Principal Global Investors: Ausblick 2019 - USA und die Welt
Bob Baur, Chief Global Economist bei Principal Global Investors
Im Jahr 2018 war das unterschiedliche Wirtschaftswachstum der USA und der restlichen Welt die treibende Kraft für die starke Outperformance der USA. Diese Wachstumsunterschiede dürften im kommenden Jahr weniger dramatisch ausfallen. Während sich das Wachstum in Europa und Japan fortsetzten dürfte, wird Chinas Wirtschaft mit einem etwas langsamerem Tempo wachsen. Die US-Wirtschaft wird die anhaltende Wirtschaftsdynamik zwar beibehalten, doch dürfte sich die Ankurblung der Wirtschaft auch hier etwas verlangsamen.
USA: Längstes Wirtschaftwachstum in der Geschichte
"Nach einigen Wachstumsquartalen mit einem Wachstum von vier Prozent dürfte die US-Wirtschaft das Tempo drosseln", sagt Baur. Doch der Arbeitsmarkt sei robust und zeige noch keine Anzeichen für eine Abkühlung. Die Beschäftigtenzahl sei in den letzten zwölf Monaten im Durchschnitt um 200.000 gestiegen, eine herausragende Leistung im neunten Wachstumsjahr. "Trotz der niedrigsten Arbeitslosenquote seit 1969 liegt wiederum die Arbeitsmarktauslastung immer noch über seinem Tief von 2000. Die durchschnittlichen Stundenlöhne und die Gehälter im privaten Sektor steigen laut "Employment Cost Index" über drei Prozent. Die Grundlagedaten der Konsumausgaben, des Vertrauens, des Lohnzuwachses und des Beschäftigungswachstums sind gesund", so der Ökonom.
Daher sei zu erwarten, dass die Konsumausgaben weiterhin über dem Trend liegen werden. Gesunde Investitionen und kräftige Ausgaben der privaten Haushalte dürften das US-Wachstum im kommenden Jahr daher bei drei Prozent oder mehr halten. Das sollte dann die längste Phase an Wirtschaftswachstum in der Geschichte der USA sein.
Europa: Zinserhöhung wahrscheinlich
"Es ist zu erwarten, dass das Wirtschaftswachstum 2018 und 2019 um 1,5 und 2 Prozent zulegen wird. Das auf‘s Jahr hochgerechnete BIP stieg im dritten Quartal 2018 nur um 0,6 Prozent, der schwächste Wert seit der weltweiten Schuldenkrise, nachdem die Rate in der ersten Jahreshälfte bei 1,7 Prozent gelegen hatte", erklärt Baur. Doch diese Abschwächung dürfte nicht lange andauern, da vorübergehende Probleme der deutschen Autoindustrie die Schwäche überhaupt erst hervorgerufen haben. Der Arbeitsmarkt sei nach wie vor eine solide Stütze für das Wirtschaftswachstum, wobei die Arbeitslosenquote in der Eurozone ein zyklisches Tief von 8,1 Prozent erreicht habe. Wenn sich das Wirtschaftswachstum auf einem solidem Niveau bewege und die Inflation sich im Rahmen halte, werde die EZB wohl eine Normalisierung der Zinspolitik in der Eurozone einleiten. Das EZB-Anleihenkaufprogramm werde voraussichtlich im Dezember auslaufen, und in der zweiten Jahreshälfte 2019 werde wohl mit der Zinserhöhung begonnen. Schwäche sich das Wachstum weiter ab, könnte die EZB die Bankkreditvergabe wieder aufstocken anstatt die Anleihenkäufe wieder aufzunehmen.
Japan: Inmitten eines "Mini-Booms"
Das Wirtschaftswachstum in Japan dürfte in diesem und im nächsten Jahr zwischen 1 bis 1,5 Prozent liegen. "Das mag schwach erscheinen, doch der Wert liegt über dem Trend und ist für ein Land mit sinkender Bevölkerungszahl von großer Bedeutung", sagt Baur. Tatsächlich befinde sich Japan gerade in einer Art "Mini-Boom". Der Arbeitsmarkt sei in der besten Verfassung seit Jahrzehnten: Das Verhältnis von Stellenangeboten und Bewerbern sei das günstigste seit den 1970er-Jahren, die Arbeitslosenquote belaufe sich auf niedrige 2,3 Prozent und liege nahe dem niedrigsten Wert der frühen 1990er-Jahre. "Unternehmensgewinne erzielen immer neue Rekorde und die Beschäftigung ist die höchste in der Geschichte des Landes, da auch immer mehr Frauen in den Arbeitsmarkt eintreten. Das Lohnwachstum nimmt zu, was sich positiv auf die Konsumausgaben auswirken dürfte", veranschaulicht der Experte. Doch eine mögliche Erhöhung der Mehrwertsteuer um zwei Prozentpunkte im kommenden Jahr könnte zu einer Verlangsamung der Wirtschaft führen. Ein starker Anstieg der Staatseinnahmen könnte dies hinauszögern.
China: Stimuli für weiteres Wirtschaftswachstum
Chinas Wirtschaftswachstum schwächte sich im dritten Quartal auf 6 Prozent ab. Daher versuche die Regierung, die Wirtschaft zu stimulieren - allerdings durch Anreize für die Haushalte, und nicht durch die Öffnung von Kreditquellen. Es sei daher zweifelhaft, ob diese Bemühungen einen positiven Einfluss auf das Wirtschaftswachstum hätten. "Amtsträger wollen den Konsum ankurbeln und entscheiden sich für Steuersenkungen, etwa eine mögliche Halbierung der Kfz-Steuer und eine Senkung der Zinssätze. Anhaltende strukturelle Probleme werden das Wirtschaftswachstum in China mehrere Jahre verlangsamen. Die Zahl der Arbeitskräfte könnte als Folge der Ein-Kind-Politik zeitnah sinken", demonstriert Baur. Die Regierung wolle die Umweltverschmutzung eindämmen und den Schuldenanstieg bremsen. Zudem könnte der seit 25 Jahren boomende Immobilienmarkt seinen Höhepunkt erreichen. Der Anstieg des BIP werde sich im Laufe des nächsten Jahres auf einen mittleren Fünf-Prozent-Bereich hin verlangsamen.
Schwellenländer: Wirtschaft unter Druck
Die Schwellenländer hätten sowohl Gegen- als auch Rückenwind. In Ostasien sei Chinas wirtschaftliche Schwächung zu spüren. "Der "Einkaufsmanager-Index" lag in Taiwan, Malaysia und Thailand unter 50. Außerhalb der Schwellenmärkte Asiens könnte ein schwächerer US-Dollar die Aussichten für 2019 verbessern. Der große Abwärtstrend der Rohstoffpreise im Jahr 2018 belastet die Exporteure stark", sagt Baur. Doch wenn die weltweite Verlangsamung des Wirtschaftswachstums zumindest außerhalb Chinas vorüber sein sollte, dürften Rohstoffe keine Last mehr sein. Höhere US-Zinssätze seien für Schuldtitel der Schwellenländer allerdings ein großes Risiko. Zusammenfassend lasse sich sagen, dass das Wirtschaftswachstum der unterschiedlichen Regionen im kommenden Jahr weniger divergieren dürfte, als dies 2018 der Fall war. Während sich die US-Wirtschaft und China etwas verlangsamt, wachsen Europa und Japan bei gleichem Tempo weiter. "Die Exporteure unter den Schwellenländern leiden unter den sinkenden Rohstoffpreisen. Darüber hinaus könnten höhere US-Zinssätze die Schwellenmärkte unter Druck setzen", resümiert Baur.
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