Intensivstation: Deutsche Industrie und Automobilwirtschaft

Investmentfonds.de | Die Industrieproduktion schrumpft seit Jahren, nun kommen zusätzliche Schläge durch US-Zölle auf Autoimporte von 25% hinzu, die dazu führen werden, dass die deutsche Automobilwirtschaft weiter schrumpft und mit ihr zusammenhängende Gewerbebereiche. Es gibt kaum einen Gewerbebereich in Deutschland, der produktiver ist als die deutsche Automobilwirtschaft. An der Automobilwirtschaft hängen nicht nur die Arbeitsplätze und direkten Steuereinnahmen der Kommunen und des Staates, sondern auch die Zulieferbetriebe und die Sekundärwirtschaft, wie etwa Bäckereien, Handelsketten und Friseursalons etc., hängen an der Produktion der Automobilwirtschaft. Schrumpft die Automobilwirtschaft dann fallen hinten runter auch die Arbeitsplätze in der Sekundärwirtschaft und die Steuereinnahmen und Sozialversicherungsbeiträge in den Sozialkassen gehen zurück.
Deutschlands Industrie schrumpft seit 2018

Da kaum ein Wirtschaftsbereich so produktiv und steuerreich ist, trifft ein Abbau der Automobilproduktion und der Steuerabgaben in Deutschland auch die Kommunen und den Staat sehr hart. Der Staat wird die fehlenden Einnahmen nicht einfach ersetzen können und muss sich dann in seinen Aufgaben und Ausgaben einschränken. Auf Dauer kann der Staat fehlende Steuereinnahmen auch nicht durch mehr Schulden wettmachen, da es kaum Gläubiger gibt, die ein solches Finanzierungsdefizit finanzieren wollen. Dem Staat bleibt am Ende nur das Gelddrucken der Zentralbanken zur Finanzierung seiner Defizite und die damit einhergehende galoppierende Inflation. Alternativ sind Erhöhungen der Steuern und Sozialabgaben für die verbleibenden Betriebe und Arbeitnehmer das letzte Mittel, was wiederum auch diese Betriebe unrentabel macht, die dann am Weltmarkt nicht mehr konkurrieren können und somit am Ende auch zur Aufgabe ihres Betriebes gezwungen werden. Viele Arbeitnehmer machen die Erhöhungen der Steuern und Sozialabgaben auch nicht mit auf lange Sicht und verlassen Deutschland zu Hunderttausenden jedes Jahr. So haben in den letzten Jahren etwa 250.000 deutsche Fachkräfte jährlich Deutschland Richtung Schweiz, USA und Kanada u.a. verlassen.
Im Jahr 2023 gab es rund 1,3 Millionen Abwanderungen aus Deutschland. Darunter waren 265.000 Deutsche, insbesondere viele gut ausgebildete Fachkräfte, wie etwa Ärzte, Ingenieure und Facharbeiter, gehörten dazu, Humankapital das der deutschen Wirtschaft über Jahrzehnte dann fehlt. Das bedeutet, dass Deutschland insbesondere für qualifizierte Fachkräfte wenig attraktiv ist, die Gründe sind vielfältig und verheerend. Denn ohne diese in Deutschland ausgebildeten jungen Fachkräfte als Humankapital, in das die Familien und der Staat über Schule und Ausbildung in Deutschland investiert haben, fehlt der deutschen Wirtschaft deren Innovationskraft und Arbeitsleistung. Da diese abgewanderten deutschen Fachkräfte nicht durch entsprechend qualifizierte Zuwanderung ersetzt werden können, führt der gesamte Zuwanderungs- und Abwanderungsprozess per Saldo zur Schrumpfung der Wirtschaft.
Abwanderungen aus Deutschland (1991 - 2023)

