Internationale Rentenmärkte - Kein Royal-Bonus für das Britische Pfund
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* Der Wind frischt auf: Risikobereitschaft sinkt
* Zins-Alternativen zum Euro weiterhin zahlreich und attraktiv
* US-Dollar bleibt Trumpf: Liquidität und Rendite überzeugen
Hätte ich den bisherigen Jahresverlauf am Kapitalmarkt in die Form eines Wetterberichtes gießen wollen, so hätte ich noch vor einer Woche die Formel "angenehm sonnig" gewählt. Allerdings zogen binnen weniger Tage wieder - altbekannte - graue Wolken auf: Der Handelskrieg zwischen den USA und China erfuhr eine unerwartete Verschärfung, Nordkorea rief sich mit einigen Raketentests in Erinnerung, der Iran drohte seinerseits die Suspendierung des Atom-Abkommens an und in der Türkei übte sich die politische Willkür am kurz zuvor gewählten Istanbuler Bürgermeister. Der aufrauende Wind griff in Teilen auch auf die Kapitalmärkte über - und die Aktienkurse drehten auf breiter Front südwärts.
Denn die Frage, ob wir angesichts dieser und anderer politischer Entwicklungen in eine Rezession abgleiten oder uns doch noch fangen, ist keine Frage mehr, die man Land für Land abklopft. Dafür sind die globalen Liefer- und Finanzketten zu lang und zu vielschichtig geworden. Sollte sich diese Entwicklung an den Aktienmärkten verstetigen, wird das deshalb auch Auswirkungen auf die naturgemäß in meinem Fokus stehenden Rentenmärkte haben.
US-Dollar: Staatsanleihen sind eine Bank
Hier ist es im bisherigen Jahresverlauf für den in Euro rechnenden Anleger richtig gewesen, US-amerikanische Staatsanleihen zu halten. Die dortigen Unternehmensanleihen bieten meines Erachtens noch kein Niveau, das einen Umstieg lohnenswert erscheinen lässt. Doch blickt man in die jüngere Geschichte, so ähnelt das derzeitige Szenario in Teilen der Situation, wie wir sie aus 2016 erinnern: Der Markt hat weitere Zinserhöhungen bereits ausgeschlossen, erste Teilnehmer vermuten sogar, dass die FED in der zweiten Jahreshälfte eine Zinssenkung bekanntgeben könnte. Sollte sich das nicht bewahrheiten und die FED stattdessen eine Zinserhöhung beschließen, würde das zu kräftigeren Reaktionen führen. Und könnte demzufolge erneut Druck auf die Emerging Markets und ihre Währungen ausüben.
Exotische Beimischungen: klein, aber fein
Bislang aber war es richtig, die Emerging Markets nicht zu vernachlässigen. Zu den Adressen, die man in den vergangenen Monaten bereits in kleinen Dosen beimischen konnte, gehört Südafrika. Wer unter der Annahme, dass sich Präsident Cyril Ramaphosa trotz Stimmverlusten seines ANC an der Macht würde halten können, schon vor Wochen bei den Staatsanleihen vom Kap zugegriffen hatte, wurde belohnt. Auf Sicht wird der Rand zwar nicht abheben - aber man weiß, was man an der Währung hat.
Ähnlich gelagert sind die Aussichten für die Indonesische Rupie. Der Staat, der in wenigen Jahren 300 Millionen Einwohner beherbergen wird, verfügt über eine wachsende Binnennachfrage, hat aus der Asienkrise Ende der 1990er Jahre gelernt und durch eine restriktive Währungspolitik einen stabilen Rahmen geschaffen.
Will man dem eigenen Renten-Portfolio keine Exoten aus fernen Ländern beimischen, wird man vor der eigenen Haustür fündig. Norwegen, ein Land ohne Staatsschulden, bietet eine stabile Währung und einen gleichwohl sichtbaren Zinsaufschlag gegenüber dem Euro. Und wer für die Dauer seines Investments an eine stabile Ölnachfrage glaubt, sollte nicht enttäuscht werden.
Zuwachs an Thronfolgern keine Stütze fürs Britische Pfund
Enttäuschungen vorprogrammiert scheinen mir hingegen für das Britische Pfund. Die sich hinziehende Entscheidung über Art und Weise des Brexits wird zu langanhaltenden Belastungen für die heimische Wirtschaft führen. Das kann auch ein etwaiger Celebrity-Tourismus um Archie Harrison, den Jüngsten und Siebtplatzierten auf der Liste der britischen Thronfolger, nicht auffangen. Im Ergebnis sind Zinserhöhungen auf längere Zeit nicht in Sicht. Die Zinsbindungsfrist britischer Titel sollte deshalb lang gewählt werden.
Die Beimischung der vorab skizzierten und anderer Währungen kann den durchschnittlichen Kupon des eigenen Portfolios zwischen 0,25 und 7,00 Prozent heben - und das bei überschaubaren Risiken. Zum Event könnte allerdings in der zweiten Jahreshälfte der Abschied Mario Draghis werden. Käme hier ein Nachfolger zum Zuge, der erkennbar ohne Südeuropa-Bias ist, könnte das den Euro gegenüber allen anderen Währungen, vor allem aber natürlich gegenüber dem US-Dollar stärken.
Aber bis dahin bestehen gute Chancen, noch den zeitanteiligen Kupon eines diversifizierten Fremdwährungsportfolios zu verdienen. Womit dann zumindest auf der Rentenseite eine Fortsetzung des angenehm sonnigen Wetters gegeben wäre.
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