JKC Kommentar: "Coronavirus: Infektionsgefahr für die Wirtschaft?"
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Unser Optimismus zu Jahresbeginn wurde durch das neue Coronavirus, das sich seit Ende Dezember aus Wuhan heraus ausbreitet, gedämpft. Als SARS 2002/2003 auftrat, befanden wir uns im Epizentrum. Wir können uns noch lebhaft an die Situation erinnern, wie wir damals die Portfolios angepasst haben und was passierte, als alles vorbei war. Doch die Situation von 2002/2003 ist mit dem jetzigen Ausbruch leider nicht zu vergleichen.
Das Virus selbst scheint sich viel schneller als SARS zu verbreiten, ist aber weit weniger tödlich (die Todesrate liegt bei 2,2 % gegenüber 9,6 %), obwohl beide zur gleichen Virusfamilie gehören. Die bisherigen Todesopfer lebten fast alle in der Provinz Hubei. Außerhalb von Hubei gab es lediglich acht Todesfälle, und nur zwei außerhalb Chinas. Viele Patienten wurden bereits geheilt und nach Hause entlassen.
Weitere Unterschiede sind bemerkenswert: Vor siebzehn Jahren reisten die Chinesen kaum innerhalb Chinas, geschweige denn ins Ausland. Es gab dort keine sozialen Medien und kaum Internetanschlüsse, Informationen verbreiteten sich nicht schnell. Heute ist das Gegenteil der Fall.
Damals weigerte sich die chinesische Regierung, sich der Realität zu stellen und versuchte, die Situation so lange zu verheimlichen, bis es nicht mehr ging. Heute will sie der Welt zeigen, dass sie proaktiv ist, indem sie sich nachdrücklich mit der Situation befasst. Die Entscheidung, 56 Millionen Menschen abzuschotten und praktisch jeden daran zu hindern, die Provinz Hubei zu betreten oder zu verlassen, ist beeindruckend und erklärt, warum so wenige Menschen außerhalb dieser Provinz gestorben sind. Im Ausland scheint ein Wettbewerb zwischen Regierungen und Unternehmen darüber entbrannt zu sein, wer am meisten dafür tut, der Welt zu zeigen, dass wirksame Maßnahmen ergriffen werden, um ihre Bürger und Angestellten nach Hause zu bringen und eine Infizierung zu verhindern. Auch, wenn diese Schritte als übertrieben betrachtet werden könnten. Und natürlich sind die Medien von solchen Aktionen begeistert, da sie mit ihrer Sensationslust ein Gefühl der Hysterie schüren, das wiederum die Finanzmärkte nicht kalt lässt.
Die kurzfristigen Auswirkungen auf die chinesische Wirtschaft könnten leider viel schwerwiegender sein als 2003, da das gesamte Land durch die umfassenden Regierungs- maßnahmen buchstäblich gelähmt ist. Die Feiertage des chinesischen Neujahrs wurden in 14 Provinzen, die für 69 % des chinesischen BIP verantwortlich sind, (bisher) um zehn Tage verlängert. Ähnliche Schritte, die sich auf die Angebotsseite der Wirtschaft auswirken, wurden während der SARS-Krise nie ergriffen.
Mit anderen Worten: Das BIP-Wachstum wird nicht nur durch einen starken Konsumrückgang, sondern auch durch einen deutlichen Produktionseinbruch beeinträchtigt. Und das ist neu. Sollte die Feiertagsverlängerung erweitert werden, wäre wahrscheinlich ein Dominoeffekt in allen Ländern zu erwarten, die stark auf Importe aus China angewiesen sind. Daher rechnen wir damit, dass der Rückgang des BIP-Wachstums im 1. Quartal 2020 sehr deutlich ausfallen wird. Die offizielle PMI-Zahl für das verarbeitende Gewerbe im Februar wird schrecklich sein (die Januarwerte [50, für den offiziellen Index, 51,1 für den Caixin-Index] wurden vor der Abriegelung berechnet). Positiv betrachtet, verschwand SARS nach einigen Monaten so plötzlich wie es kam. Wir hoffen, dass dies auch dieses Mal der Fall sein wird - vor allem angesichts der strengen Isolationsmaßnahmen in der Provinz Hubei. Aktuell gehen wir davon aus, dass die Geschäftstätigkeiten so schnell wieder aufgenommen werden, wie sie zurückgegangen sind, und die liegengebliebenen Aufträge viele Überstunden in den Fabriken nach sich ziehen.
Unser vorheriges Ausgangsszenario war, dass China seine Wirtschaft in diesem Jahr nicht ankurbeln würde, weil kein Anlass dazu hatte, solange das Wachstum auf einen moderaten Rückgang folgte. Heute sieht die Situation ganz anders aus: Einen Aufschwung in Gang setzen und die chinesische Wirtschaft durch eine Kombination aus Geldpolitik und Zuschüssen für private Haushalte zu fördern - zugunsten derer, die derzeit die Hauptlast des wirtschaftlichen Rückschlags tragen. Dies ist ein Szenario, das im Ständigen Ausschuss des Politbüros leicht Anhänger finden könnte, selbst wenn es zu einer kurzfristigen Erhöhung des Verschuldungsgrads und einer plötzlichen Verschlechterung des chinesischen Haushaltsdefizits führt. Es ist sicherlich ein Szenario, das sich nicht so leicht von der Hand weisen lässt und das sich sehr positiv auf die Märkte auswirken würde. Dies umso stärker, sollte sich die Weltwirtschaft in einem Abschwung befinden und China zusätzlichen Gegenwind von der US-Regierung bekommen.
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