So schreibt die in- und ausländische Presse bereits seit Jahren den Abgesang auf die deutsche Wirtschaft. Bloomberg titulierte beispielsweise bereits am 10.02.2024, "Deutschlands Tage als industrielle Supermacht sind gezählt. Die Energiekrise bedeutete für viele Betriebe den Todesstoß. Das politisch gelähmte Berlin scheint kein Rezept zu haben. ... Die riesige Produktionshalle in Düsseldorf flackerte letzten September im Licht von Fackeln und Bengalos, als nach dem letzten Akt für das Industriedenkmal der Vorhang fiel. Viele der 1.600 Menschen, die ihren Arbeitsplatz verloren, schauten mit versteinerter Miene zu, als das glühende Metall des letzten Stahlrohrs der früheren Mannesmannröhren-Werke im Walzwerk zu einem perfekten Zylinder geglättet wurde. Die Zeremonie beendete die 124-jährige Geschichte der Fabrik im Stadtteil Rath, die zuletzt der französischen Vallourec gehörte. In der Blütezeit der deutschen Industrialisierung errichtet, überstand sie zwei Weltkriege und mehrere Eigentümerwechsel. Doch die Nachwirkungen der Energiekrise waren ihr Ende."
Deutschlands Ende als industrielle Supermacht

Wenn die neue schwarz-rote Regierungskoalition nicht versteht, dass das Verbrennerverbot ihre Basis für die Steuereinnahmen und die Sozialversicherungen erodieren lässt, dann haben wir es mit Staatsversagen zu tun. Denn wenn ganze Industriezweige abwandern in die USA und ins benachbarte Ausland, dann wird man diese Industrien und das Knowhow nicht durch einen Handschlag später wieder zurückholen und neu aufbauen können, Unternehmen sind keine Zugvögel, die im Herbst wegziehen und im Frühjahr wiederkommen, wenn das Wetter wieder besser ist. Einmal abgebaut sind die Unternehmen, ihr Wissen, ihre Unternehmensnetzwerke und ihre Arbeitsplätze und damit auch die Steuereinnahmen meist für immer weg. Dann ist der Industriestandort in Deutschland für immer tot, der heute auf der Intensivstation liegt.
Man sieht, dass weltweit die Industrieproduktion steigt, während sie in Deutschland schrumpft, an der Nachfrage kann es also nicht hängen, Deutschland hat ein strukturelles wettbewerbliches Problem. Grund sind zu hohe Strom- und Energiepreise und eine politisch induzierte und selbstgewählte CO2 Bepreisung in Deutschland und auf EU-Ebene. Doch Unternehmen aus Deutschland und der EU konkurrieren nicht nur innerhalb der EU, sondern auf dem Weltmarkt und die Kunden und Konsumenten auf dem Weltmarkt interessieren die CO2 Steuer der EU recht wenig, die interessiert nur ein konkurrenzfähiges Produkt zu einem akzeptablen Preis.
"Industrieproduktion Deutschland" vs. "Rest der Welt"

Es ist also nicht mehr die Frage ob es zu einer Deindustrialisierung in Deutschland kommt, die ist im vollen Gange spätestens seit 2018, wie eine Untersuchung der DZ Bank zeigt. Seit 2022 hat sich der Trend zur Deindustrialisierung in Deutschland dramatisch verstärkt, was insbesondere auch auf die gestiegenen Energiepreise zurückzuführen ist.
Deindustrialisierung in Deutschland

