J.P. Morgan AM: "Der Winter naht" - trotz Hitzewelle
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Die politischen Konflikte und Unsicherheiten sind nach wie vor zahlreich, parallel werden die konjunkturellen Risiken in der Weltwirtschaft Monat für Monat größer. Laut Tilmann Galler, globaler Kapitalmarktstratege bei J.P. Morgan Asset Management, lässt sich diese Situation ungeachtet der aktuellen Hitzewelle mit einem Zitat sehr passend zusammenfassen: "Der Winter naht." Dieser zentrale Satz aus der Erfolgsserie "Game of Thrones" wird inzwischen in vielen Bereichen gern genutzt, um vor großen sich aufbauenden Gefahren zu warnen, während sich trotz wachsender Bedrohung die Protagonisten mit Leidenschaft bekämpfen. Galler sieht Parallelen im aktuellen Umfeld: "Nach Jahren des Wachstums könnte angesichts der vielen ungelösten Konflikte der Winter in der Konjunktur Einzug halten - mit entsprechenden negativen Folgen für Gewinnentwicklung und Aktienmärkte." Ungeachtet der inzwischen bedrohlichen Situation gehen auf politischer Ebene die Auseinandersetzungen zwischen den involvierten Staaten weiter und nehmen teilweise an Schärfe zu.
Erste Spuren im verarbeitenden Gewerbe sichtbar In Europa scheint der Brexit nach dem Rücktritt der Premierministerin und angesichts schwindendem Rückhalt der Konservativen und der Labour Party in der Bevölkerung eine immer schwerer lösbare Aufgabe zu sein. In Italien stehen die Zeichen nach dem erneuten Wahlerfolg der Liga Nord bei den Europawahlen auf Konfrontation mit der Europäischen Kommission beim Thema Fiskalpolitik. In der Türkei könnte die Wirtschaft unter möglichen US-Sanktionen aufgrund des Kaufs einer russischen Raketenabwehr leiden. "Auf globaler Ebene ist nach dem vorläufigen Scheitern der chinesisch-amerikanischen Handelskonsultationen der Freihandel immer noch in der Defensive", analysiert Tilmann Galler. Besorgniserregend waren die Strafzolldrohungen des US-Präsidenten gegen Mexiko wegen der Problematik der illegalen Einwanderung, was der Welt verdeutlicht hat, dass die USA bereit sind, Strafzölle auch außerhalb von Handelsfragen als politisches Druckmittel einzusetzen.
Die Summe der politischen Hiobsbotschaften hinterlässt inzwischen tiefe Spuren im verarbeitenden Gewerbe: Der globale Einkaufsmanagerindex ist im Mai auf den tiefsten Stand seit der Eurokrise 2012 gefallen. Aufgrund der Sorgen über die weitere Entwicklung stellen viele Unternehmen ihre Investitionsvorhaben zurück. Auch auf dem Arbeitsmarkt trübt sich die Stimmung allmählich ein - die Bereitschaft für Neueinstellungen schwindet.
Wirkung geldpolitischer Maßnahmen fraglich Die US-Regierung nimmt nach Ansicht von Tilmann Galler die aufkommende Schwäche in der Wirtschaft zum Vorwand, den Druck auf ihre Notenbank zu erhöhen. Zinssenkungen sollen demnach der Schutzwall vor einer drohenden Rezession sein. Doch selbst wenn die Federal Reserve dem Ruf der Politik mit zwei Zinssenkungen in diesem Jahr folgen sollte, sei es zweifelhaft, ob damit die gewünschte Wirkung erzielt werden könnte. "Allein der auslaufende Fiskalstimulus wird bis zum Ende des Jahres 1 Prozent des US-Wachstums kosten. Ob das Wachstum sich stabilisieren wird hängt davon ab, wie die Unternehmen auf die globalen Konflikte reagieren und nicht ob die Finanzierungskosten ein halbes Prozent tiefer liegen. Der Ball liegt also eher bei der Politik als bei den Zentralbanken", erklärt Galler.
Aktienrally wird ohne Gewinnwachstum ausgebremst Nachlassendes Wirtschaftswachstum, ein im Vergleich zum Vorjahr niedriger Ölpreis und stagnierender Welthandel werden nach Analyse von Tilmann Galler dem Umsatzwachstum schaden, während der Anstieg der Lohnkosten aufgrund der aktuellen Vollbeschäftigung voraussichtlich stabil bleiben wird. Entsprechend wird der Margendruck für die Unternehmen in den kommenden Quartalen zunehmen. "Auch wenn der Anteil der USA am internationalen Warenverkehr bei nur 8 Prozent liegt, zeigen die historischen Erfahrungen, dass die Gewinnentwicklung der US-Unternehmen sehr hoch korreliert ist mit der Aktivität im Welthandel. Eine Fortsetzung der Aktienrally ohne Aussicht auf entsprechendes Gewinnwachstum - also allein basierend auf expansiver Notenbankpolitik - ist nach unserer Ansicht nicht sehr realistisch", erklärt Galler. Eine notwendige Bedingung für höhere Unternehmensgewinne wäre zumindest eine Deeskalation in der Handelspolitik - gelingt es nicht, in den kommenden Sommerwochen die nötigen Weichen zu stellen, könnte der wirtschaftliche Winter für viele Unternehmen schneller kommen als der kalendarische.
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