ODDO BHF | Berichtssaison f�r das 2. Quartal: Unternehmen zeigen sich widerstandsf�hig

Prof. Dr. Jan Viebig, Chief Investment Officer der ODDO BHF SE

Investmentfonds.de | �Die Zahlen f�r das zweite Quartal 2025 waren f�r Analysten und Anleger dieses Mal mehr als viertelj�hrliche Routine. Sie sind die ersten, von denen sich Investoren Licht auf die wirtschaftlichen Folgen der politischen und wirtschaftlichen Umbr�che in den USA, vor allem die Einf�hrung von umfassenden Einfuhrz�llen, erhoffen. Und auch wenn sie noch kein umfassendes Bild zeichnen, so sind die Unternehmensergebnisse in unsicheren Zeiten wie diesen ein zentraler Anhaltspunkt f�r die Anleger, die eigenen Erwartungen zu �berpr�fen und zu korrigieren. Sie sind der �Reality Check� f�r die Hoffnungen und Sorgen, die sich aus dem komplexen Gewirr der Informationen ergeben, die derzeit auf die Anleger einst�rmen.

�Ein Thema f�r die Anleger ist derzeit die Schw�che des US-Dollars, insbesondere im Verh�ltnis zu den europ�ischen W�hrungen. Vor allem bei global aktiven Unternehmen k�nnten sich die Wechselkursverschiebungen in den Ergebnissen niederschlagen. Europ�ische Unternehmen gelten eher als leidtragend, da sie international aufgestellt sind. Umgekehrt k�nnten in den USA, gerade im Technologiebereich, einige Unternehmen von der Dollarschw�che profitieren.

Aufmerksam verfolgt wird die Entwicklung in der Technologiebranche. Die gro�en Technologieunternehmen liefern bis dato einen wesentlichen Beitrag zum Gewinnwachstum der S&P-Unternehmen. Gleichwohl ist der Aufwand f�r Investitionen im Bereich K�nstliche Intelligenz enorm � Analysten sch�tzen die Kapitalausgaben von Microsoft, Meta, Amazon und Alphabet f�r das laufende Jahr auf insgesamt 311 Mrd. US-Dollar, im n�chsten Jahr auf 337 Mrd. US-Dollar. Diese Explosion der Investitionsausgaben sehen die Anleger mit gemischten Gef�hlen: Die Kosten sind hoch, der Abschreibungsbedarf steigt, aber die Ertr�ge aus den Investitionen m�ssen sich noch einstellen.

Erste Ergebnisse:

Gewinn�berraschungen in den USA, gemischte Resultate in Europa

Die Berichtssaison zum zweiten Quartal (Q2) nimmt langsam Fahrt auf. �

Schaut man auf das �berraschungsmoment, schneiden die Euro STOXX-Unternehmen in der laufenden Saison eher ung�nstig ab: Nur die H�lfte der Unternehmen konnte Bloomberg zufolge mit einer positiven �berraschung aufwarten, also einem Quartalsgewinn (pro Aktie) oberhalb der Analystensch�tzungen. Solide Ergebnisse lieferten bisher die Finanzdienstleister und Versorger sowie, etwas eingeschr�nkt, Technologie und langlebige Konsumg�ter ab. Grundstoffe, Industrie und Telekommunikation dagegen �berraschten eher negativ. Allerdings sind dies vorerst nur Tendenzaussagen, da in vielen Sektoren bisher nur wenige, oft kleinere Unternehmen ihre Zahlen vorgelegt haben. Zudem liegen die Gewinne (pro Aktie) der bisher berichtenden Unternehmen nach Bloomberg-Berechnungen in Summe mehr als 7 Prozent �ber den erwarteten.

