19.11.2018
J.P. Morgan AM zu Brexit-Entwicklungen: Nach Verabschiedung des Gesetzes dürfte Volatilität bei Pfund und FTSE 100 zunehmen
Köln, den 19.11.2018 (Investmentfonds.de) -
Karen Ward, Chief Market Strategist EMEA bei J.P. Morgan Asset Management
Brexit: Es geht voran
Bei den Brexitverhandlungen konnten in den vergangenen Tagen bedeutende
Fortschritte erzielt werden. Großbritannien und die Europäische Union
vereinbarten eine Austrittsvereinbarung. Mittwochabend hatte Premierministerin
Theresa May scheinbar die Unterstützung ihres Kabinetts, aber Dominic Raab, der
Minister für den EU-Austritt, trat am folgenden Tag zurück. Deshalb wird ein
Führungswechsel befürchtet, wenn das Parlament über das Abkommen abstimmt.
Wir glauben immer noch, dass kein britischer Politiker ein besseres Abkommen
erreichen kann, weil es für die innerirische Grenze
einfach keine bessere Lösung gibt. Nach unserer Erwartung wird die
Premierministerin die Verhandlungen und das Abkommen deshalb trotz aller
Widerstände bis zum Jahresende durch das Parlament bringen.
Was beinhaltet das Abkommen?
Das Abkommen besteht aus drei Teilen: Erstens der "Scheidungsrechnung", also
der Abfindungszahlung, die die EU von Großbritannien für den Austritt erhält.
Zweitens dem Übergangszeitraum bis Dezember 2020 (oder auch länger), in dem
sich nichts ändert, damit Unternehmen Zeit haben, sich darauf einzustellen. Und
drittens weitreichenden Eckpunkten der zukünftigen Wirtschaftsbeziehungen
zwischen Großbritannien und der EU.
Der Knackpunkt war stets, wie das Ziel Großbritanniens, auf der irischen Insel
und in der irischen See keine Grenze zu haben, vereinbar ist mit seiner
Loslösung vom europäischen Binnenmarkt und der europäischen Zollunion, damit die
Briten eigene Regeln festlegen und eigene Handelsabkommen vereinbaren können.
Die irische Grenzfrage ist schlicht nur dann lösbar, wenn Großbritannien und
Nordirland weiter der Zollunion für Waren angehören. Dies ist das erklärte Ziel
der endgültigen Beziehung. Für das britische Parlament war es stets eine
Priorität, die Einheit von Großbritannien und Nordirland zu wahren und den
irischen Friedensprozess zu respektieren. Vor diesem Hintergrund sind wir
immer davon ausgegangen, dass es möglich ist, auf diese Weise ein Abkommen zu
erzielen. Das Ziel - und für bestimmte Mitglieder der Konservativen Partei die
Gefahr - besteht darin, dass Großbritannien eine technische Lösung anstrebt,
die in Zukunft irgendwann zu einer unsichtbaren irischen Grenze führt und
Großbritannien Möglichkeiten bietet, andere Handelsbeziehungen zu knüpfen.
Die Formulierung lässt auch Spielraum dafür, dass britische Finanzdienstleister
ihre Geschäfte in der EU unter gleichwertigen Rahmenbedingungen in etwa genauso
fortsetzen können wie gegenwärtig. Und was genauso wichtig ist: diese Rechte
können nicht plötzlich oder willkürlich abgeschafft werden.
Quelle: Investmentfonds.de