25.02.2019
Principal Global Investors: Global Risk 2019-Serie (I) - Die drei größten makroökonomischen Risiken 2019
Köln, den 25.02.2019 (Investmentfonds.de) -
Bob Baur,Chief Global Economist (CGE)
Was geschieht, wenn man einen Ökonomen, eine Anlagestrategin und einen CIO über
die aus ihrer Sicht größten Risiken des Jahres 2019 befragt? Die Antworten finden
Sie in der Global Risk 2019-Serie von Principal Global Investors (PGI).
In Teil 1 wirft Chief Global Economist (CGE) Bob Baur einen Blick auf die
aktuell größten makroökonomischen Risiken für die Finanzmärkte.
1. Chinas Schuldenproblem - nicht unmittelbar, aber mit enormen globalen
Auswirkungen
Baur rechnet nicht damit, dass das Risiko, welches von Chinas
Schuldenberg ausgeht, kurzfristig akut werden könnte. Sollte es aber doch dazu
kommen, wären die Auswirkungen immens. "In den letzten 15 Jahren ist die
Gesamtverschuldung Chinas massiv gewachsen und Unsicherheit über die Rückzahlung
dieses Schuldenbergs könnte die globalen Märkte beeinträchtigen", erklärt Baur.
Der Auslöser könnte ein Einbruch der Wohnimmobilienpreise in China sein. "Ein
Preiseinbruch auf breiter Front könnte Investoren verunsichern und Investments
aus dem chinesischen Markt drängen", so der Ökonom. Die Folge wäre eine
Kettenreaktion: Ein Wegbrechen der Investments würde den Yuan unter Druck setzen.
Die Zinsen würden als Folge wahrscheinlich steigen und die chinesische Regierung
könnte sich gezwungen sehen, die Währung abzuwerten. Sollte es zu einer
Vertrauenskrise kommen, würden Unternehmen wahrscheinlich ihre Investitionen
herunterfahren. Und wenn die Verbraucher nervöser werden, könnten in der Folge
die Einzelhandelsumsätze fallen.
"Ab diesem Zeitpunkt könnte die Schuldenproblematik in Unternehmen und
insbesondere Staatsunternehmen sichtbar werden, wo sich der größte Anteil des
Schuldenbergs befindet", unterstreicht Baur. "Die Auswirkungen würden
wahrscheinlich über die Landesgrenzen hinaus spürbar und Druck auf
Schwellenländer ausüben, die mit China Geschäfte machen, sowie auf Länder wie
Deutschland, die nach China exportieren." Baur verweist zudem darauf, dass eine
niedrigere chinesische Nachfrage Ölpreise und Rohstoffpreise nach unten ziehen
könnte.
2. Pessimismus unter US-Unternehmern als sich selbst erfüllende Prophezeiung
Ein weiteres makroökonomisches Risiko verortet Baur in einer möglichen Rezession
in den USA aufgrund des verbreiteten Pessimismus unter US-Unternehmern. "Ich sehe
zwar noch keine Rezession am Horizont. Aber bei Investoren schien sich Ende 2018
die Idee einer ins Haus stehenden Rezession zu verfestigen, da der Aktienmarkt
einbrach", so Baur. Mit den Turbulenzen an den Aktienmärkten habe sich zeitgleich
das Sentiment unter Wirtschaftsführern eingetrübt. Fast die Hälfte der im Duke
CFO Global Outlook befragten US-Finanzchefs habe angegeben, dass sie bis Ende
2019 mit einer Rezession in den USA rechneten. Weitere 82 Prozent der Befragten
denken zudem, dass eine Rezession spätestens Ende 2020 einsetzen würde.
"Die Wahrnehmung, dass eine anhaltende Abwärtsdynamik an den Aktienmärkten
vorliegen könnte, bestärkt die Führungskräfte der US-Unternehmen in ihrer Annahme,
dass sich eine Rezession ankündigt. Sie fangen dann an, in Deckung zu gehen,
schaffen dadurch aber erst die Rahmenbedingungen für eine - wenn auch milde -
Rezession", so Baur. Aus seiner Sicht stellt das fast eine sich selbst erfüllende
Prophezeiung dar.
3. Mögliche Fehltritte der großen Notenbanken – geldpolitische Fehlentscheidung
oder fehlinterpretierte Kommunikation
Ein weiterer Faktor in der Risiko-Trias könnten die weltweit führenden
Notenbanken sein. Risiken drohten entweder durch geldpolitische Fehlentscheidungen
oder in fehlinterpretierter Kommunikation einiger der weltweit größten
Zentralbanken. Der Experte verweist auf das Beispiel der US-Notenbank Fed.
"Der Aktienmarkt ist nach den Kommentaren Powells im Dezember, die als ein ,volle
Kraft voraus' beim Kurs der restriktiven Geldmarktpolitik interpretiert wurden,
eingebrochen." Die Fed und Powell hätten diesen Kurs Ende Januar umgekehrt und
betonen nun zinspolitische Geduld anstatt graduelle Zinsanhebungen. "Risiken zu
vermeiden wird nicht nur eine aufmerksame Strategie der Notenbanken erfordern,
sondern auch eine transparente Kommunikation", resümiert Baur.
Quelle: Investmentfonds.de