Unter den berichtenden Unternehmen der laufenden Woche sind die Banken (Deutsche, BNP Paribas) mit positiven Gewinn�berraschungen hervorzuheben. Auch SAP konnte die Erwartungen �bertreffen. F�r den Jahresverlauf bekr�ftigte SAP die Einsch�tzung f�r das wichtige Cloud-Gesch�ft, deutete allerdings auf m�gliche Belastungen durch die Dollarschw�che und aufgrund der Verunsicherung der Kunden infolge von handelspolitischen Risiken hin. LVMH berichtet am Donnerstagabend Ergebnisse f�r das erste Halbjahr, die leicht hinter den Prognosen zur�ckblieben. Am Freitagmorgen hat auch der Volkswagenkonzern neue Zahlen vorgelegt. Zwar lag der Quartalsgewinn (allerdings nicht operativ) leicht �ber den Erwartungen, doch handelspolitischer Gegenwind und die wachsende Bedeutung margenschw�cherer Elektrofahrzeuge veranlassten den Autobauer dazu, die Prognose f�r das Umsatzwachstum f�r das Jahr zu kassieren.

Im S&P 500 dominieren die positiven �berraschungen bei Weitem. Von 162 berichtenden Unternehmen lieferten 137 ein Ergebnis oberhalb der Sch�tzungen ab. �

Aus den Nachrichten dieser Woche m�chten wir Thermo Fisher und Alphabet hervorheben. Beide Unternehmen konnten Ergebnisse �ber den Erwartungen vorlegen. Die Anhebung der Prognosen f�r das Gesamtjahr in Kombination mit der Erwartung eines robusten organischen Umsatzwachstums trugen bei der zuletzt gemessen am Aktienkurs eher ungeliebten Aktie von Thermo Fisher zu einem kr�ftigen Kurssprung bei. Auch Alphabet lieferte einen soliden �Beat� (Gewinnerwartungen �bertroffen). Bei der Google-Mutter fallen das unvermindert starke Kerngesch�ft (Suchmaschine) und die Erh�hung der KI-bezogenen Investitionen ins Auge. Letzteres hat die Begeisterung der Anleger etwas ged�mpft.

Chancen und Risiken f�r Anleger

Es f�llt allerdings auf, dass der US-Markt zur�ckhaltend auf das Feuerwerk der positiven �berraschungen reagiert. Negative �berraschungen werden deutlich abgestraft, positive nicht unbedingt mit Kursgewinnen belohnt. �

Der Finanzsektor im S&P 500 notiert dennoch nur knapp 1 Prozent �ber dem Stand von Ende Juni. Hier d�rfte eine Rolle spielen, dass die erwarteten Gewinne (pro Aktie) im Laufe des ersten Halbjahres und insbesondere w�hrend des zweiten Quartals kontinuierlich gesenkt worden sind, von Ende Dezember 2024 bis Ende Juni 2025 um insgesamt 5,7 Prozent. Die Messlatte, die zu schlagen ist, liegt somit nicht sehr hoch. M�glicherweise hat der Markt auch einiges der positiven �berraschungen schon im Juni und fr�hen Juli vorweggenommen.

Den bisher ver�ffentlichten Gesch�ftszahlen f�r das zweite Quartal zufolge zeigen sich die Unternehmen bisher recht widerstandsf�hig gegen�ber den zahlreichen Risiken. Sollte eine �vern�nftige� Einigung im Handelsstreit mit den USA zustande kommen, d�rfte die wirtschaftliche Stabilisierung im Euroraum weitergehen. Das k�nnte den hier ans�ssigen Unternehmen helfen. Die M�glichkeit eines schw�cheren Wirtschaftswachstums der USA im zweiten Halbjahr bei gleichzeitig h�heren Inflationsraten schreckt die Anleger nicht mehr sp�rbar ab. Auch die erwartete Beschleunigung des Gewinnwachstums zum Jahr 2026 hin bietet den Aktienm�rkten R�ckhalt. Dennoch sehen wir die M�rkte nicht ganz ohne Vorbehalt. Vor allem die hohen Bewertungen bieten wenig Spielraum, wenn etwas schlechter laufen sollte als erhofft. Es kommt unserer Einsch�tzung nach jetzt noch mehr als sonst darauf an, mit Umsicht an den Aktienm�rkten zu agieren und vielversprechende Titel mit gro�er Sorgfalt auszuw�hlen.�

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Quelle: Investmentfonds.de

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