Grund für die Deindustrialisierung sind laut DZ Bank hohe Arbeitskosten, steigende Steuerbelastungen, überbordende Bürokratie und Fachkräftemangel. Seit ihrem Hoch im Jahr 2018 sei die Industrieproduktion in Deutschland um 16 Prozent gefallen. "Mit dem Ukraine-Krieg kamen fehlende Energielieferungen und hohe Energiepreise hinzu. In energieintensiven Branchen ist die Produktion seit 2018 dementsprechend sogar um rund ein Viertel geschrumpft." Diese Faktoren seien in der Summe kein fruchtbarer Boden für inländische und ausländische Investitionen in Deutschland. Die Dramatik der Deindustrialisierung zeigt nun deutlich in der Entwicklung der Direktinvestitionen in Deutschland, so die DZ Bank: "Auch der Rückgang der ausländischen Direktinvestitionen in Deutschland zeichnet ein beunruhigendes Bild und deutet möglicherweise auf einen Trend zur Deindustrialisierung hin. In den Jahren 2018-2023 betrug die durchschnittliche jährliche Summe der Direktinvestitionen in Deutschland rund 97 Milliarden Euro, mit Spitzenwerten von 145 Milliarden Euro in den Jahren 2018 und 2020. Im Jahr 2023 könnten diese jedoch einen neuen Tiefstand von nur noch 15 Milliarden Euro erreicht haben." Quelle: https://dzresearchblog.dzbank.de/content/dzresearch/de/2024/03/20/kommt-es-zu-einer-deindustrialisierung-in-deutschland-.html
Für das Jahr 2024 sah es nicht viel besser aus. Das Institut der deutschen Wirtschaft schreibt: "Die Bundesbank hat für das Jahr 2024 einen deutlichen Rückgang der ausländischen Direktinvestitionen in Deutschland verzeichnet. Ausländische Unternehmen investierten lediglich 35 Milliarden Euro in der Bundesrepublik, wie aus den vorläufigen Daten der Bundesbank hervorgeht. Dies ist der zweitniedrigste Wert seit 2015."
So viel investieren ausländische Unternehmen in Deutschland

Noch kann eine neue schwarz-rote Regierungskoalition den Notfallpatienten Deutsche Automobilwirtschaft und Deutsche Industrie auf der Intensivstation retten mit einem guten Wirtschaftsexpertenrat, dem zwingend Grössen wie Prof. Dr. Hans-Werner Sinn, Prof. Dr. Veronika Grimm und Prof. Dr. Clemens Fuest angehören müssen, die nichts mehr werden wollen und nur das Beste für Deutschland wollen. Nicht Parteistrategen, sondern Wirtschaftsfachleute müssten in die Koalitionsverhandlungen eingebunden werden um den Notfallpatienten Deutsche Automobilwirtschaft und Deutsche Industrie auf der Intensivstation zu retten. Meint man es ernst mit der Rettung, dann müsste als erstes das Verbrennerverbot und die CO2 Steuer abgeschafft werden, ebenso müsste die Nordstream2 Pipeline wieder in Betrieb genommen werden, um die Chemieindustrie zu retten, bevor die USA und Russland der deutschen Industrie noch eine US-Transitgebühr obendrauf packen und die deutsche Industrie dann von dem Goodwill der USA abhängig wird.
Man hätte mit Zitronen gehandelt, wenn die Ampelregierung unter dem Wirtschaftsminister Robert Habeck die Inbetriebnahme von Nordstream2 verhindert hätte und am Ende die USA Nordstream2 wieder in Betrieb nimmt und dann einen erheblichen US-Transitaufschlag obendrauf packt, der dafür sorgt, dass die US Produkte strukturell und tendenziell immer günstiger bleiben als die deutschen oder europäischen Produkte. Eine neue schwarz-rote Bundesregierung muss alle trennenden ideologischen Unterschiede zur Seite legen und zum Wohle von Deutschland und der Bevölkerung entscheiden, denn ohne Industrie gibt es keinen Wohlstand mehr zu verteilen und keine ausreichenden Steuereinnahmen, um auch sonstige Projekte zu finanzieren, sei es Klimaschutz oder Sozialstaat. Der Patient Deutsche Industrie liegt auf der Intensivstation, ein klarer Kopf und schnelles Handeln ist jetzt gefragt in Politik und Wirtschaft, denn die Herzschläge der Deutschen Industrie, dem Rückgrat des deutschen Wohlstands, werden immer schwächer...
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