Wichtigkeit der Debatte über Rentenreform und
Steuerstabilität sehr wohl bewusst. Der nächste Präsident wird mit dem
Auftrag gewählt, Arbeitsplätze zu schaffen und die Lebensbedingungen für
Millionen von Menschen zu verbessern. Die Fiskalreform ist an dieser Stelle
keine ideologische Debatte, sie ist eine Frage der Regierungsfähigkeit.
Nach dem Sturm kommt immer die Ruhe
Auf mittlere Sicht sind wir positiv eingestellt. Die Regierung muss ein
Mindestmaß an Glaubwürdigkeit wiederherstellen, um das Vertrauen des Marktes
zurückzugewinnen. Der nächste gewählte Präsident wird den politischen Rückhalt
dafür haben, was beim derzeitigen Präsidenten Michel Temer nicht der Fall ist.
Brasilien ist auf dem Weg zu einer wichtigen Debatte über die Rolle des Staates
in der Wirtschaft. Die früheren Regierungen mussten an diesem Thema nicht so
hart arbeiten, es gab Raum für höhere Steuern und Schulden, da der Anteil am
BIP geringer war. Dies ist nicht mehr möglich. Wir halten diese Debatte für
wichtig, nicht nur, um die Finanzkonten des Staates wieder ins Gleichgewicht
zu bringen, sondern auch, um einen stabileren Wachstumspfad zu fördern, was
bislang für den Markt eher frustrierend gewesen ist.
Quelle: Investmentfonds.de